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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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aus dem Konzept, bis der Colonel erschien. Bei ihm fand sie dann ihre
Psychologie bestätigt.«
    »Genau
wie ich ihn mir gedacht hatte. Jetzt bin ich nur auf seine Tochter gespannt.«
    »Das
arme Ding. Kommt nächste Woche wieder. Hat kein schönes Leben.«
    »Machst
du dir« — wir >Freunde von der Front< duzten uns jetzt alle — »machst du
dir immer vorher ein bestimmtes Bild, ehe du jemand kennenlernst?« wollte Larry
wissen. »Dann sag uns doch jetzt mal, ob deins von Tim gestimmt hat.«
    Ich
wurde ziemlich verlegen, als ich in Tims lachende Augen blickte, während er
kein bißchen verwirrt war. Konnte den überhaupt etwas durcheinanderbringen? Er
war so hübsch, wie Larry ihn beschrieben, und so geistreich, wie ich gehofft
hatte, doch hinter seinem festen Blick verbarg sich noch mehr. Weshalb war er
nicht verheiratet? Wie hatte er dem entgehen können?
    Der
gräßliche Paul hatte meine Gedanken so klar abgelesen, daß ich allmählich
Respekt vor seiner Fähigkeit bekam. »Brauchst für Tim keine Pläne zu machen,
das ist zwecklos«, sagte er nämlich. »Er ist der vollendete Junggeselle. Ein
ganz vorsichtiger Kunde.«
    »Bezaubert
berufsmäßig die Frauen«, spottete Larry. »Verkörpert die Erfüllung jedes
Jungfrauengebets und ist, wie die Erfüllungen fast immer, nicht ganz
erreichbar.«
    »Gerissen
wie die Hunde der Maoris«, ergänzte Sam ordinär.
    Tim
lächelte geduldig und griff nach den Bridgekarten. Wie gut sich diese vier
Menschen verstanden! Einen Augenblick fühlte ich mich gleichsam auf Probe
angestellt, ein Außenseiter. Als ich aber Paul in die Augen blickte, war alles
wieder gut, obwohl er nur sagte: »Letztes Spiel, Jungens, dann müßt ihr
abhauen.«
    Und
sie >hauten ab<.
     
     

4
     
    Ausmustern
der Schafe zum >dipping<, dem Desinfektionsbad, das hieß: fast noch vor
Sonnenaufgang aus dem Bett, da wir nach ziemlich weit entfernten Koppeln reiten
und die Schafe auf den Hof treiben mußten, bevor es zu heiß wurde. Paul sagte —
wenn es ihm auch schwerfallen mochte, sich so selbstlos zu zeigen —, ich solle
mich nicht bemühen, mitzukommen. »Ich werde schon allein damit fertig, mußte es
früher ja auch.«
    Das
wurde bei ihm bald zur stehenden Redensart, die nie verfehlte, mich erst recht
in Schwung zu bringen. So antwortete ich prompt, ich wolle ihm gern helfen und
das Ausmustern lernen. Später sollte ich, das hatte er mir versprochen, einen
eigenen Hund bekommen. Bis dahin war ich begierig, alles genau zu studieren.
Jedenfalls hatte ich das vor, bis Paul mir eine Tasse Tee brachte und eine
Kerze auf den Nachttisch stellte. Ich protestierte: es sei ja noch Nacht.
    Aber
nach dem Tee und einer Zigarette schien die Sache nicht mehr so schlimm. Bis
ich angezogen war, hatte Paul die Pferde in den Hof geholt und gesattelt.
    Der
Ritt über das hüglige Gelände war in der Morgendämmerung herrlich, die Pferde
tanzten beinah Pirouetten, um zu zeigen, wie gut es ihnen gefiel, und die Hunde
folgten dicht hinter ihnen, sehr jagdfreudig, doch mit sachlichem Ernst. Ich
habe mich bei Landschaftsbeschreibungen eigentlich immer gelangweilt, und hier
hätte es eines Dichters bedurft, um die Schönheiten des bergigen Buschlandes an
einem frühen Herbstmorgen zu schildern.
    Ich
dachte an die Stadt und unsere komfortable Vorortvilla, wo um diese Zeit noch
kein Mensch sich rührte. Dort begann jetzt gerade der erste Verkehr, der
Milchmann setzte mit kräftigem Bums seine Flaschen ab, bald plumpste am
Gartentor die Zeitung auf den Rasen, und dann fingen die Trambahnen auf der
Hauptstraße oberhalb unseres Grundstücks mit ihrem morgendlichen Gekreisch an,
das wie schreckliche Hilfeschreie klang. Hier aber gab es nur die Vögel und die
Bäche, und sogar sie schienen nur gedämpft und noch verschlafen zu singen und
zu murmeln. Und an den Hängen rührten sich schläfrig die Schafe, noch naß vom
reichen Morgentau.
    Paul
besaß gute Hunde, und die Schafe ließen sich unschwer leiten, aber wir mußten
sie langsam treiben, und es wurde mächtig heiß, bis wir an die letzte kleine
Koppel neben der Furt kamen. Paul sagte: »Am besten ist, ich bringe diesen Teil
der Herde schon zum Hof und hole die andern später. Tim und Sam werden bald
hier sein, und wir müssen nachher die Tiere ziemlich lange im Hof
stehenlassen.«
    Das
bisher leichte >Ausmustern< war mir in den Kopf gestiegen. Voreilig sagte
ich: »Die paar bringe ich nach, das werde ich bestimmt können.«
    Paul
sah aus, als bezweifelte er das. »Ohne Hund
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