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Fuck It!: Loslassen - Entspannen - Glücklich sein (German Edition)

Fuck It!: Loslassen - Entspannen - Glücklich sein (German Edition)

Titel: Fuck It!: Loslassen - Entspannen - Glücklich sein (German Edition)
Autoren: John C. Parkin
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wenig Geld zu verdienen, bevor wir die nächste Reise unternehmen konnten (wann auch immer das sein mochte).
    Wir kamen am 5. November in London an. Innerhalb von drei Tagen waren wir von Sonne, Meer und Surfen in die dunklen, verregnet-nasskalten Straßen von Balham gekommen. Das und die Aussicht, arbeiten zu müssen, sowie meine sich rapide verschlechternde Gesundheit waren für mich eine echte Herausforderung.
    Die folgende Nacht stritten wir darüber, wie wir diesen blöden Futon aus dem Campingwagen in unser neues Heim kriegen sollten, eine kleine Wohnung an der Balham High Road, als bei mir schließlich eine Sicherung durchbrannte. Ich zog den Campingwagen über eine Straßenspur hinweg und hielt, die eine Hälfte auf dem Gehsteig, die andere immer noch auf der Fahrbahn. Dann stieg ich aus, um mich in der Gosse niederzulegen. In Anbetracht der nicht unbeträchtlichen Regenmenge, die in dieser Nacht vom Himmel kam, glich die Gosse mehr einem Fluss. Ich legte mich dort hin, rollte mich wie ein kleiner Junge zusammen und fing an zu stöhnen. Und das war der Höhepunkt der Woche.
    Zum ersten Mal in meinem Leben kam mir jedes Gefühl von Sinn abhanden. Ich hasste es, am Leben zu sein. Jeder einzelne Moment war schmerzhaft. Normalerweise kann man diesem irgendwie entgehen, selbst wenn das bedeutet, sehr starke Schmerzmittel zu nehmen. Aber die schreckliche Wahrheit, die mir dämmerte, war, dass dies der eine Schmerz war, dem ich nicht würde entkommen können, denn es war schlicht und einfach der Schmerz, am Leben zu sein.
    Natürlich, es gab auch eine Möglichkeit, diesem Schmerz zu entrinnen – indem man nicht am Leben war. Aber obwohl ich wirklich verstehen konnte, warum die Menschen Selbstmord begehen, war das keine Option, mit der ich ernsthaft gedanklich spielte.
    Meine Frau unterstützte mich, aber für eine Weile konnte mich keine Hilfe erreichen.
    Deshalb gingen wir zusammen zu einem Workshop. Sie versicherte mir, dass dies ein geschützter Raum wäre, wo ich ich selbst sein könne und die Leute einfach nur zuhören würden. Als wir mit der U-Bahn langsam der Haltestelle im Londoner Norden entgegenfuhren, in deren Nähe der Workshop stattfinden würde, stieg in mir ein Gefühl auf, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte. Ich stellte fest, dass ich so weit unten war, dass so wenig für mich noch Bedeutung hatte, dass es mir wirklich total egal war, was die Leute von mir dachten. Und das war umwerfend. Es war mir egal, was die anderen Fahrgäste von mir dachten, als ich den Kopf hängen ließ und hin und wieder schluchzte.
    Als wir ankamen, um bei diesem Workshop mitzumachen, bemerkte ich, dass mir die Meinung all dieser höflichen Menschen nicht einmal die Niere eines stinkenden Dingos wert war. Für einen Mann, dem es sehr wichtig war, was die Leute von ihm dachten, war das ein vollkommen neues Gefühl, denn mein ganzes Leben über war es mir sehr wichtig gewesen, wie man mich wahrnahm.
    Also nutzte ich den sicheren therapeutischen Rahmen bis an seine Maximalgrenze aus. Bei dem obligatorischen »Teilen« am Anfang öffneten sich manche Leute und weinten ein wenig. Alle fühlten mit ihnen und legten ihnen einen Arm um die Schultern. Früher hätte ich bei so einem Workshop vielleicht auch ein bisschen geweint, sodass jeder Mitgefühl gehabt und mich als Mann gesehen hätte, der jetzt wirklich in Kontakt zu seiner weiblichen Seite trat, und ich wäre umarmt worden.
    Aber ich plapperte unverständlich wie ein Baby. Niemand konnte mich erreichen. Nichts half. Ich war im Zentrum einer wunderbaren therapeutischen Übung, die bei mir eigentlich hätte greifen sollen. Aber danach war ich an genau jenem dumpfen, toten, leeren Ort wie zuvor. Zudem bekam ich eine Lektion über therapeutische Gruppen: Die Geduld mit Menschen in einer schwierigen Situation geht irgendwann aus … besonders wenn die angebotenen therapeutischen Methoden keinen Effekt zu haben scheinen. Die anderen fingen vielmehr an, sich über mich zu ärgern, weil ich so verdammt viel Widerstand zeigte. Und auch das war mir scheißegal.
    Noch heute erinnere ich mich an dieses neue Gefühl, das ich an diesem Tag hatte. In der dunklen Verzweiflung des Lebensschmerzes, den ich fühlte, spürte ich auch eine Freiheit, die ich nie zuvor in meinem Leben erfahren hatte: Es war die Freiheit, die daraus geboren war, dass nichts mehr wichtig war. In meiner nihilistischen Trübsal sagte ich einfach zu allem Fuck It .
    Die dunkle Wolke verzog sich und langsam
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