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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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Ergeben
machte ich mich auf den langen und beschwerlichen Weg.
    Ich
muß noch Stielaugen gehabt haben, als ich zurückkam. »Ein wunderbares
Häuschen«, brachte ich leise keuchend hervor. »Ich werde es den >Schiefen
Turm< nennen. Da geht’s ja tief in die Erde, fünfzehn Meter, schätze ich. So
etwas sehe ich zum erstenmal. Aber trotzdem, eines Tages willst du ja... Ich
meine, es muß doch... Wenn auch nicht zu unserer Zeit oder in der nächsten
Generation, aber vielleicht in der übernächsten...«
    Paul
packte mich fest am Arm. »Laß die Aufschneiderei und komm lieber mit, das Haus
anschauen.«
    Da
ward mir klar, daß mit den Flitterwochen endgültig Schluß war.
     
     

2
     
    Endgültig
Schluß. Das wurde mir auch am nächsten Morgen zum Bewußtsein gebracht, als Paul
mich um 6 Uhr mit einer Tasse Tee und einem Lächeln der Entschuldigung weckte.
Ich fing an, ihm zu beteuern, es sei schon recht so, ich stände gern auch mal
früh auf, doch er sagte: »Tut mir leid, daß ich verschlafen habe. Nach einem
Urlaub werde ich immer lax, aber bald bin ich wieder im gewohnten Trott.«
Nachdenklich schlürfte ich meinen Tee. Der Trott begann also offenbar schon vor
6 Uhr früh.
    Paul
sagte: »Ich will jetzt einen Rundritt machen. Kommst du mit?« Und, um auf seine
junge Frau zarte Rücksicht zu nehmen: »Aber vielleicht möchtest du noch ein
bißchen im Bett bleiben?«
    Ich
schaute durchs Fenster, das keine Gardinen hatte, die das prächtige Panorama
verhüllten. Berge, Urwald und Meer, alles in großartigen Maßstäben. Da warf ich
die Bettdecke zurück und sagte: »Natürlich komme ich mit.«
    Er
verließ das Zimmer mit der Bemerkung: »Schön, in zehn Minuten habe ich unsere
Pferde eingefangen.«
    Das
beruhigend kleine Pony erweckte in mir Vertrauen. Es war nicht hübsch, hatte
aber einen kräftigen Widerrist — ich habe gern etwas Stabiles vor dem Sattel —
und den sicheren Fuß einer Gazelle, den es in diesem Lande brauchte, wo wir
Pfade emporkletterten, die steil waren wie Häuserwände und auf der anderen
Seite ebenso steil abfielen. >Tommy< setzte sich dann auf seinen ulkigen
Rattenschwanz und rutschte geschickt hinunter. Mir gelang es wenigstens, im
Sattel zu bleiben, wenn auch ohne Eleganz.
    Alles
war ungeheuer aufregend. Erst um 9 Uhr kamen wir zurück. Tausend Morgen
hügliges Gelände auch nur flüchtig abzureiten ist nicht wenig. Aber mir gefiel
das alles, und Paul sah ich immer deutlicher die Selbstgefälligkeit an, während
er meinen Begeisterungsausbrüchen zuhörte. Sicher dachte er: »Wußte doch genau,
was ich tat, als ich dieses Mädel heiratete.« Diese Miene hatte ich an ihm
schon mehrmals beobachtet und beschloß, mein möglichstes zu tun, damit er sie
beibehalten konnte.
    Die
Hügel waren größtenteils sehr steil, mit krummen, von den Schafen ausgetretenen
Pfaden, dunklen Schluchten und hohem Dickicht über laut rauschenden Bächen. Ich
sah Gras, das mir für Februar herrlich grün vorkam, doch Paul setzte mir
auseinander, daß es härter und für das Vieh nicht so nahrhaft sei wie die stark
gedüngten Wiesen im Flachland. — »Kann sein, aber ich mag die Ebene nicht, bin
mehr für Berge«, sagte ich.
    Die
Berge — natürlich mit Paul, denn hier paßte er so recht hin. Auch in der Stadt
machte er sehr gute Figur, aber hier war er ein König. Und reiten konnte er!
Wie mit dem Pferd verwachsen saß er im Sattel. Alle Erklärungen gab er mir sehr
ernst.
    »Hier
läuft unsere Grenze, dahinter liegt Land der Eingeborenen. Bei mir heißt dieses
Stück >die Klippe<. Am besten, du merkst dir die Namen der einzelnen
Koppeln, dann kannst du später beim Eintreiben helfen. Nächste Woche fangen wir
an, die Schafe zu baden. Die Ochsen da werden wohl nächsten Monat ganz gute
Preise bringen. Ich habe sie einjährig gekauft, und sie haben sich hier zwei
Jahre sehr nützlich gemacht.«
    »Das
ist die Koppel für die Schafböcke. Sind Romneys, gute Rasse. Ich züchte nicht
alle Schafe auf Fleisch. Ziehe mir Mutterschafe gern selbst. Die da drüben sind
Southdowns. Was meinst du? Ach so, richtig, nach der Seite zieht sich die
Siedlung weiter. Ein paar von den andern Farmen können wir von hier aus sehen.«
    Auch
einzelne Häuser sahen wir liegen, wohlgeborgen hinter Gürteln von Hecken und
Bäumen. Ich konnte bei einigen den Rauch dünn aus dem Schornstein quellen
sehen. Trotz der meilenweiten Abstände zwischen den Häusern und der großen
Entfernung von uns aus bewiesen sie mir, daß dort Menschen
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