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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fricke
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zwei verschiedene Klassen gesteckt, damit wir die Lehrer nicht verwirrten und voneinander los kamen, aber wir pflegten trotzdem ein gemeinsames Schulleben. Dann zwar nicht im Unterricht, obwohl wir mal eine Phase hatten, wo wir wild durcheinander die Klassen getauscht hatten, aber dafür in den Pausen und am Nachmittag. Jeder Junge, jedes Mädchen und jeder Lehrer wurde von uns gründlich unter die Lupe genommen. Wir wussten ja schon, dass wir anders waren, dass wir eine andere Religion hatten, aber das war nichts Besonderes. In der Stadt außerhalb, in der wir die Schule besuchten, gab es viele andere Religionen.
    „Ja, der hatte heute diese Mütze auf, wie ein Kleinkind, voll peinlich!“, rief ich und lachte laut los.
    „Ja, voll dämlich!“, pflichtete mir Luna bei, die gerade mit einer Schere ein Herz aus rotem Karton schnitt. 
    „Aber weißt du, was mir Charleen über Dennis erzählt hat?“, fragte ich dann und wurde ruhig, denn nun kam ein wirklich ernstes Thema. 
    „Was denn?“ Luna sah interessiert auf.
    „Dass Dennis in dich verliebt ist!“ Ich nickte, um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Luna sah mich geschockt an.
    „Nicht wahr!“, rief sie empört, schob ihre Unterlippe nach vorne und legte die Stirn in Falten. Ihre Reaktion hatte ich vorausgesehen, denn niemand wollte, dass Dennis in einen verliebt war. Ich musste lachen, was Luna nur noch mehr zum Schmollen brachte. Ich lachte so sehr, dass mein Bauch anfing, weh zu tun.
    „Das ist nicht komisch!“, fauchte meine Schwester beleidigt und suchte sichtlich nach Worten, um sich zu rächen, „Und in dich ist… ist Toni Klauser verliebt!“
    „Nimm das zurück! Das ist ja gar nicht wahr!“, rief ich nun aufbrausend. Der Schmerz in meinem Magen versetzte mich in eine angriffslustige Laune.
    „Wohl wahr! Joy hat es mir erzählt und Joy lügt nie!“, verteidigte Luna sich. Sie hatte die Schere samt dem halb ausgeschnittenen Pappherz auf den Tisch fallen lassen, war aufgestanden und starrte mich mit den Händen in den Seiten aus bösen Augen an. 
    „Soll ich sie etwa anrufen?“, forderte ich meine Schwester heraus.
    „Machs doch!“ Luna machte sich so groß es ging, aber wir nahmen uns nicht viel.
    „Gut, mache ich, wirst du ja schon sehen!“ Ich drückte die Klinke an unserer Zimmertür hinunter und wollte sie gerade aufziehen, als Luna bleich im Gesicht wurde.
    „Luna?“ Ich hielt inne, unsicher, was geschehen war. Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, aber ich rang das Gefühl nieder. Meine kleine Schwester war nun wichtiger.
    „Luna? Was ist?“ Panik mischte sich in meine Stimme, als meine kleine Schwester sich vor meinen Augen krümmte und mit einem lauten Plock auf den Knien landete.
    „Luna, Luna…“, murmelte ich wie von Sinnen. Ich ging hektisch ein paar Schritte auf sie zu, hielt aber inne, denn was sollte ich schon tun? Hilflos musste ich mit ansehen, wie meine kleine Luna zu Boden sackte und würgte.  
    „M-mama!“, rief ich so laut ich konnte. Luna machte mir Angst.
    „Mama, Hilfe!“ Meine Stimme klang hoch und schrill, doch es kam mir so vor, als würde sie nur bröckchenhaft aus mir hervorbrechen. Mein Magen fühlte sich an, als würden zwei Monster darin kämpfen. Ich ignorierte es. In meinem Kopf herrschte alleine die Angst vor und um meine Schwester.
    „Mama!“, rief ich erneut, aber noch immer hörte ich keine Regung im Haus. Wo war sie nur?
    Ich musste mit ansehen, wie sich meine Schwester auf den Laminatboden erbrach. Ich konnte noch die Reste vom Linseneintopf erkennen. Mein Magen zog sich zusammen und wollte sich ebenfalls entleeren, doch ich bezwang diesen Impuls.
    Die folgenden Bilder würde ich nie wieder vergessen:
    Ich sah, wie meine Schwester mittlerweile zuckend und mit von Schweiß verklebtem Haar auf dem Boden lag, wimmerte und keuchte. Doch dann begannen ihre Konturen zu verschwimmen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen und war fast der Meinung, meinen Verstand zu verlieren, denn Lunas Körper veränderte sich. Wie im Zeitraffer schwanden ihre Glieder, wurden kleiner und dünner. Ihre Finger bildeten sich zurück, bis nur noch kleine Stummel übrig waren, die sich an der Unterfläche schwarz färbten. Vier dicke Wülste entstanden, aus denen schwarze Krallen hervorbrachen.
    Ich konnte nicht mal mehr schreien.
    Lunas Rücken krümmte sich, dann streckte er sich wieder, ihre Schultern wurden schmal, verschwanden fast und ihre Wirbelsäule bog sich unter ihrem Shirt nach
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