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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Autoren: Emma Hamberg
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eine
Blockade. Oder nicht direkt eine Blockade, aber es lief zäh irgendwie. Und da
bin ich in dieses kleine Bistro geraten und . . .«
    »Ich weiß. Das hast du schon mal erzählt. Du hast eine Menge Leute
kennengelernt und massenhaft Ideen gekriegt und hast den ganzen Grundgedanken
des Monuments total verändert, und ja, dann wurdest du weltberühmt.«
    »Was soll denn dieser höhnische Tonfall?«
    »Ich bin gar nicht höhnisch, ich habe das nur alles schon mal
gehört. Sei nicht so empfindlich.«
    Maja taucht ihren Mandelkeks in den Amaretto und lässt ihn ein wenig
aufweichen. Dann steckt sie ihn in den Mund. Eine Idee zu süß, aber erträglich.
    Pelle zündet sich einen Zigarillo an und wippt mit dem Fuß.
»Entschuldige. Ich weiß. Ich werde langsam senil.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich war nämlich schon höhnisch.
Es ist einfach nur . . . Ich werde niemals so sein wie du! Ich habe nicht deine
Qualitäten. Du bist wie . . . du bist Kunst. Durch und
durch. Ich bin . . . Ich weiß nicht, was ich bin. Ich habe einfach nur eine
Meise. Weißt du, ich mache eine Installation über Nord- und Südkorea. Mal ehrlich,
wen interessiert das? Mal abgesehen von mir und den Leuten, die da wohnen. Und
die waren ja noch nicht mal in Mariestad, um sich meine Ausstellung anzusehen,
denn wahrscheinlich waren sie vollauf damit beschäftigt, in Korea zu leben. Was
habe ich mir nur dabei gedacht?«
    »Aber es war doch eine schöne Ausstellung. Wichtig.«
    »Ja, ich weiß, dass du das findest. Du hast ja auch alle Exponate
gekauft . . .«
    »Da ist schon wieder dieser höhnische Tonfall. Ich meinte . . .«
    ». . . es nur gut. Ich weiß. Aber ich frage mich, was zum Teufel ich damit gemeint habe. Ich mache alles unnötig schwer. Was
Einfaches sollte ich machen, was man leicht verstehen kann. Oder vielleicht was
ganz anderes.«
    Eine kleine Bachstelze lässt sich am Rand des Granittisches nieder.
Nickt ein wenig, wackelt mit dem Hintern, betrachtet fragend die Mandelkekse.
Maja bricht ein Stückchen ab und wirft es dem Vogel hin, der erst furchtbar erschrickt
und weghüpft, dann aber begreift.
    Die Sonne wärmt wirklich. Dabei ist es erst April. Der Garten
beginnt sich zu rühren, fleht stumm um Hilfe, aber Pelle und Maja haben keinen
Nerv, sich damit auseinanderzusetzen. Im Mai schleppen sie die zehn
französischen Kaffeehausstühle raus und stellen sie um den Granittisch, hängen
ein paar Hängematten auf – und das war’s. Sie haben es nicht einmal
fertiggebracht, den Pool ordentlich zu reinigen. Im Vänersee zu baden ist doch
wunderbar genug. So süßes, weiches Wasser.
    Maja wirft der Bachstelze noch einen Krümel zu. Legt ihre glatte,
knubbelige Hand auf Pelles schöne, leicht runzlige. Sein Zigarillo duftet gut,
nach Pelle. Zigarillo und Zitrone.
    »Und du? Wie läuft’s da drinnen?«
    »Ach ja, ganz gut. Es wird . . . groß. Haha, was soll ich sagen? Ich
weiß es nicht genau. Aber es wird schon gut. Fällt mir momentan etwas schwer, darüber
zu sprechen. Bin mitten im Schaffensprozess.«
    »Sonst willst du doch immer über deine Arbeit reden?«
    »Schon, aber . . . Ich weiß nicht, momentan will ich halt nicht.
Aber es wird gut . . . bestimmt. Es wird groß.«
    »Groß? Wie meinst du das? Riesig oder im Sinne von unsterblich?«
    »Ich weiß nicht genau . . . Sieh mal, wie schön! Sie ist trächtig!
Die kleine Hanna!«
    Pelle zeigt auf ein Rudel Damhirsche, das am Seeufer steht und
trinkt. Hanna, eines der Damtiere, hat einen deutlich sichtbaren Kugelbauch. Noch
zwei Monate, dann werden auf der ganzen Insel kleine Bambis herumlaufen. Für
Hanna ist es das erste Mal, obwohl sie nicht mehr blutjung ist. Aber am Ende
hat es sich doch noch ergeben. Ist doch gut, dass ihre Eierstöcke schließlich
zum Einsatz gekommen sind.
    »Wie schön. Sie ist hübsch. Vielleicht sollte ich sie abzeichnen.
Alles so schön einfach. Keine Hintergedanken, keine Sperenzien. Nur Hanna mit
einem kleinen Bambi im Bauch.«
    »Probier das doch mal! Hauptsache, du bleibst dran. Das könnte schön
werden. Manchmal ist es so entspannend, an etwas zu arbeiten, was einfach nur
schön ist und nicht mehr.«
    Ja, ja. Jetzt wird Maja ihre schöne Teetasse abspülen, in ihr
schönes Atelier gehen und ein schönes, trächtiges Damtier zeichnen. Ja, genau
das wird sie tun. Bestimmt wird das schön. Total schön.

     
    3
    O hrenschmaus, eine alte Platte des
Pianisten Lars Roos: »I just called to say I love you«.
    Maja liegt mit einem großen
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