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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke
Autoren: Stefan Holtkötter
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eine Anzeige erstatten, wenn Sie möchten.« »Nein, nein«, sagte sie schnell. »Ich habe es mir anders überlegt.«
    Sie bedankte sich und verließ die Wache. Die schwere Eingangstür schlug hinter ihr zu. Mit einem Seufzer warf Anna das Formular in den Papierkorb und machte sich auf den Weg zurück in den Bereitschaftsraum.
    Der Dienststellenleiter streckte den Kopf aus seinem Büro heraus.
    »Anna, seid ihr frei?«
    »Ich denke schon«, sagte sie mißmutig. »Was liegt an?«
    »Breite Straße Ecke Werderstraße, Verkehrsunfall ohne Personenschaden.«
    Sie brummte vor sich hin und sagte ihrem Kollegen Klaus Bescheid, damit sie sich auf den Weg machen konnten. Er hatte gerade seine Wurst verzehrt und drückte zufrieden die Pappschachtel zusammen. Also doch keinen Kaffee, dachte sie und griff nach ihrer Mütze.
    Zwei Stunden später beendeten sie einen Einsatz auf der Fischerinsel. Klaus saß am Steuer und ordnete sich links ein, um zurück zum Revier zu fahren.
    »Fahr rechts«, sagte Anna aus einem Impuls heraus. »Laß uns am Alex vorbeifahren.«
    Er sah sie fragend an. »Was willst du denn da?«
    Sie zögerte und beschloß, ihrem Kollegen nichts von dem sonderbaren Gefühl zu erzählen, das sie seit der Vermißtenanzeige von Irmgard Nowack hatte.
    »Ich will mir nur im Burger Point etwas zu essen holen.«
    »Muß das sein? Ich muß noch so viele Berichte schreiben.«
    »Komm, fahr schon. Ich bring dir einen Kaffee mit. Geht aufs Haus.«
    Widerwillig bog er rechts ab. Vor dem Schnellrestaurant stieg Anna eilig aus dem Wagen und sah durch die hohen Fenster in das hell erleuchtete Innere. Es saßen lediglich zwei Männer an einem Tisch im Fenster. Sie starrten wortlos in das leere Restaurant und nippten an dem Bier, das ihnen in
    Pappbechern ausgeschenkt worden war. Darüber hinaus konnte sie niemanden entdecken.
    Im Grunde wußte sie nicht, was sie dort zu sehen hoffte. Neonlampen tauchten die leere Filiale in ein kaltes Licht. Bettina Nowack würde sie dort nicht mehr antreffen, schließlich hatte sie schon seit Stunden Feierabend. Und es gab es auch keinen Anlaß für irgendwelche Ermittlungen.
    Seufzend stieß sie die Glastür auf. Von den sieben Kassen war nur eine besetzt, ein junger Mann mit dunklem Teint und tiefschwarzem Haar grinste ihr von weitem entgegen. Seine dunklen Augen waren so schön, daß es ihr einen Stich versetzte.
    »Willkommen im Burger Point«, sagte er mit breitem Grinsen. »Ihre Bestellung bitte.«
    Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Aufenthaltsstatus? Paß? Einreisepapiere? Arbeitsgenehmigung?«
    Sie sah überrascht in seine Augen, die sie angriffslustig anfunkelten.
    »Leider alles aus!« rief er ihr entgegen. »Vielleicht nehmen Sie mich vorsichtshalber erst einmal fest, bis Sie alles überprüft haben.«
    Die beiden Männer hoben ihre Köpfe und gafften zu ihnen herüber.
    »Wäre nicht das erste Mal«, fügte er hinzu.
    »Danke«, sagte sie leise. »Ich nehme einen Cheeseburger und zwei Kaffee.«
    Sie zahlte passend und konzentrierte sich dabei auf ihre Hände, um ihm nicht noch einmal in die Augen sehen zu müssen. Dann drehte sie sich eilig um und verließ mit großen Schritten die Burger-Point-Filiale.
    Draußen ärgerte sie sich, daß sie ihrem Impuls nachgegangen war, hierher zu fahren. Es war ein dummer Einfall gewesen, der zu nichts geführt hatte.
    Klaus saß bei offener Tür auf dem Fahrersitz und sprach ins Funkgerät.
    »Kein Problem«, sagte er. »Das ist nur ein paar hundert Meter von uns entfernt.«
    Sie sah ihn fragend an. Er warf das Funkgerät in den Wagen und zog eine Grimasse.
    »Na toll, Anna. Jetzt haben wir eine Leichensache an der Jannowitzbrücke.«
    Sie stellte vorsichtig den Kaffee ab.
    »Wenn wir zur Wache gefahren wären, wie ich es wollte«, fuhr er fort, »dann wäre jede Streife im Revier näher am Fundort gewesen als wir. Das hätten wir uns sparen können.«
    Kleinlaut schlüpfte sie auf den Beifahrersitz und verstaute die verschlossenen Pappbecher. Es hatte keinen Sinn sich zu verteidigen. Besser, sie bereitete sich schon mal darauf vor, gleich eine Leiche zu sehen.
    Ein Schock durchfuhr Michaels Körper. Er riß die Augen auf. Um ihn herum war es stockdunkel. Er schlug die Bettdecke zur Seite und richtete sich ruckartig auf. Hastig suchten seine Augen nach der digitalen Anzeige des Weckers. Es war drei Uhr zwanzig.
    »Scheiße!« zischte er. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Er mußte wieder eingeschlafen sein. Um zwei Uhr
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