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Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Titel: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)
Autoren: Harald Martenstein
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war wohl auch dem letzten Spacko klar, welches Sternzeichen das bessere ist.
    Billy schämte sich ein bisschen, wenn sie so was dachte. Ben war Steinbock. Na ja, er bastelte tatsächlich gern an der Laube seiner Eltern herum. Und er joggte. Mit Ausdauer. Es stimmte alles.
    Angeblich konnte man die Geburt auch auf natürliche Weise einleiten. Das natürlichste Einleitungsmittel war angeblich viel Sex, weil im Sperma ein Zeug drin ist, das Wehen auslöst. Ein Prostadingens oder so. Ab Anfang Dezember also das volle Sexprogramm. Dreimal täglich müsste locker reichen.
    Das Problem war, dass Ben nicht mitzog. Ungefähr ab Mitte November hatte Ben keine Lust mehr. Billys Bauch war schon so dick, dass ihre Lieblingspositionen nicht mehr funktionierten, und Ben sagte, er finde sie schön und erotisch und alles, aber beim Sex hätte er neuerdings das Gefühl, in einen Heißluftballon einzudringen. Das törne ihn ab. Obwohl er sie schön und erotisch finde und alles.
    Er war lieb, aber er hatte keine Lust. Daraufhin trank Billy Himbeerblütentee, nachdem sie ungefähr drei Tage lang alle Kreuzberger Bioläden abgeklappert hatte, um Himbeerblüten zu finden. Der Tee schmeckte, fand sie, nicht nach Himbeeren, sondern so, wie vielleicht Fußnägel schmecken, die man Leichen abgeschnitten hat. Das letzte und todsichere Mittel hieß Treppensteigen. Alle sagten, Treppensteigen ist der Bringer.
    Dann kam der Heilige Abend, und Billy war bis zum Heiligen Abend ungefähr zehntausend Treppenstufen rauf- und runtergelaufen, aber nichts war passiert, nicht mal eine kleine Vorwehe oder eine Senkung oder wenigstens das Gefühl, es könnte eventuell bald was in Richtung Senkung passieren. Dem Baby ging es angeblich, laut Doktor Winter, bestens. Das Baby war ein Langstreckenläufer, so viel war klar. Heiligabend feierten sie mit Bens Eltern in der Laube. Im Winter ist die Natur auch sehr schön. Außerdem stand da ein Elektroöfchen drin. Es gab wieder Bienenstich.
    Billy hatte Doktor Winter von ihren Versuchen erzählt. Sie war einfach nicht der Typ, der ewig über was Wichtiges schweigen kann. Außerdem sollte er ruhig merken, dass sie Sachen, die sie sich vorgenommen hatte, auch durchzog.
    Doktor Winter war klein und dick und glatzköpfig und schaute aus dem Fenster, während er mit einem redete. Er sagte: »Der 24. Dezember, liebe Brigitte, ist der Geburtstag von Jesus. Das ist kein schlechter Tag. Die Christen glauben, dass Jesus eine Kerze in der Finsternis ist. Obwohl Jesus ja im Sternzeichen Steinbock geboren wurde, und obwohl das Sternzeichen Schütze eine Kerze in der Finsternis sein soll und nicht der Steinbock. Das ist Aberglaube. Darauf solltest du nichts geben. Jesus war zum Beispiel auch nicht praktisch veranlagt. Jesus war eher ein Theoretiker. Er war auch, soweit bekannt, kein Langstreckenläufer.«
    Sie könnten doch einen Ersatztermin im Sommer festlegen, eine Art zweiten Geburtstag, wie wäre denn das? Und so weiter. Laber, laber, laber.
    Billy sagte: »Danke für die Belehrung.« Sie habe nichts gegen Jesus, aber an Weihnachten würden die Leute feiern und sich was schenken, am Geburtstag ebenfalls, deshalb sei es blöd, gemeinsam mit Jesus Geburtstag zu feiern, fertig. Wenn Jesus beleidigt sei ihretwegen, dann sei das sein Problem. Und dass sie, statt Himbeerscheiße zu trinken, gern einen Kaiserschnitt hätte. Notfalls von Jesus persönlich. Der habe das garantiert drauf.
    Doktor Winter spielte mit seinem Kugelschreiber.
    Aber das war jetzt eh egal, denn der 24. Dezember änderte alles. Von jetzt an kam es darauf an, die Geburt hinauszuzögern. Und da gab es nur eine allgemein anerkannte Methode, nämlich, zu liegen.
    Ab dem 25. Dezember lag Billy. Ben machte alles, er kaufte ein, er putzte, wobei Putzen sowieso nicht eine ihrer Top-Prioritäten war. Er ging ans Telefon, er rückte den Fernseher vors Bett und trug Billys Laptop zur Steckdose, wenn er aufgeladen werden musste. »Ben, du bist ein Engel«, sagte Billy manchmal.
    Ein paar Tage lang fühlte Billy sich super. Sie stand nur auf, um aufs Klo zu gehen, das war jetzt öfter der Fall als vor der Schwangerschaft. So ungefähr ab dem 28. Dezember war ihr langweilig, aber sie biss die Zähne zusammen und fing sogar an, ein paar von ihren alten Kinderbüchern ein zweites Mal zu lesen. Jeder Tag war jetzt wichtig. An Silvester konnten sie natürlich nicht in die Laube fahren, sie schauten fern und spielten ein bisschen »Doom«. Am nächsten Morgen brachte Bens
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