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Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Autoren: Lindsay Gordon
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blassgoldene Behaarung auf seinen Schienbeinen und den muskulösen Armen, die die Gitarre hielten, betonte. Er warf Phoebe ein strahlendes Lächeln zu, und ich sah, dass seine Augen blau waren wie das kristallklare, seichte Wasser der Ägäis.
    »Das ist Xander«, flüsterte sie mir zu.
    Gott, konnte er singen! Der Text ist mir jetzt nicht mehr im Gedächtnis, aber ich erinnere mich an seine Stimme und den süßen Schmerz der Gefühle, die darin schwangen; eine schreckliche, hoffnungslose Sehnsucht nach etwas, das für immer vergangen ist. Er sang jetzt auf Griechisch, aber das machte nichts; sein Ton teilte alles mit. Innerhalb von Sekunden brannten mir Tränen in den Augen. Ich schaute mich um und sah, dass auch allen anderen in der Taverne die Tränen über die Wangen liefen – allen bis auf Phoebe. Sie saß mit einem kühlen Lächeln da und setzte die Colaflasche an die Lippen.
    Als er verstummte, war mir, als bliebe die Welt stehen. Ich wollte applaudieren, aber niemand sonst machte Anstalten.
    »Xander, das ist Ness.« Sie vollführte eine Handbewegung in seine Richtung. »Das ist mein Bruder.«
    »Ness?«, überlegte er und stimmte seine Gitarre. »Das ist eine Abkürzung für …?«
    »Vanessa«, gestand ich. »Aber niemand nennt mich so.«
    Sein Lächeln traf mich wie ein Kuss, und meine Haut prickelte. Es ist unfair, dass es solche Männer gibt; Frauen sind einfach wehrlos gegen sie. Alle, vermutete ich, bis auf Frauen wie Phoebe.
    Sie stand vom Tisch auf. »Doste mo mezedes «, befahl sie der Alten und ging dann in den hinteren Teil des Raums, um in den Vorratsschank und den Kühlschrank zu sehen.
    Ich nutzte die Gelegenheit. »Sind Sie wirklich ihr Bruder?«, fragte ich. Die beiden sahen einander überhaupt nicht ähnlich.
    »Wir sind sogar Zwillinge.« In seinen Augen stand ein Blitzen, das beinahe ein Lächeln war. »Und wer von uns ist wohl älter?«
    »Sie«, sagte ich ohne zu zögern.
    Neckisch zog er eine Augenbraue hoch und sang dann noch ein Lied – etwas über den letzten Apfel, der noch an einem Baum hängt.
    Phoebe kehrte mit einer Platte voll eingelegtem Gemüse, Oliven, Gurkenscheiben und Dips zurück und stellte sie auf unseren Tisch. »Viel Auswahl gab es nicht.«
    »Das ist doch okay.«
    »Feyete!« , befahl sie den Griechen mit einer Handbewegung – und ohne ein Wort stand jeder einzelne von ihnen auf und verließ die Taverne. Sie folgte ihnen wie ein Schäfer, der seine Schafe vor sich hertreibt.
    Ich war wie vom Donner gerührt. Nicht nur von ihrer Grobheit, sondern dem Gehorsam der Leute. Xander fing meinen Blick auf und improvisierte lange genug auf der Gitarre, um mir leise etwas zu erklären. »Die Insel gehört unserer Familie; die Regierung hat sie nur von uns gepachtet. Wahrscheinlich können einige von uns ihre schlechten Gewohnheiten nicht ablegen.«
    »Ihre Familie stammt aus Griechenland?«
    »Ursprünglich. Inzwischen leben wir überall.«
    Reedermagnaten oder so etwas, vermutete ich. Männer mochten ja vom Mars sein, aber die Reichen stammen aus einer vollkommen anderen Galaxis. Am Eingang der Taverne zog Phoebe ein Stück Netz herunter, um die Öffnung zu schließen, und der sonnengefleckte Halbschatten wurde kaum merklich dunkler. Ich erschauerte. Mein feuchtes Kleid fühlte sich jetzt weniger angenehm an.
    »Kommt«, sagte Phoebe, zog ein Tischtuch von einem Tisch und legte es mit der sauberen Seite nach oben zu Xanders Füßen in den Sand. Sie nahm die Platte, setzte sich wie bei einem Picknick auf den Boden und klopfte auf den Stoff neben sich. Ich stand vom Tisch auf. Jetzt, da nur noch wir drei hier waren, kam ich mir ein bisschen komisch vor. Ich fühlte mich noch schlechter, als ich mich gesetzt hatte und sie hinter mich rutschte, sodass ich mich gegen sie lehnte. Sie schnaubte und nahm mir den Sonnenhut weg, den ich wie zufällig vor die Brust hielt. Der feuchte Stoff meiner Bluse klebte immer noch an Stellen, die er eigentlich verstecken sollte. Innerlich wand ich mich vor Verlegenheit. Ich hatte nicht vorgehabt, mich von einem fremden Mann in die Enge treiben zu lassen; das erschien viel gefährlicher, als einfach mit einer Frau zu gehen. Aber, dachte ich naiv, eine Frau wäre doch auf meiner Seite, wenn es unangenehm wurde – oder?
    »Sie ist hübsch, nicht wahr?«, sagte Phoebe, und Xander nickte mit seinem rätselhaften, neckenden Beinahe-Lächeln.
    Seine Finger wanderten an den Gitarrensaiten auf und ab und erzeugten eine Kaskade von Klängen. Phoebe gab
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