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Fünf Hunde im Gepaeck

Fünf Hunde im Gepaeck

Titel: Fünf Hunde im Gepaeck
Autoren: Eva Ibbotson
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Henry zu Weihnachten und zum Geburtstag sehr seltsame Dinge. Wenn man schon kein Geld für ein anständiges Geschenk hatte, war es doch besser, man schickte überhaupt nichts statt einer ordinären Muschel oder einem Stück Felsen, dachte Albina.
    Und doch schien sich Henry jedes Mal über die Geschenke seiner Großeltern zu freuen. Nun schaute er verzückt auf ein kleines, braunes, schrumpliges Etwas, das ihm mehr zu bedeuten schien als die anderen Geschenke.
    »Das ist ein Seepferdchen«, sagte er und las die beigefügte Karte. »Es ist auf einen der Felsen gespült worden. Die Fischer glauben, dass es Glück bringt.«
    Dann nahm Henry seine Geschenke mit nach oben und spielte mit ihnen.
    Am Nachmittag erschien dann der Wagen vom Partyservice mit einer Geburtstagstorte, die wie ein Paar Turnschuhe aussah. Alles, was Albina bestellte, musste eine andere Form haben als die natürliche. Eine Torte, die wie eine Torte ausgesehen hätte, wäre schließlich langweilig gewesen. Henrys Freunde kamen, aber eigentlich waren es keine richtigen Freunde, die hatte er an der alten Schule zurücklassen müssen. Sie spielten mit seinen neuen Spielsachen, zerbrachen das ferngesteuerte Auto mit dem Metalldetektor und kippten den Inhalt des Chemiekastens auf den Boden.
    Nachdem sie Tee getrunken und Kuchen gegessen und einem Zauberer zugeschaut hatten, kam die Überraschung.
    Ein Lieferwagen fuhr vor, die Türglocke schellte, die Tür öffnete sich und ein … ein Wesen … stürzte ins Zimmer. Es war groß, in gelbes Fell gehüllt, hatte schwarze Schlappohren, einen Schwanz und eine rosa Zunge, die ihm seitlich aus dem Maul hing.
    Das Wesen stellte sich auf die Hinterbeine, dann ließ es sich wieder auf alle viere fallen undgab seltsame Geräusche von sich, die wie »Wuff! Wuff!« klangen.
    Es krabbelte zu Henry, ließ eine Glückwunschkarte vor ihm auf den Boden fallen und begann mit heiserer Stimme zu singen:
    »Ich bin dein Geburtstagshündchen,
    dein Hündchen für ein Stündchen,
    streichel mich, dann werde ich …«
    Doch der Gesang brach mit einem gurgelnden Laut ab, denn Henry zerrte am Kopf des vermeintlichen Hundes und schrie: »Aufhören! Raus hier!« Endlich hatte er den Kopf abgerissen und das verschwitzte rote Gesicht des Mannes von der Grußbotschaft-Agentur starrte ihn an.
    »Wie können Sie so tun, als wären Sie ein Hund?« Henry trat dem Mann gegen das Schienbein. »Sie sind widerlich. Verschwinden Sie. Gehen Sie weg!«
    Doch Alfred Potts, der Mann in dem Hundekostüm, hatte an dieser Vorstellung hart gearbeitet. Er hatte seit einer Stunde keine mehr geraucht und das Bier hatte er sich auch verkneifen müssen, da würde er sich von so einem verzogenen Bengel doch nicht treten lassen!
    »Nun halt mal die Luft an«, sagte er und griffnach Henrys Arm. »Deine Mutter wollte dir eine Freude machen und du undankbarer kleiner …«
    Aber bevor er den Satz beenden konnte, entwand sich Henry seinem Griff und lief schluchzend aus dem Zimmer.
    Und damit war die Party beendet.
    Es war bereits sehr spät, als der große Mercedes die Auffahrt hochkam und dann in der Tiefgarage verschwand.
    Ein paar Minuten später betrat Donald Fenton das Haus, wo ihn seine Frau bereits erwartete.
    »Hast du ein Geschenk für Henry?«, begrüßte sie ihn. »Du hast doch nicht etwa seinen Geburtstag vergessen?«
    Donald schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Er hatte ihn vergessen. »Ich steckte bis eine Stunde vor Abflug in einem Meeting. Ich hätte fast die Maschine verpasst.«
    »Du meine Güte! Er hat die ganze Zeit gefragt, wann du kommst. Dann geh wenigstens hoch und sag ihm Gute Nacht, er ist sehr schlecht drauf.« Und Albina erzählte ihm die Geschichte von dem als Hund verkleideten Mr Potts.
    Donald ging langsam die Treppe hinauf. Erhätte Henrys Geburtstag nicht vergessen dürfen, aber er hatte den Tag über nicht eine Minute zum Nachdenken gehabt. Außerdem hatte Albina bestimmt dafür gesorgt, dass der Junge tonnenweise Geschenke bekommen hatte. Als er in Henrys Alter war, war sein einziges Geschenk eine selbst gemachte Angel gewesen.
    Henry saß aufrecht in seinem Bett, er hatte die ganze Zeit gewartet. Klein und blass sah er aus, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen.
    »Ich komme direkt vom Flugplatz«, sagte sein Vater. »Leider hab ich es nicht geschafft, noch ein Geschenk für dich zu besorgen. Aber wir gehen morgen zusammen einkaufen, ich kann früher Schluss machen. Gibt es etwas, das du dir wünschst?«
    Henry
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