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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag
Autoren: Amanda Brooke
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experimentelle Behandlung, um überhaupt eine Überlebenschance zu ermöglichen, höchst belastend sein, ja eine »heroische Haltung« erfordern würde, wie Dr. Spelling sich ausgedrückt hätte. Sie fühlte sich aber jetzt schon kampfesmüde, und die Frage, die sie umtrieb, war, ob sie andere Menschen darüber entscheiden lassen wollte, wie viele Behandlungen sie noch über sich ergehen lassen musste, oder ob sie selbst die Entscheidung in die Hand nahm, sei sie auch noch so schmerzlich.
    Â»Einen Penny für Ihre Gedanken«, sagte Dr. Spelling.
    Als Emma die Augen öffnete, stand der Arzt neben ihr, ausnahmsweise einmal ohne Gefolge. »Sie wissen besser, wie es in meinem Kopf aussieht, als ich«, konterte sie. »Es wundert mich, dass Sie überhaupt fragen müssen.«
    Â»Ich bin zwar gut, aber nicht so gut.«
    Â»Warum sind Sie eigentlich so fröhlich?«, fragte sie misstrauisch, da er sie geradezu angrinste.
    Â»Weil«, sagte er, immer noch lächelnd, »nun alles veranlasst ist, um Sie aus diesen heiligen Hallen zu geleiten.«
    Â»Wie? Soll ich etwa keine Kunststückchen mehr vorführen? Ihnen nicht mal zeigen, dass ich auf einer geraden Linie gehen kann? Ich habe das nämlich geübt«, sagte sie und machte Anstalten, vom Bett zu hopsen, aber Dr. Spelling hielt sie mit erhobener Hand zurück.
    Â»Keine Tests mehr heute. Sie können gehen.«
    Â»Und Sie können erleichtert aufseufzen.«
    Â»Fürs Erste zumindest.«
    Emma zog die Nase kraus. »Sie stecken nicht gern eine Niederlage ein, oder?«
    Dr. Spelling zuckte die Achseln. »Wir haben noch nicht aufgegeben. Im Januar fangen wir mit der Strahlentherapie an, und dann sehen wir weiter. Ich habe es Ihnen schon öfter gesagt, und ich sage es wieder: Ich werde mein Möglichstes für Sie tun, Emma, was immer das auch sein mag.«
    Â»Meinen Sie, es ist Zeitverschwendung, nach einem geeigneten klinischen Versuch Ausschau zu halten?«, fragte sie schluckend, weil sie nicht sicher war, ob sie es wirklich wissen wollte. Andererseits hatte sie ohne die Gegenwart ihrer Mutter gute Aussichten, eine klare und ungestörte Antwort zu bekommen.
    Â»Es gibt ein Verfahren in Amerika, das aussichtsreich zu sein scheint, allerdings …« Dr. Spelling verstummte, und Emma wartete. »Es gibt immer Hoffnung.«
    Â»Wirklich? Ich kann mir nicht helfen, irgendwie denke ich, dass es vielleicht besser wäre, mein Schicksal einfach zu akzeptieren. Wenn Sie mir jetzt auf der Stelle sagen würden, dass Sie nichts mehr für mich tun können, keine Therapien, keine Behandlungen mehr, dann wäre ich, glaube ich, tatsächlich erleichtert. Es ist schwer, sich immer wieder an eine neue Hoffnung zu klammern und dabei zu wissen, wie schlimm die Nebenwirkungen sein werden, ohne dass es, wie Sie stets gern betonen, eine Garantie gibt.«
    Emmas Emotionen fuhren ständig Achterbahn, und sie konnte nicht einmal den Medikamentencocktail, den sie einnahm, ganz dafür verantwortlich machen. Manchmal fühlte sie sich stark genug, es mit der ganzen Welt aufzunehmen, und dann wieder spürte sie deren Gewicht so schwer auf sich lasten, dass sie kaum den Kopf heben und zum Horizont blicken konnte. Daneben gab es noch die total dunklen Momente, in denen sie sich nur zu einem Häufchen Elend zusammenrollen und buchstäblich sterben wollte. Zu allem Übel schlugen ihre Stimmungen oft ganz plötzlich und unerwartet um, aber wenigstens gab ihr Dr. Spellings ruhige Ausstrahlung das Selbstvertrauen, sich probeweise auf jede der Emotionen einzulassen und ihre Gefühlslage zu sondieren.
    Â»Letztendlich ist es Ihre Entscheidung, Emma. Welche Behandlungsmöglichkeiten wir Ihnen auch anbieten können, Sie haben immer die Wahl.«
    Â»Qualität statt Quantität zum Beispiel?«, fragte Emma.
    Â»Ja, ich fürchte, in meinem Beruf läuft es oft darauf hinaus.«
    Â»Andererseits darf ich nicht nur an mich denken«, sagte sie mit einem resignierten Seufzer. »Ich muss tun, was das Beste für die anderen ist.«
    Der Arzt bedachte sie mit einem strengen Blick. »Sie müssen tun, was für Sie selbst das Beste ist, Emma. Was Ihren Lieben letztendlich am meisten hilft, ist zu wissen, dass Sie das tun konnten, was Ihren Wünschen entspricht.«
    Â»Wenn das so ist, will ich Paris im Frühling sehen, am Rand des Grand Canyon stehen und durch das Tal
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