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Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Titel: Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
Autoren: Chris Helmbrecht
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uns nach Hause zu fahren. Normalerweise müsste man sich jetzt Sorgen machen. Schließlich sind wir in Moskau, und ein Scheiß-Ende würde auch gut zu meinem Scheiß-Abend passen. Aber irgendwie vertraue ich den Mädels. Wir sitzen auch nicht in einem Lada, sondern einem 60 000-Euro-Auto. Ich frage mich sowieso, wie die Mädels sich das leisten können. Unterwegs machen wir einen kurzen Stopp. Die Beifahrerin steigt aus, sie muss kurz zu sich nach oben, um noch etwas zu holen. Das wäre jetzt der Moment. Wir stehen in einem Hinterhof, und falls uns jemand gefolgt ist, könnten sie nun ohne Problem zuschlagen. Doch es passiert nichts. Die Beifahrerin steigt kurz danach wieder ins Auto, und die Fahrt geht weiter. Ich muss mich auch über die Mädels wundern. O.K. , wir sind Deutsche, aber trotzdem. Ich hätte meine Freundin nicht alleine mit zwei Fremden im Auto gelassen. Wer weiß, auf was für Gedanken die beiden Jungs kommen. Speziell, wenn sie so aufreizend angezogen alleine bei uns im Wagen sitzt. Wir betreiben ein bisschen Small Talk. Als wir bei mir angekommen sind, frage ich noch einmal nach, was wir schuldig sind.
    »Nichts«, lacht die Fahrerin. Sie ist sympathisch, und ich überlege, ob ich die beiden noch mit nach oben einladen soll. Was kann passieren? Sie können ohnehin nur ablehnen, und das war’s. Doch ich verabschiede mich freundlich und gehe mit Michael zur Tür. Die Mädels hupen noch einmal kurz und winken aus dem Fenster, bevor sie davonbrausen.
    »Was war das jetzt?«, fragt Michael baff.
    »Keine Ahnung. Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken.«
    »Aber das waren doch keine Taxifahrer.«
    »Nein. Sie wollten auch kein Geld.«
    Vielleicht hätte ich sie einladen sollen, doch Michael hat Frau und Kind. Er würde es zwar genießen, mit den Mädels zu reden, aber am Ende nichts machen. Also hätte ich zwei Frauen – und das wäre definitiv eine zu viel. Außerdem bin ich mir relativ sicher, dass die Mädels eine bessere Wohnung erwartet hätten. Noch ein bisschen Koks dazu und vielleicht eine Flasche Champagner. Das wäre eher ihr Style gewesen.
    Trotzdem war es eine nette Fahrt, und es scheint, als wollte sich das Leben kurz vorm Schlafengehen noch melden, um zu sagen: »Siehst du? Ist nicht alles so schlecht, wie es manchmal aussieht«.

Ein ganz normaler Abend
    Dienstagabend. Ich bin gerade unterwegs zum nahe gelegenen Teich, um mit meinem Hund spazieren zu gehen, als das Telefon klingelt. Anna, eine Millionärstochter, ist am anderen Ende: »Du hast hoffentlich unser Abendessen heute nicht vergessen?«, fragt sie.
    »Shit! Doch, habe ich. Wann waren wir denn verabredet?«
    »Wusste ich’s doch«, sagt Anna freundlich. »Keine Angst, wir treffen uns erst um einundzwanzig Uhr im Revoljutsija. Du hast also noch Zeit.«
    Mist, eigentlich wollte ich heute Abend zu Hause gemütlich ein Bier trinken. Anna hatte mich vor ein paar Wochen eingeladen, und ich hatte vergessen, mir den Termin einzutragen. Sie hat ein Treffen mit einem reichen Galerie- und Restaurantbesitzer arrangiert, der mich kennenlernen will. Er möchte, dass ich für ihn Partys organisiere.
    Ich habe Anna anfänglich nicht richtig ernst genommen. Sie hatte diesen einfachen Concierge-Job im Hotel. Nebenbei organisierte sie Tänzer für den Moskauer Pacha Klub. Und generell ist Anna nicht mein Typ, auch wenn sie cool und nett ist. Erst später habe ich beiläufig erfahren, dass sie eigentlich aus gutem Hause mit viel Geld kommt. Das ist oft so in Moskau: Man schätzt die Leute ganz falsch ein und erfährt erst Jahre später, dass es sich um sehr große Kaliber handelt. Mir ist das in der Regel sowieso egal. Geld macht keinen besseren Menschen. Ich versuche, jedem gegenüber offen zu sein, und beurteile die Leute danach, wie sie sich mir gegenüber verhalten. Es hilft nicht zu wissen, aus welchen Familien sie kommen, denn man bekommt sonst schnell Komplexe oder verhält sich ein bisschen komisch.
    Am langen Tisch im Restaurant sitzen noch jede Menge andere Leute, und die Ober bringen schon den ersten Gang, als ich pünktlich um neun erscheine. Anna hat ihre Freunde von Les Clefs D’Or mitgebracht. Das ist eine weltweite Vereinigung von 5-Sterne-Hotel-Concierges. Der Galerie- und Restaurantbesitzer will, dass wir uns wohlfühlen, und die Bedienungen bringen nur das Beste von der Karte. Wir sitzen draußen im Hof eines alten Hauses aus der Zarenzeit. Der jetzige Besitzer hat es vor ein paar Jahren dem Oligarchen Abramowitsch
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