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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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stehen und blickt in ein Schaufenster. Silencio tritt hinter einen Karren mit lauter Plastikrollen, weil er sieht, wie Raton und Playboy hinter anderen Sachen Deckung suchen, falls der Mann sich umschaut. Das tut der Mann zwar nicht, aber Silencio fragt sich, ob er die Straße nicht in der Scheibe beobachtet. Silencio hat das selbst schon getan.
    Der Mann schaut sich nicht um. Er steht da, die Hände in dem langen Mantel, und blickt in die Scheibe.
    Silencio knöpft sich die Jeans auf und wässert leise die Plastikrollen, darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Als er die Jeans wieder zuknöpft, sieht er, wie der Mann sich vom Schaufenster entfernt und weiter in Richtung Treasure geht, wo es Playboys Worten zufolge Menschen gibt, die wie Tiere leben. Silencio, der nur Hunde, Tauben und Möwen kennt, hat ein Bild von Men-41
    sehen mit Hundezähnen und Flügeln im Kopf. Wenn Silencio ein Bild im Kopf hat, geht es nicht wieder weg.
    Als er hinter dem Karren hervorkommt, weil auch Raton und Playboy ihre Deckung verlassen, um dem Mann zu folgen, sieht er, wie der Mann nach rechts abbiegt. Weg. Der Mann ist weg.
    Silencio blinzelt, reibt sich die Augen mit den Knöcheln, schaut wieder hin. Raton und Playboy gehen jetzt schneller. Sie versuchen nicht mehr, sich zu verstecken. Silencio geht ebenfalls schneller, um nicht zurückzufallen, und gelangt zu der Stelle, wo der Mann abgebogen ist. Ratons schmaler Rücken verschwindet hinter Playboy um diese Ecke, und weg ist er.
    Silencio bleibt stehen. Er spürt, wie sein Herz klopft. Tritt vor und lugt um die Ecke.
    Ein freier Platz, der für einen Laden gedacht ist, aber da ist kein Laden. Plastikplanen hängen von oben herab. Holzstücke, noch mehr Plastikrollen. Er sieht den Mann.
    Der Mann steht am hinteren Ende der Lücke. Sein Blick wandert von Playboy zu Raton und zu Silencio. Er schaut durch die runden Gläser. Silencio spürt, wie ruhig der Mann ist.
    Playboy geht auf den Mann zu, steigt mit seinen Stiefeln über das Holz, das Plastik. Er sagt kein Wort. Seine Hände stecken noch in den Manteltaschen. Raton rührt sich nicht, ist aber bereit dazu, und dann holt er das Messer von dort, wo er es aufbewahrt, klappt es mit jener raschen Drehung des Handgelenks auf, die er immer übt, und zeigt es dem Mann.
    Die Miene des Mannes verändert sich nicht, als er es sieht, und Silencio erinnert sich an andere Gesichter und daran, wie sie sich beim Anblick von Ratons Messer verändert haben.
    Jetzt steigt Playboy vom letzten Holzstück. Seine Hände kommen hervor, um den Mann an den Armen zu packen und herum-zuwirbeln. So wird das gemacht.
    Silencio sieht, dass der Mann sich bewegt, aber nur ein bisschen, wie es scheint.
    Alles stoppt.
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    Silencio weiß genau, dass er gesehen hat, wie der Mann die linke Hand in den langen Mantel gesteckt hat, der vorhin zugeknöpft war, jetzt jedoch offen ist. Aber irgendwie hat er die Hand nicht wieder herauskommen sehen, und trotzdem ist sie draußen.
    Der Mann steht da und hat die Faust an Playboys Brust, genau in der Mitte. Drückt mit dem Daumen seiner geschlossenen Faust gegen Playboys Mantel. Und Playboy rührt sich nicht. Seine Hände, die den Mann beinahe berühren, sind mitten in der Bewegung erstarrt, die Finger gespreizt, aber er rührt sich nicht.
    Und dann sieht Silencio, wie sich Playboys Finger um nichts schließen und wieder öffnen. Und die rechte Hand des Mannes kommt hoch und stößt Playboy zurück, und das dünne schwarze Ding wird aus Playboys Brust gezogen, und Silencio fragt sich, wie lange es dort versteckt gewesen sein mag, und Playboy fällt nach hinten, auf das Holz und die Plastikrollen.
    Silencio hört jemand pinche madre sagen, und das ist Raton.
    Wenn Raton das Schwarze nimmt und kämpft, ist er sehr schnell, und man weiß nie, was er dann macht; er tut Leuten weh und schüttelt sich anschließend vor Lachen, saugt die Luft durch den Mund ein. Jetzt kommt er über die Plastikrollen geflogen, das Messer glänzt in seiner Hand, und Silencio sieht das Bild eines Mannes mit Hundezähnen und Flügeln vor sich. Genauso sehen Ratons Zähne aus; seine Schlangenaugen sind weit aufgerissen.
    Und das schwarze Ding geht wie ein langer, nasser Daumen durch Ratons Hals. Und wieder stoppt alles.
    Dann versucht Raton zu sprechen, und Blut quillt über seine Lippen. Er schwingt das Messer nach dem Mann, aber es durch-schneidet nur Luft, und Ratons Finger können es nicht mehr fest halten.
    Der Mann zieht das schwarze Ding aus

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