Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
betrogen hat. Die ›New York Post‹ hat doch wochenlang darüber berichtet.«
    »Mrs Korrupt Keaton. Sieh an, wer sich unters gemeine Volk mischt.«
    In diesem Moment sah ich Chloe zum ersten Mal nach all den Monaten wieder. Sie versuchte, sich von Dash loszumachen, der so misstrauisch die Augen zusammenkniff, dass die Grübchen in seinen hübschen runden Wangen sich vertieften und er seinem Vater noch stärker glich. Dash war über den Sommer aufgeschossen und mittlerweile keinen ganzen Kopf mehr kleiner als Henry, und er trug auch nichts annähernd Niedliches mehr. Keine Hosenträger, keine Fliege, nicht mal einen Sweater mit Tiermotiv. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Dashiel Keaton mit den Jahren immer attraktiver werden würde. Ich vermisste diesen schüchternen Jungen.
    Als der Artikel »Gier, Gratifikationen und Glorie« über Xander in der ›New York Post‹ erschienen war, hatte ich Chloe angerufen. Meine Nachricht blieb unbeantwortet. In der Woche darauf, nachdem auch die Blogger sich auf Xanders Geschichte gestürzt und sie mit ihren selbstgerechten Witzen und angestrengten Vergleichen durchgehechelt hatten, schickte ich ihr eine Reihe von E-Mails , die aber alle als unzustellbar zurückkamen. Schließlich sandte ich ihr mit der guten alten Briefpost ein paar Zeilen, die ich mehrmals umformuliert hatte. »Es muss eine harte Zeit sein. Ich denke an Dich und bin für Dich da. Ruf mich an, wenn Du möchtest.« Ich hatte auf eine Antwort gehofft. Doch es kam nichts.
    Die Fiese Fiona drängte mich, Augenkontakt zu meiden und mein Gesicht hinter meiner Zeitung zu verbergen, als ich Chloe sah.
Du bist die letzte Person, mit der sie reden will,
dröhnte es wie eine Sturmwarnung aus den Tiefen meines Bewusstseins. Aber es gibt Zeiten, da muss ich der Fiesen Fiona einfach sagen, dass sie einen Abgang machen soll. Mein Herzwar bereit, ein Risiko einzugehen, ganz egal wie ungeschickt ich mich auch anstellen würde.
    Ich packte meine Umhängetasche und Henrys brandneuen Rucksack, schlängelte mich durch die Eltern, Schüler und Schulausrüstungen hindurch   – man hätte meinen können, diese Kinder zögen in den Krieg, und nicht in die Vorschule   – und stand schließlich einen halben Meter hinter Chloe. Ich wollte, dass sie sich umdrehte. Doch meine telepathische Bitte erwies sich als genauso erfolglos wie meine früheren Kommunikationsversuche. Ich verlor die Nerven und wandte mich ab, um wieder in die andere Ecke des Raums zurückzuschleichen, als sie sich umdrehte.
    Wir hatten uns zuletzt vor neun Monaten gesehen, auf ihrer Abschiedsparty im Büro. Ich hatte ihr alles Gute gewünscht, aber keinen herzlicheren Dank erhalten als die Empfangsdame oder die I T-Leute . Chloes Gesicht wirkte schmaler, ihre Wangenknochen traten hervor und verliehen ihren Zügen mehr Charakter. Sie blinzelte, so als würde sie mich nicht wiedererkennen. Feine Krähenfüße umspielten ihre Augenwinkel, doch diese Zeichen gelebten Lebens unterstrichen ihre Schönheit nur.
    »Hallo«, sagte ich lauter als nötig. »Ist es nicht toll, dass die Jungs in dieselbe Schule gehen?« Nach einem kaum wahrnehmbaren Lächeln schwieg Chloe lange genug, dass ich sicher war, sie hätte Henry überall sonst lieber gesehen als ausgerechnet in dieser Schule, dieser Klasse. »Hallo, Talia«, gab sie schließlich sehr geschäftsmäßig zurück und wandte ihre Aufmerksamkeit dann Dash zu. »Was sagen wir, wenn wir jemanden treffen?«
    Er streckte eine kleine Hand mit frisch geschnittenen Fingernägeln aus. »Guten Morgen.« Seine Miene war ernst.
    »Guten Morgen, Mrs Fisher-Wells«, korrigierte Chloe ihn, und er wiederholte ihre Worte.
    »Guten Morgen, Dash.« Ich schüttelte seine Hand. »Freustdu dich schon auf die Schule?« Er verbarg sich hinter Chloes Oberschenkel. »Kennst du Henry noch?« Ich zeigte in die Spielecke hinüber. Henry servierte Ella gerade Tee. »Ich wette, er freut sich riesig, dich wiederzusehen.«
    »Geh hin und sag Hallo«, ermunterte Chloe ihn, und als sie ihm eine Hand auf den Rücken legte, ging er auf die anderen Kinder zu.
    Ich hatte es bis in Chloes Nähe geschafft, doch was als Nächstes kommen sollte, hatte ich mir noch nicht überlegt. Es hätte so vieles zu sagen gegeben, aber ich murmelte nur: »Wie läuft’s denn so bei Bespoke Communications?«
    »Ganz gut«, sagte sie gelassen, ihr Blick war weder freundlich noch unfreundlich. »Die Arbeitstage sind lang. Ich bin ziemlich erschöpft. Die Geschäftsreisen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher