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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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Telefonleitung los sein kann?«
    Herausfordernd trafen sich ihre
Blicke, scheinbar harmlos und ohne Wimpernzucken. Larry sagte obenhin: »Wissen
Sie, ich habe so ein Gefühl, als ob er den Schaden in dem dichten Gebüsch
finden wird... Da kann so leicht ein Ast auf den Draht fallen.«
    Tantchens Augen funkelten, doch
ihr Gesicht blieb unbewegt.
    »Und mein Gefühl sagt mir, daß
Ihr Gedanke richtig ist. Vielen Dank, daß Sie Mick mitnehmen wollen — das
erspart Zeit. Zum Glück sind bisher keine dringenden Anrufe gewesen, aber es
kann ja jederzeit einer kommen.« Unhörbar für Larry — aber nicht für mich —
murmelte sie: »Und Sie haben viel mehr Glück, als Sie verdienen.«
    Bis zum heutigen Tage ist das
Thema von den beiden nicht wieder berührt worden.
    Sobald Larry und Mick fort
waren, wurden wir drei plötzlich nett miteinander. Es war nach halb neun. Der
Colonel wußte, daß er sein Spiel verloren hatte. Mit einer Unverfrorenheit,
über die ich mich heute noch wundere, bat ich ihn, Anne doch wenigstens einen
kurzen Gruß zu senden, nur ein Telegramm, sobald die Leitung wieder in Ordnung
gebracht sei. Aber das verweigerte er und fuhr schließlich betrübt heim in
seine leere Wohnung. Mein scheußliches Schuldbewußtsein wollte mich plötzlich
zum Geständnis treiben. Da mir glücklicherweise noch einfiel, daß ich dann ja
Larry mitbelasten würde, bewahrte ich die Ruhe und unterließ es.
    Freilich war es eine ungeheure
Erleichterung, alles vor Paul sozusagen ausschütten zu können, sobald ich zu
Hause ankam. Er war völlig entgeistert, doch ich sah offenbar so elend aus, daß
er seine Vorwürfe unterdrückte, mich ins Bett packte, mir Cognac einflößte und
sich darauf beschränkte, schreckliche Verwünschungen gegen Larry zu brummeln,
während er sich über die vernachlässigte Hausarbeit hermachte.
     
    Später, als wir uns
aussprachen, wollte es mir beim besten Willen nicht gelingen, ihm klarzumachen,
daß die Sache auch ihre komischen Seiten hatte. Vielleicht hatte er recht mit
seiner Bemerkung, Männer hätten mehr Achtung vor den Gesetzen als Frauen.
Zuletzt sagte er langsam: »Na ja, ich habe immer gewußt, daß Larry bis zum
Äußersten geht. Als Freundin mag sie ja prächtig sein, aber sie wird dich ins
Gefängnis bringen. Also nimm dich um Himmels willen zusammen.«
    »Oh, Paul, du darfst nicht böse
mit ihr sein. So eine Freundin gibt’s nicht wieder! Sie hat kolossale Courage
und setzt sich für ihre Freunde bedenkenlos ein.«
    »Ja, gut, aber weißt du denn,
zum Kuckuck, nichts Besseres anzufangen, als ständig an ihren Rockschößen zu
hängen und dich von einer Klemme in die andere bringen zu lassen? Ist es dir
nicht genug, daß du ein Baby bekommen wirst, einen Hausstand hast und auf der
Farm mithilfst, ohne einen ganzen Bezirk durcheinanderzuwürfeln? Ich wünschte wahrhaftig,
du schriebst ein Buch, dann bliebst du vielleicht mal eine Weile ruhig.«
    Eine beachtliche Predigt für
Pauls Verhältnisse. Ich wußte, daß ich sie verdient hatte, und bemühte mich nur
noch, bedauernswert auszusehen. Wie unter einer Inspiration sagte ich: »Der
Colonel hat mir leid getan, das kann ich nicht leugnen. Denk doch nur, wie uns
zumute sein wird, wenn unsere Tochter uns einfach beiseite schiebt wegen eines
Mannes, den sie kaum ein Jahr kennt!«
    Paul sah unglücklich aus und
grübelte gleich über diese in weiter Ferne drohende Tragödie. Aber bald war er
wieder vergnügt und sagte: »Ja, mein liebes Kind, dagegen gibt es nur ein
einziges Mittel — daß wir einen Sohn bekommen anstatt einer Tochter.«
    »Aber ich möchte doch eine
Tochter haben, und die werde ich auch kriegen!« — Bei seinen Bemühungen, mich
zu überzeugen, daß ein Sohn erfreulicher sei, vergaß Paul prompt meinen ersten
Ausbruch ins Kriminelle.
    Das Ende der Liebesgeschichte
zwischen Anne und Tim verlief programmgemäß, so wie wir es im Herzen schon
gefühlt hatten. Larry tat, als langweile sie dieser Abschluß. Sie meinte, er
sei genau so wie in altmodischen Märchenbüchern. Nachdem aber die Ehe
geschlossen war, hätte nur ein Wahnsinniger versuchen können, sie zu sprengen
oder einen endlosen Kampf gegen sie zu führen — und Colonel Gerard besaß,
obwohl er zeitweilig den Kopf verlor, sehr viel gesunden Menschenverstand. Er
wußte, daß er besiegt war und durch Opposition nur noch mehr verlieren würde.
Freilich brauchte es Zeit, die Wunde zu heilen.
    Nach vierzehn Tagen kamen Anne
und Tim wieder zurück. Inzwischen war
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