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Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha
Autoren: Jessica Sorensen
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der Beerdigung meiner Mutter.
    Micha und ich waren draußen auf dem Felsen, von dem aus man einen schönen Blick auf den See hat, und hatten eine schwarze Glasurne mit Gradys Asche dabei. Es war windig, und ich konnte an nichts anderes denken, als dass so viel Tod das Leben beherrscht. Der Tod konnte jederzeit auftauchen und einem einfach einen Menschen wegnehmen, so wie er es bei meiner Mom und Grady gemacht hatte.
    »Bist du bereit hierfür?«, hatte Micha gefragt und den Deckel von dem Glastopf gehoben.
    Ich nickte und streckte meine Hand nach dem Gefäß aus. »So bereit, wie ich es sein kann.«
    Hinter uns lief der Automotor, und die Stereoanlage spielte Gradys Lieblingssong: »Simple Man« von Lynyrd Skynyrd. Der Song passt perfekt zu Grady und seiner Art zu leben.
    Micha hielt mir die Urne hin, und wir umfassten sie beide. »Was war das noch, was er immer gesagt hat?«, fragte Micha. »Über das Leben?«
    »Es ist nicht wichtig, dass wir uns bei allem, was wir tun, klasse fühlen«, antwortete ich leise. »Wichtig ist, wie wir uns am Ende fühlen, wenn wir zurückblicken auf das, was wir getan haben.«
    Tränen liefen mir über die Wangen, als wir die Glasurne kippten und die Asche vom Felsen streuten. Während wir zusahen, wie sie zum See hinunterschwebte, nahm Micha mich in die Arme und trank einen Shot Tequila. Er hatte mir einen Schluck angeboten, aber ich lehnte ab.
    Innerlich zitterte ich, weil mich ein scheußlicher Schmerz durchfuhr, doch ich unterdrückte es sofort. Obwohl die Sonne auf uns herabschien, lag Kälte in der Luft. Ich betrachtete den See, der so viel in sich barg. Mit ihm verband ich viele tiefe, schmerzliche Erinnerungen an meine Vergangenheit mit meiner Mom und an mich selbst.
    »Erde an Ella.« Lila wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht, und ich erschrecke. »Du bist echt viel öfter weggetreten als jeder andere, den ich kenne. Die anderen sind schon seit ungefähr fünf Minuten weg … Was soll die Zeichnung denn darstellen? Die ist gruselig.«
    Nachdem ich jäh in die Gegenwart zurückgeholt wurde, sehe ich mich in dem Seminarraum mit den leeren Schreibtischen um, ehe mein Blick auf den Stift in meiner Hand fällt. Die Spitze ist noch auf eine Skizze von meinem Gesicht gedrückt, bloß dass meine Augen schwarz sind und meine Haut aussieht wie getrocknete, rissige Erde.
    »Ach, das ist nichts.« Ich stopfe die Zeichnung in meine Tasche und schnappe mir meine Bücher. Manchmal merke ich nicht, wie die Zeit vergeht, und das ist beunruhigend, denn genauso ging es meiner Mutter. »Ist nur eine Kritzelei, mit der ich mich beschäftigt habe, weil Professor Mackmans Vorlesung so unglaublich langweilig ist.«
    »Was ist eigentlich mit dir los? Mal bist du total weggetreten, dann wieder total mürrisch«, fragt Lila, als wir aus dem Seminarraum gehen und aus dem Gebäude in den Sonnenschein treten.
    Ich schiebe den Taschengurt höher auf meine Schulter und ziehe meine Sonnenbrille hinunter über die Augen. »Es ist nichts. Ich bin einfach müde.«
    Lila bleibt plötzlich mitten auf dem Gehweg stehen, ihre blauen Augen streng auf mich gerichtet, und stemmt die Hände in die Hüften. »Jetzt mach nicht gleich wieder dicht. Das haben wir doch hoffentlich hinter uns.«
    Ich seufze, weil sie recht hat. »Es ist nur dieser Traum, den ich immer wieder habe.«
    »Von Micha?«
    »Wie bist du darauf gekommen?«
    Sie zieht ihre Brauen hoch. »Wie sollte ich nicht? Deine Gedanken kreisen nur um ihn.«
    »Nicht alle.« Meine Gedanken kreisen auch um meinen Dad, der im Entzug ist und nicht mit mir reden will.
    Wir schlendern den Gehweg entlang, und Lila hakt sich bei mir ein. Ihr Gang ist beschwingt, und ihr rosa Kleid und das blonde Haar wehen im sanften Herbstwind. Vor etwa einem Jahr sahen Lila und ich ziemlich gleich aus, aber dann durchbrach Micha meinen Panzer, und ich entschied mich stiltechnisch für die goldene Mitte. Jetzt trage ich ein schwarzes Spill-Canvas-T-Shirt zu einer Jeans und mein rotbraunes Haar offen.
    »Wo wollen wir Mittag essen?«, fragt sie, als wir den Parkplatz erreichen. »Unser Kühlschrank ist nämlich leer.«
    »Wir müssen einkaufen.« Ich weiche aus, als uns eine Gruppe von Football-Spielern in ihren scharlachroten und grauen Trikots überholt. »Aber wir brauchen auch einen Wagen, um irgendwohin zu fahren, denn du willst ja nicht mehr den Bus nehmen.«
    »Nein, weil mir dieser Perversling den Arm abgeleckt hat«, sagt sie angewidert. »Das war widerlich.«
    »Es war
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