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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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zeigte die Lampe
sich mürrisch, warf ihre Flamme meterhoch, um dann, ganz klein und häßlich, nur
schwach zu glimmen. Unsicher leuchtend, erlaubte sie mir, den mit Linoleum
bedeckten Fußboden, einen viereckigen Tisch, vier harte Stühle und zwei
Korbsessel zu unterscheiden, ferner ein paar mit Büchern, Papieren und
vielerlei kleinen Maschinenteilen angefüllte Regale. Auf dem Kaminsims stand
mein eigenes Foto, das resigniert die kahlen Wände mit den großen hellroten
Rosen auf der Tapete betrachtete.
     
    Ich
war froh, mich damals vernünftig benommen zu haben, als Vater gesagt hatte:
»Was wünschst du dir von mir als Hochzeitsgeschenk? Ich werde dir einen
anständigen Scheck geben, aber verplempere das Geld nicht für unnützen Kram.«
    Vater
ist in Geldfragen äußerst nobel, aber leicht mit dem Begriff
>Verschwender< zur Hand, sobald wir etwas kaufen, was er nicht zufällig
auch selbst brauchen kann, zum Beispiel Nylonstrümpfe oder Tennisschläger. Er
blickte mich zärtlich an und brummte: »Wie wäre es mit nützlichen Dingen? Solide
Sachen, Möbel?«
    Als
ich Paul zu Rate zog, sagte er abwehrend, die Wohnung sei schon eingerichtet.
Immerhin, wenn ich gern ein paar andere Möbel haben möchte? Ich ging behutsam
vor, indem ich ihm zu verstehen gab, was es für Spaß machen würde, wenn wir uns
neue Sachen aussuchten — zusammen. Bei diesem Zauberwort war Paul besänftigt.
Wir verbrachten nette Stunden in den Möbelgeschäften, bei neuen und antiken Stücken. Zu Vater sagte ich, es sei klug
von ihm gewesen, an Möbel zu denken — und herzlichen Dank auch! Er blinzelte
mir in seiner entwaffnenden Art zu, wie er das stets tut, wenn man ihn in
netter Weise herumgekriegt hat. Jedenfalls war sein Scheck ebenso reell wie
sein Rat.
    Paul
zündete in der Küche den Primuskocher an. Die Lampe hatte ihre Muckelei aufgegeben
und brannte jetzt hell. Nun konnte ich auf dem Tisch die reizende, mit
herrlichen Chrysanthemen gefüllte Steingutvase sehen. Die Blumen waren
meisterhaft arrangiert. Zwischen ihnen steckte ein Zettel.
     
    Willkommen
daheim, Susan und Paul! Herzlichst
    Larry und Sam.
     
    Zum
erstenmal spürte ich die wohlige Wärme, die ich später beim Zusammensein mit
Larry so oft empfand. Manchmal war es die Wärme reiner Zuneigung, manchmal Glut
der Verlegenheit. Wenn ich versuchte, Paul zu einer Beschreibung Larrys, der
Frau seines besten Freundes, zu veranlassen, grinste er immer nur und sagte:
»Ich denke, du wirst sie leiden mögen. Larry benimmt sich ja oft toll, ist aber
sonst ein ganz braves Wesen.«
    Das
war eine magere Auskunft. Drängte ich ihn, mir mehr über ihr Aussehen, ihr
Alter und ihren Charakter zu erzählen, dann sagte er bloß: »Oh, das wirst du
alles mit der Zeit schon merken. Natürlich hat sie was Irdisches an sich — na,
du wirst ja sehen.«
    Wenn
ich die Blumen und die schöne Vase betrachtete, hatte ich das Gefühl, daß mir
gefallen würde, was ich zu sehen bekommen sollte.
    Ich
ging durch einen breiten Korridor und öffnete ein paar Türen.
    Ach
so, ein Badezimmer. Nur mit der Wanne. Mir schwante, daß Paul für Frauen alles
dezent haben wollte. Na, es genügt, wenn in der Familie einer altväterlich
prüde ist. Also ging ich tapfer zu ihm und fragte, in welchem Versteck die
Toilette zu finden sei.
    Er
schaute mich ziemlich bestürzt an. »Ach, das hatte ich dir noch sagen wollen,
bin aber nicht dazu gekommen. Wir haben hier nämlich keine besondere Hygiene.
Konnte immer keinen Zement zum Ausmauern einer Senkgrube kriegen. Aber das
werde ich bald nachholen.«
    Ich
sagte, das wäre fein, doch so lange könnte ich nicht gut warten. Er möge mir
vorschlagen, was ich...
    Paul
begann zu stammeln: »Im Grunde genommen ist es sogar hygienisch, nur ein
bißchen weit ab. Mir ist so was dicht beim Haus zuwider. Ich zeige dir, wo du
gehen mußt. Da, den Weg drüben und dann den Hügel ‘rauf. Es ist nicht zu
verfehlen.«
    In
schwachem Umriß sah ich am Horizont ein winziges Häuschen, das zweifellos
schief stand, und erklärte, es sei schade, daß ich mein Fahrrad nicht
mitgebracht hätte. Da Paul eine würdevolle Miene aufsetzte, fügte ich rasch
hinzu: »Ich meine, der Weg muß ziemlich anstrengend sein. — Und was passiert,
wenn du krank bist?«
    Diese
lachhafte und ganz unerwartete Vorstellung schien meinen Herrn Gemahl sehr zu
befremden, denn er tat sie oberflächlich ab, indem er mir erklärte, es läge
stets eine Taschenlampe auf der Fensterbank der Abwaschküche bereit.
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