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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb
Autoren: Helen FitzGerald
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Sarah gehabt, wenn sie Robbie nicht zum Stillen an Krissie hätte weiterreichen müssen.
    Sarah beobachtete die beiden einen Augenblick lang. Dann fingen ihre Lippen auf ihre typische Weise zu beben an, und sie ertrug es nicht mehr. Es war so ungerecht. Sie musste gehen.
    Als sie zuhause ankam, las Kyle die Zeitung.
    »Wie lief’s denn so?«, fragte er. »Junge oder Mädchen?«
    »Ist das nicht scheißegal?«, fragte Sarah und legte sich schlafen.
    ***
    Kyle konnte sich nicht genau daran erinnern, wann es normal geworden war, dass man so mit ihm sprach. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre es ihm merkwürdig erschienen, wenn ihn seine Partnerin »unfähig« genannt hätte, sich in ihrem Zimmer verkrochen hätte und nur aufgetaucht wäre, um sich zu putzen oder Futter zu fassen.
    Wenn ihm zehn Jahre zuvor jemand gesagt hätte: »Kyle, in zehn Jahren wirst du in einem sehr sauberen Haus mit einer Frau zusammenleben, die dich offenkundig verachtet und regelmäßig (und manchmal sogar vor anderen Leuten) äußert, du hättest ›schon wieder klebrige Bremsspuren an der Seite der Toilettenschüssel hinterlassen‹«, dann hätte er das nur schwer glauben können. Schließlich war er Kyle McGibbon und kam mit jedem zurecht. Er war Arzt. Eine super Partie. Er hatte Haare und, genetisch betrachtet, gute Chancen, sie zu behalten. Er war schlank, und er brachte fast immer eine Erektion zustande.
    »Auf gar keinen Fall«, hätte Kyle auf diese wenigwahrscheinliche Vorhersage geantwortet. »Wenn eine Frau mich so behandelte, würde ich sie dermaßen schnell umtauschen, dass sie noch neu riechen würde!«
    Aber er hatte Sarah nicht umgetauscht, hauptsächlich wegen der großartigen Jahre, die sie miteinander verbracht hatten, ehe sie versucht hatten, ein Kind zu bekommen. Jahre mit gemeinsamen Kinoabenden. Jahre, in denen sie morgens, immer noch ineinander verschlungen, lächelnd aufgewacht waren. Kyle fragte sich, ob sie immer noch lächeln würden, wenn seine arme Frau nicht durch das Bedürfnis, sich fortzupflanzen, verrückt geworden wäre. Er hatte zusehen müssen, wie sie vor seinen Augen langsam verschwunden war wie ein sterbender Patient. Und er hatte nichts dagegen tun können, als die schmerzstillenden Mittel seines Einkommens und einer Unterkunft bereitzustellen.
    Im ersten Jahr des Versuches, Kinder zu bekommen, hatte Sarahs Stimme sich von weich und liebevoll auf gereizt und lieblos umgestellt. Kyle hatte versucht, mit Geduld zu reagieren. »Sarah, Liebling, bitte sprich nicht so mit mir«, hatte er höflich angeregt, als seine prämenstruelle Ehefrau mit steif drohendem Finger auf ihn gezeigt und gesagt hatte: »Ich hasse gekochten Fisch mit Tomaten. Du weißt das, du Idiot!«
    Im zweiten Jahr hatte er Strategien der Rückfallprävention ausprobiert und für das Wochenende vor Sarahs Geburtstag einen Kurzurlaub mit Überraschungsziel organisiert. Sie waren nach Prag gefahren, und alles war sehr gut gelaufen, aber der eigentliche Geburtstag einige Tage nach ihrer Rückkehr war verheerend.
    »Es ist alles in Ordnung, Kyle«, hatte Sarah gesagt, »außer dass ich Geburtstag habe und ›X Factor‹ gucke und dazu ein Glas schalen Merlot aus dem Supermarkt trinke, und WILLST DU ETWA SAGEN, DASS DAS LETZTE WOCHENENDE ALLES WAR? KEIN AUFTAKT, SONDERN ALLES? was habe ich getan, UM dieses leben ZU verdienEN? ich wäre lieber die fette, LERNGESTÖRTE tussi, DIE da VOR simon cowell steht, ALS MIT JEMANdEMVERHEIRATET ZU SEIN, DER MICH NICHT EINMAL GENUG LIEBT, um mir ein anständiges geschenk zu besorgen!«
    Im dritten Jahr versuchte er zu kämpfen, weil sein Kumpel Derek angefangen hatte, regelmäßig vorbeizukommen, und auch er, wie sich herausstellte, mit einem psychotischen Miststück verheiratet war. »Finde dich nicht damit ab!«, sagte Derek. »Sie sind allesamt Beißzangen, und du musst ihre Kontrollgelüste im Keim ersticken!« Also sagte er Sarah eines Abends, sie solle seine Zeitung nicht zum Recycling wegbringen, ehe er sie ausgelesen habe. Dann schenkte er sich ein Bier ein und machte Fußball an, in ihrem offiziellen Wohnzimmer, und als sie ausschaltete, stand er auf und machte es wieder an, und als sie den Fernseher abstellte und ihn mit diesem gewissen Blick ansah, kam er zu dem Schluss, dass es immer noch als Gegenwehr durchgehen könne, wenn er im Gartenhaus sein Bier trinken und sich das Spiel im Radio anhören würde.
    Im vierten Jahr war er einfach so lange wie möglich im Gartenhaus geblieben.
    »Ich
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