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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb
Autoren: Clemens G. Arvay
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eher losen Kontakt zu uns. Der Unterschied zur solidarischen Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne ist aber, dass wir unsere Produkte weiterhin verkaufen und nicht an die Gemeinschaft verteilen. Man könnte von einer solidarischen Unterstützerkooperative sprechen.
Die einmalig investierten 100 Pfund haben niemandem wehgetan. Wir als Farm profitieren von der Gemeinschaft ebenso wie die Konsumenten selbst, die jetzt hier in der Region an wirklich ökologische und nach hohen ethischen Standards produzierte Lebensmittel kommen. Es ist wie in einer Symbiose.
    Solidarische Landwirtschaft – mehr als Utopie!
    Auf meiner Reise kam ich rasch zu der Einsicht, dass landwirtschaftliche Produktion in einer Form, wie sie sich die Konsumenten wünschen, meist dann erreicht wird, wenn diese selbst Mitverantwortung dafür übernehmen und sich am Aufbau von Alternativen beteiligen, anstatt zu erwarten, ein Produkt, das den eigenen Vorstellungen entsprechen soll, bequem im Supermarkt zu kaufen. In der solidarischen Landwirtschaft ist alles möglich. Die Produktion kann genau so gestaltet werden, wie es die Beteiligten – also die Konsumenten und Produzenten – miteinander vereinbaren. Durch das gemeinsame Ziehen an einem Strang, die Verfolgung gemeinsamer Interessen, eröffnen sich Potenziale und Perspektiven, die kein kommerziell orientierter Lebensmittelkonzern erfüllen kann.
    Ich sah mir zahlreiche Projekte der solidarischen Landwirtschaft an. Der Biohof Mogg im niederösterreichischen Herzogenburg zum Beispiel wurde erst im Jahr 2012 auf solidarische Landwirtschaft umgestellt. Der Betrieb erzeugt etwa 50 verschiedene Gemüsesorten aus eigener Jungpflanzenanzucht und erweitert das Hofsortiment durch den Zukauf anderer regionaler Erzeugnisse wie beispielsweise Milchprodukte und Käse.
    In der Schweiz, nicht weit von Zürich, besuchte ich das Team des Gemüselabors , das hochwertiges ökologisches Gemüse produziert und dieses an die beteiligten Konsumenten verteilt. In Zürich existiert ein ähnliches Projekt, nämlich die Gartenkooperative Ortoloco , die derzeit über sechs Verteilungsdepots in der Stadt verfügt – bald werden es neun sein.
    Bei der CSA Freudenthal in Witzenhausen beispielsweise traf ich auf Konsumentinnen und Konsumenten, die sich selbst regelmäßig an Anbau- und Erntearbeiten beteiligen, wodurch sich ihr monatlicher Mitgliedsbeitrag verringert. Diese Menschen genießen es, sich ab und zu bei landwirtschaftlicher Arbeit in freier Natur zu betätigen und „ihre“ Gärtnerinnen und Gärtner, Landwirtinnen und Landwirte tatkräftig zu unterstützen, wodurch auch soziale Kontakte entstehen. Das Gärtnerteam in Witzenhausen wird von der Community bezahlt, wobei der Stundenlohn gemeinschaftlich festgelegt wird. So können in der solidarischen Landwirtschaft neue attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Ware wird an Verteilungslager in Witzenhausen geliefert, von wo sich die Mitglieder der Gemeinschaft ihre Ernteanteile abholen können. Diese Form der Verteilung ist neben der Zustellung zu den Kunden eine häufige und beliebte Variante. In manchen Projekten der solidarischen Landwirtschaft verfügen alle Mitglieder über einen Schlüssel zu den Verteilungslagern und können so rund um die Uhr „einkaufen“ gehen, ohne dabei Geld mitnehmen zu müssen, da die Ware selbst ja nichts mehr kostet. In anderen Projekten haben die Lager Öffnungszeiten und ein Mitarbeiter gibt die Ernteanteile aus.
    Der österreichische Bio-Bauer Peter Lassnig, der seinen Gärtnerhof Ochsenherz ebenfalls als solidarische Landwirtschaft betreibt, bringt das stets frische Gemüse auf einen Bio-Bauernmarkt, der wöchentlich auf einem Platz namens „Freyung“ im kulturellen Stadtzentrum von Wien stattfindet, von wo sich die Mitglieder ihre Anteile abholen können. Andere Betriebe stellen die Ware via Fahrräder zu, wie beispielsweise die GartenCoop im südwestdeutschen Freiburg.
    Solidarische Landwirtschaft ist längst keine Utopie mehr, sondern wird in allen Ländern Europas bereits erfolgreich praktiziert.
    Auf dem 150 Hektar großen Kattendorfer Hof , 35 Kilometer nördlich von Hamburg, freut sich Landwirt Mathias von Mirbach über große Nachfrage. [ Abb. 36 ] „Wir haben uns auf die Vielfalt spezialisiert und wir erzeugen Lebensmittel direkt für die Menschen, so wie diese sie brauchen, und in den Mengen, die benötigt werden.“ Das Sortiment, das den Mitgliedern der solidarischen Landwirtschaft rund um den Kattendorfer
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