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Freu dich des Lebens

Freu dich des Lebens

Titel: Freu dich des Lebens
Autoren: Dale Carnegie
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hinter sich zu bringen, und zwar ungefähr mit diesen Worten: ›Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. Smith. Die Saison ist vorüber, und wir haben leider keine weitere Beschäftigung für Sie. Es war Ihnen ja bekannt, dass wir Sie ohnehin nur für die Dauer des Hochbetriebs eingestellt hatten, und so weiter und so fort.‹
    Die Leute waren von diesen Worten enttäuscht und fühlten sich im Stich gelassen. Die meisten sind Zeit ihres Lebens Buchhalter gewesen und empfinden wenig Sympathie für eine Firma, die sie so plötzlich auf die Straße setzt.
    Ich habe nun kürzlich beschlossen, unsere ›Saisonangestellten‹ mit etwas mehr Takt und Rücksichtnahme zu verabschieden. Bevor ich einen nach dem anderen zu mir bestellte, verschaffte ich mir erst einmal einen genauen Überblick über die Arbeit, die jeder einzelne von ihnen im Lauf des Winters geleistet hatte. Dann sagte ich etwa folgendes: ›Mr. Smith, wir sind mit Ihren Leistungen sehr zufrieden gewesen (falls wir das waren). Damals, als wir Sie nach Newark schickten, waren Sie vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Erst dachten wir, Sie sitzen in der Klemme, aber Sie kamen mit fliegenden Fahnen durchs Ziel, und Sie sollen wissen, dass unsere Firma stolz auf Sie ist. Sie sind ein tüchtiger Mann - und Sie werden es weit bringen, wo immer Sie auch arbeiten werden. Unsere Firma schätzt Sie sehr und wird Ihnen stets die beste Referenz ausstellen - vergessen Sie das nicht!‹
    Resultat? Die Leute finden sich bedeutend leichter mit ihrer Entlassung ab. Sie fühlen sich nicht ›versetzt‹. Sie wissen, wenn wir genügend Arbeit für sie hätten, würden wir sie behalten. Und wenn wir sie wieder nötig haben, kommen sie gerne zu uns zurück.«
    In einem unserer Kurse verglichen zwei Teilnehmer einmal die negativen Folgen des Kritisierens mit den positiven Seiten, wenn man den anderen das Gesicht wahren lässt.
    Fred Clark erzählte von folgendem Vorfall in seiner Firma: »Während einer Produktionsbesprechung bedrängte der Vizepräsident einen unserer Produktionsleiter mit äußerst perfiden Fragen nach einem bestimmten Herstellungsverfahren. Sein Ton war aggressiv, und er hatte es darauf angelegt, dem Produktionsleiter einen Fehler nachzuweisen. Weil diesem solche Attacken in Gegenwart seiner Kollegen höchst peinlich waren, gab er nur ausweichend Antwort, worauf der Vizepräsident schließlich die Nerven verlor, den Produktionsleiter anbrüllte und ihn einen Lügner schalt.
    In diesem kurzen Augenblick wurde jede Chance auf eine weitere Zusammenarbeit zerstört. Der Produktionsleiter, im Grunde genommen ein tüchtiger Mann, war fortan für unsere Firma wertlos. Einige Monate später kündigte er und ging zur Konkurrenz, wo er meines Wissens sehr geschätzt wird.«
    Anna Mazzone schilderte ein ähnliches Erlebnis aus ihrem Betrieb - aber wie ganz anders waren hier Verhalten und Resultat! Anna Mazzone arbeitete als Marketingspezialistin für einen Konservenhersteller. Als erste größere Aufgabe sollte sie die Absatzmöglichkeiten für ein neues Produkt abklären. »Als die Testergebnisse eintrafen, dachte ich, mich trifft der Schlag. Ich hatte bei der ganzen Planung einen grundlegenden Fehler gemacht, und die Untersuchung musste noch einmal durchgeführt werden. Schlimmer noch: Ich hatte vor der Sitzung, in der ich das Ergebnis abliefern musste, keine Zeit mehr, mit meinem Chef über meinen Lapsus zu sprechen.
    Als ich aufgefordert wurde, über das Resultat meiner Untersuchung zu referieren, zitterte ich vor Angst. Aber ich riss mich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen und von den Männern ringsum Anspielungen zu hören, dass Frauen für Managerposten eben doch nicht geeignet und viel zu gefühlvoll wären. Ich fasste mich kurz und erklärte, dass mir ein Fehler unterlaufen sei und ich die Untersuchung vor der nächsten Sitzung wiederholen würde. Dann setzte ich mich und wartete, dass mein Chef explodierte.
    Statt dessen dankte er mir für meine Arbeit und bemerkte, es sei nicht das erstemal, dass jemand bei einer neuen Aufgabe einen Fehler mache, und er rechne damit, dass die nächste Untersuchung genau und erschöpfend sei. Er versicherte mir vor allen Kollegen, er habe Vertrauen zu mir und wisse genau, dass ich mein möglichstes getan hätte und dieser Irrtum nur meiner ungenügenden Erfahrung und nicht mangelnden Fähigkeiten zuzuschreiben sei.
    Mit erhobenem Kopf verließ ich die Sitzung, entschlossen, einen solchen Chef nie mehr im Stich zu lassen.«
    Selbst
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