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Funkelnde Leidenschaft

Funkelnde Leidenschaft

Titel: Funkelnde Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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bedurfte er keiner Antwort. Plötzlich kicherte sie. »O Papa, ich würde so gern in ihrer Gegenwart fluchen und sehen, wir ihr der Rauch aus beiden Ohren quillt.«
    Mühsam bezähmte der Colonel seinen Lachreiz. »Gewiß, das wäre lustig. Trotzdem solltest du mir versprechen …«
    »Keine Bange, ich tu's nicht, obwohl ich auf ihren albernen Teeparties immer wieder in Versuchung gerate … Liebst du mich, Papa?« fragte sie unvermittelt. Wann immer sie an ihre Mutter dachte, wurde sie von Unbehagen und einer kindlichen Sehnsucht erfaßt.
    Zärtlich nahm er sie in die Arme. »Mehr als alles auf der Welt.«
    Ihre Mutter, eine Südstaatenschönheit, hatte sich niemals sonderlich um die Familie oder die Bedürfnisse ihres einzigen Kindes gekümmert. Wenn Millicent Braddock mit ihrem Mann über die Tochter sprach, was sehr selten geschah, pflegte sie zu bemerken: »Sie ist wie du, William.« Und das war kein Kompliment.
    »Danke«, antwortete er in solchen Fällen und ignorierte ihren bissigen Ton. »Glaubst du, Blaze würde neue Reitstiefel oder einen Pelzmantel brauchen?« fügte er hinzu, um eine gemeinsame Ebene zu erreichen, auf der eine höfliche Konversation möglich war. Immerhin besaß Millicent einen ausgezeichneten Geschmack. Früher hatte er sich auf ihr Urteil verlassen, was eine passende Garderobe für seine Tochter betraf. Aber in letzter Zeit ging er allein mit Blaze einkaufen, denn sie hatte ihren eigenen Stil gefunden.
    Im Frühling 1865 fuhr die Familie Braddock zusammen mit anderen reichen Kapitalanlegern aus Boston und New York in einem elegant eingerichteten Privatzug nach Westen. Die Reise sollte der Erholung dienen, gleichzeitig wollte man das eben erst erworbene Land und die Camps der Goldsucher besichtigen. Während die Gentlemen über Geschäfte diskutierten, erzählten sich die Damen diverse Klatschgeschichten. Blaze malte sich träumerisch die Wildnis von Montana aus. Für eine junge Frau, die das Gesellschaftsleben verabscheute, stellte dieser Sommer eine Herausforderung dar. Und in ihrem Herzen erwachte ein seltsames Verlangen nach grenzenloser Freiheit.
    Am Gleisende der Eisenbahn, außerhalb von Omaha, stiegen die Kapitalanleger aus dem Osten in komfortable Kutschen. Nach einer angenehmen Reise, die zwanzig Tage gedauert hatte, quartierten sie sich im besten Hotel von Virginia City ein. Die Damen blieben zumeist in ihren luxuriösen Suiten und wagten sich nur selten in die Stadt, um die sieben weiteren Hotels, siebzehn Restaurants, zwei Kirchen, zwei Theater, acht Billardsalons, fünf vornehme Spielhallen, dreiundsiebzig Saloons und andere Etablissements zu erforschen. Im Straßenschlamm, den die heftigen Regenfälle des Frühjahrs hinterlassen hatten, konnte man nicht Spazierengehen. Außerdem warnte man die Damen vor gewalttätigen und sogar mordlustigen Schurken oder Trunkenbolden, die sich hier herumtrieben.
    Als die Männer ins Hügelland ritten, um die neuen Minen zu besichtigen, begleitete Blaze ihren Vater.
    Die Goldgräbercamps lagen entlang der Flüsse, die man benötigte, um den Goldsand auszuwaschen. Wenn vielversprechende Goldadern entdeckt wurden, entstanden diese primitiven Siedlungen praktisch über Nacht. Obwohl Blaze, die einzige Frau in der Reisegruppe, keine besonderen Privilegien erwartete, besorgte ihr der Vater für die Nächte ein eigenes Zimmer, sofern es möglich war, oder ließ zumindest eine Decke zwischen den Bäumen spannen, die als Trennwand diente. In den Nächten, die sie unter freiem Himmel verbrachten, lagen sie nebeneinander auf ihren Decken und redeten oft bis zum frühen Morgen.
    Zum ersten Mal sprach Billy Braddock von seiner Kindheit. Die Sterne erinnerten ihn an die Nächte, wo er im Freien geschlafen hatte, um dem Gedränge im kleinen Elternhaus zu entrinnen.
    »Warum hast du beschlossen, Irland zu verlassen?« fragte Blaze.
    »Weil da so viele Menschen verhungert sind.«
    »Hattest du keine Angst vor der weiten Reise – ganz allein?«
    Wehmütig dachte er an seine sterbende Mutter, an ihre letzten Worte. »Da drüben sind die Straßen mit Gold gepflastert.«
    Erst nach einem längeren Schweigen wandte er sich Blaze zu und lächelte. »In unserem Dorf haben alle Leute gefragt, ob mir nicht bange sei. In diesen Bergen hier könnten uns übrigens tatsächlich einige Gefahren drohen. Heute haben wir hochinteressante Schürfrechte erworben.«
    »Wie viele?«
    »Hundertachtzehn, sagt Fred, und es dürften noch mehr werden.«
    Zwei Wochen später kam
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