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Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha
Autoren: Jessica Sorensen
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Zimmertür zuknalle. Sie lackiert sich die Zehennägel, und das ganze Zimmer stinkt nach Farbverdünner. »Schlechten Tag gehabt?«
    Ich räuspere mich, hole das Kleingeld aus meiner Jeanstasche und werfe es mit meinem Portemonnaie auf den Nachttisch. »Was hat mich verraten? Das Türknallen?«
    »Wahnsinnig witzig.« Sie setzt sich auf und pustet auf ihre Nägel. »Was hat Ella diesmal wieder gesagt?«
    »Gar nichts.« Ich öffne den Reißverschluss meiner Reisetasche, die auf dem Stuhl zwischen dem Fernseher und dem Tisch steht. »Sie sagt nie was.«
    »Das ist das Problem.« Naomi mischt sich gern in alles und jedes ein, was mir manchmal auf die Nerven geht. »Dass sie dir nicht erzählt, wie sie empfindet.«
    Ich hole eine saubere Jeans und ein schwarzes, langärmeliges T-Shirt aus der Tasche. »Ich will nicht darüber reden.«
    »Aber das tust du, wenn du betrunken bist.« Sie grinst. »Wenn du richtig hinüber bist, quatschst du von nichts anderem.«
    »Ich habe dir ein Mal etwas erzählt.« Ich gehe zum Bad. »Und ich hatte einen echt beschissenen Tag.«
    »Weil du sie vermisst.« Sie klickt sich Armreifen an die Handgelenke. »Nur mal so eine Idee. Wieso nimmst du sie nicht mit auf Tour?«
    Ich bleibe an der Badezimmertür stehen. »Wie kommst du darauf?«
    »Dylan, Chase und ich haben geredet, und wir denken, dass du vielleicht ein bisschen …« – sie zögert – »netter bist, wenn sie hier ist.«
    Ich ziehe eine Braue hoch. »Bin ich so schlimm?«
    »Zeitweise.« Sie steht auf und zieht ihre Schuhe an. »Es ist fast wieder so wie damals, als Ella für acht Monate verschwunden war, nur manchmal noch schlimmer. Du bist dauernd so niedergeschlagen und gehst kaum mit uns weg.«
    Ich reibe mir das Gesicht und denke über das nach, was sie gesagt hat. »Tut mir leid, wenn ich mich wie ein Arsch benehme, aber ich kann Ella nicht bitten, dass sie mit uns kommt.«
    Naomi nimmt die Schlüsselkarte von der Kommode und steckt sie in die hintere Tasche ihrer Jeans. »Wieso nicht?«
    »Weil sie glücklich ist«, sage ich. Mir fallen die vielen Male ein, die sie mir von ihren Kursen und ihrem Leben vorgeschwärmt hat, dass ich grinsen musste. »Und ich kann sie nicht bitten, das aufzugeben, so gerne ich sie auch hierhätte.«
    Naomi zuckt mit den Schultern und macht die Tür auf, worauf Sonnenlicht und warme, nach Zigarettenqualm riechende Luft hereinströmt. »Ist deine Entscheidung. Ich kann dir nur meine Meinung als Außenstehende sagen. Kommst du heute Abend mit uns? Getränke gehen auf Dylan.«
    »Nein, ich will heute Abend nicht mehr weg.« Ich winke ihr zu, und sie geht und schließt die Tür hinter sich.
    Ich lege meine Klamotten in das fleckige Badezimmerwaschbecken und drehe die Dusche auf. Die Rohre kreischen, als das Wasser heraussprüht. Ich raufe mir das Haar mit beiden Händen und stöhne frustriert. Die Hände auf den Waschtisch gestützt, lehne ich den Kopf nach vorn.
    Meine Mom hat mir früher einmal erzählt, wie sie meinen Vater kennenlernte. Er wohnte im Nachbarort von Star Grove, und als sie eines Tages beide mit dem Auto unterwegs waren, rannten sie ineinander hinein. Buchstäblich . Mein Dad fuhr mit seinem Truck auf den Wagen meiner Mutter auf. Ihr Auto war Schrott, aber am Ende unterhielten sie sich noch Stunden, nachdem der Abschleppdienst gekommen und wieder weggefahren war, und mein Dad bot meiner Mom an, sie nach Hause zu bringen.
    Sie sagte, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Zumindest deutete ihr hormonvernebelter Teenagerverstand es so. In dem Herbst sollte sie aufs College gehen, aber sie blieb und heiratete stattdessen meinen Dad.
    Sie meinte, dass sie die Entscheidung bereute, aber ich bin nicht sicher, ob sie es nur bereut, weil sich mein Dad als fremdgehender Mistkerl entpuppte, oder ob sie schlicht um ihre verlorene Zukunft trauert.
    Ich richte mich auf, lasse den Waschtisch los und beschließe, es fürs Erste gut sein zu lassen. Ella und ich sind stark genug, einen Monat durchzustehen.
    Wir haben es schon durch die Hölle und zurück geschafft.

Kapitel 2
    Ella
    Blake fährt uns zum Mittagessen und setzt uns eine Stunde später wieder am Campus ab. Ich versuche, froh zu sein, was mir jedoch nicht gelingt. Meine Therapeutin sagt, dass ich meine Gefühle nicht dauernd überspielen darf, weil das ungesund ist. Sie sagt, wenn ich alles in mir aufstaue, wo es mich innerlich zerfrisst, endet es normalerweise in einer Katastrophe. Stumm zu leiden ist nie eine Lösung.
    Lila
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