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Fuer alle Faelle Emma

Titel: Fuer alle Faelle Emma
Autoren: Maja von Vogel
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Reichert. »Sie hat mir davon erzählt. Sie war ganz begeistert von eurem Besuch.«
    »Genau, das waren wir«, bestätigte ich. »Tut mir leid, dass wir hier einfach so hereinplatzen. Wir hätten vielleicht doch vorher anrufen sollen. Am besten, wir kommen ein andermal wieder ...«
    Ich nahm Monas Arm und wollte sie wegziehen, aber Herr Reichert hielt uns zurück. »Unsinn, kommt rein! Wäre doch schade, wenn ihr den weiten Weg ganz umsonst gemacht hättet. Ob ich euch viel erzählen kann, weiß ich allerdings nicht ...«
    Ich sah Mona an, und sie nickte. Also folgten wir Herrn Reichert ins Haus. Das kleine Mädchen hüpfte an seiner Hand neben ihm her.
    »Das ist übrigens Rosa, unsere jüngste Tochter«, stellte Herr Reichert vor.
    Mona zuckte zusammen. »Heißt das ... Sie haben noch mehr Kinder?«, krächzte sie.
    Klaus Reichert nickte. »Wir haben drei Kinder. Ben, Marie und Rosa. Rosa ist fünf, Marie neun und Ben dreizehn Jahre alt.«
    Ich konnte es kaum glauben. Mona hatte drei Halbgeschwister! Und dieser Ben war genauso alt wie sie! Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was das hieß: Ihr Vater musste zwei Freundinnen gleichzeitig gehabt haben! Ob Gesa deswegen mit ihm Schluss gemacht hatte? Oder er mit ihr? Auf jeden Fall machte ihn das nicht gerade sympathisch ...
    Als wir das Haus betraten, kam eine Frau die Treppe hinunter.
    »Nanu, hast du Besuch mitgebracht, Klaus?«, fragte sie. »Oder wollt ihr zu Ben?«
    »Nein, die Damen möchten zu mir«, sagte Klaus Reichert. »Stell dir vor, sie wollen ein Interview mit mir machen.«
    Etwas später saßen wir im Wohnzimmer und hatten jeder ein Glas Orangensaft vor uns. Rosa spielte unter dem Tisch mit ein paar Kuscheltieren.
    »So, was möchtet ihr wissen?«, fragte Klaus Reichert. »Schießt los!«
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«, platzte ich heraus und zückte meinen Notizblock und einen Kugelschreiber wie eine echte Reporterin.
    »Na, das geht ja gut los.« Monas Vater grinste. »Liane und ich haben vor fünfzehn Jahren geheiratet.«
    »Vor fünfzehn Jahren?«, stieß Mona hervor. Offenbar war ihr gerade klar geworden, dass ihr Vater dann schon verheiratet gewesen sein musste, während er mit Gesa zusammen war.
    «Ja, das ist eine ganz schön lange Zeit, was? Aber wahrscheinlich wollt ihr auch noch etwas über meinen beruflichen Werdegang wissen, oder? Also, nach dem Abitur habe ich erst mal Zivildienst gemacht ...«
    Ich tat so, als würde ich aufmerksam zuhören und mir ab und zu Notizen machen, dabei interessierte mich der berufliche Werdegang dieses Hallodris in Wirklichkeit natürlich nicht die Bohne. Aber wir mussten schließlich unsere Tarnung aufrechterhalten. Hoffentlich kippte Mona neben mir nicht gleich vom Sofa. Sie war leichenblass, und ich beschloss, bei der nächsten Gelegenheit die Flucht zu ergreifen.
    Als Klaus Reichert gerade von seinem Architekturstudium erzählte, kam ein Junge ins Wohnzimmer. Das musste Ben sein. Monas Halbbruder. Mona starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Mensch, Papa, du wolltest mich doch zum Fußballtraining bringen«, sagte er, ohne Mona und mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Mist, das hab ich total vergessen.« Monas Vater stand auf und lächelte uns entschuldigend zu. »Tut mir leid, ich muss unser Interview kurz unterbrechen ...«
    »Kein Problem«, sagte ich schnell und erhob mich ebenfalls. »Wir müssen sowieso los. Sonst verpassen wir unseren Bus.«
    »Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr mich gerne jederzeit anrufen.« Herr Reichert holte eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche und reichte sie mir.
    Ich steckte sie ein und zog Mona auf den Flur. Sie folgte mir wie in Trance.
    »Vielen Dank für das Interview«, sagte ich und öffnete die Haustür.
    »Keine Ursache.« Herr Reichert reichte Mona und mir die Hand zum Abschied. »War nett, euch kennengelernt zu haben.«
    Dann schloss er die Tür hinter uns, und wir standen wieder draußen auf der Straße.

 
 
19. Kapitel
Gesas Geschichte
 
    uf der Rückfahrt sagte Mona keinen Ton. Sie starrte aus dem Busfenster und schien mit ihren Gedanken ganz weit weg zu sein. Mir war auch nicht nach Reden zumute. So hatte ich mir das Ende unserer Suche nicht vorgestellt.
    Mona war immer noch sehr blass. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Mozartzopf gelöst und hingen ihr in die Stirn.
    »Vielleicht hat Mama doch recht gehabt«, sagte sie leise, als wir das Ortsschild von Tupfingen passierten. »Vielleicht bin ich ohne meinen
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