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Freu dich des Lebens

Freu dich des Lebens

Titel: Freu dich des Lebens
Autoren: Dale Carnegie
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bezahlen. Seine Frau und er hätten es sich überlegt - und beschlossen zu bleiben. Sie hätten gefunden, es sei nicht mehr als anständig, den Vertrag einzuhalten.«
    Als der verstorbene Lord Northcliffe in einer Zeitung ein Bild von sich sah, das er nicht veröffentlicht haben wollte, schrieb er dem Herausgeber einen Brief. Aber er schrieb nicht etwa: »Bitte, publizieren Sie dieses Bild nicht mehr, ich mag es nicht!« Er appellierte an edlere Motive, an die Liebe und Verehrung, die wir alle unseren Müttern entgegenbringen, und schrieb: »Bitte, publizieren Sie dieses Bild nicht mehr, meine Mutter mag es nicht!«
    Als John D. Rockefeller junior die Zeitungsreporter davon abhalten wollte, seine Kinder zu fotografieren, sprach er ebenfalls ihre edlere Gesinnung an. Er sagte nicht: »Ich will nicht, dass sie in die Zeitung kommen«, sondern er appellierte an den in uns allen steckenden Wunsch, Kinder vor Schaden zu bewahren, und sagte:
    »Sie wissen ja, wie das so ist. Einige von Ihnen haben selber auch Kinder. Es ist einfach nicht gut für sie, wenn man zuviel Aufhebens von ihnen macht.«
    Als Cyrus H. K. Curtis, der arme Junge aus Maine, der später als Besitzer der Saturday Evening Post Millionen verdiente, seine meteorhafte Karriere begann, konnte er sich die Honorare nicht leisten, die andere Zeitschriften bezahlten. Es war ihm unmöglich, erstklassige Autoren für Geld zu engagieren. Folglich appellierte er an ihre edleren Motive. Er bewog sogar Louisa May Alcott dazu, für ihn zu schreiben, als sie auf dem Gipfel ihres Ruhmes stand, indem er sich anerbot, einen Scheck über hundert Dollar nicht an sie, sondern an eine von ihr zu bestimmende Wohltätigkeitsorganisation zu senden.
    Ich höre den Skeptiker sagen: »So etwas mag schön und recht sein für einen Northcliffe und einen Rockefeller oder eine romantische Schriftstellerin. Aber ich möchte mal sehen, was man mit einem solchen Zauber bei jenen zähen Burschen ausrichtet, bei denen ich meine Rechnungen eintreiben muss!«
    Vielleicht haben Sie Recht. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, mit dem man in jedem Fall und bei allen Leuten Erfolg hat. Weshalb auch sollten Sie eine andere Methode einführen, wenn Sie mit Ihren bisherigen Resultaten zufrieden sind? Wenn Sie jedoch nicht damit zufrieden sind, weshalb sollten Sie es dann nicht wenigstens einmal versuchen?
    Auf jeden Fall wird Sie die folgende wahre Begebenheit amüsieren, die mir von James Thomas, einem meiner früheren Schüler, berichtet wurde.
    Sechs Kunden der gleichen Autowerkstatt weigerten sich, die Rechnung für die Wartung ihres Wagens zu bezahlen. Keiner bestritt zwar die Rechnung an sich, aber jeder stellte einzelne Posten in Abrede. In allen sechs Fällen hatten die Kunden den Auftrag schriftlich bestätigt, und die Werkstatt wusste, dass die Rechnungen in Ordnung waren, und sagte es auch. Das war der erste Fehler.
    Die Firma unternahm folgende Schritte, um die überfälligen Beträge endlich einzutreiben (aber glauben Sie bloß nicht, dass sie damit zu Geld kam):
    1. Sie schickte zu jedem Kunden jemand hin, der ihm ohne Umschweife eröffnete, dass er gekommen sei, um die längst fällige Rechnung zu kassieren.
    2. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie absolut und hundertprozentig im Recht sei und dass folglich er, der Kunde, absolut und hundertprozentig Unrecht habe.
    3. Sie ließ den Kunden deutlich fühlen, dass sie, das heißt ihre Angestellten, mehr von Autos verstünden, als er je im Leben davon verstehen werde. Es bestand folglich gar kein Grund zu Differenzen.
    4. Das Resultat: Differenzen ohne Ende.
    Kein Wunder, dass bei solchen Methoden die Kunden nicht versöhnt und die Rechnungen nicht beglichen wurden.
    Der Chefbuchhalter war eben dabei, mit noch gröberem Geschütz aufzufahren und den Rechtsweg zu beschreiten, als glücklicherweise die ganze Angelegenheit dem Direktor zu Ohren kam. Dieser ließ einige Auskünfte über die säumigen Zahler einholen und stellte fest, dass sie alle im Rufe standen, ihren finanziellen Verpflichtungen unverzüglich nachzukommen. Also war irgend etwas verkehrt gelaufen - irgend etwas an der Art und Weise, wie man dieses Geld eintreiben wollte, war faul gewesen. Deshalb ließ der Direktor James Thomas kommen und gab ihm den Auftrag, diese »unkassierbaren« Ausstände zu kassieren.
    James Thomas ging nun seinerseits folgendermaßen vor:
    1. »Ich habe jeden dieser Kunden besucht«, erzählte er.
    »Der Zweck war ebenfalls kein anderer, als
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