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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht!
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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Turnhalle, wo die Männer das rauchumwaberte Gespensterhaus untersuchten. Die Nebelmaschine hatte ganze Arbeit geleistet und mit seinen weißgrauen Schwaden selbst die Rauchdetektoren an den Decken in Angst und Schrecken versetzt …
    „Man sagte mir, Sie hätten hier die Leitung“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich.
    Das war nicht ganz richtig. Die eigentliche Organisatorin der Halloweenparty lag mit Grippe zu Hause im Bett. „Stecker der Nebelmaschine in die Steckdose stecken“, hatte zu ihren schriftlichen Anweisungen für die Party gehört. Aber das zählte nicht als Entschuldigung.
    Bereit, die volle Verantwortung für das Desaster zu übernehmen, straffte Christina die Schultern. Sie drehte sich um und sah in die klarsten blauen Augen, die sie je erblickt hatte, umrahmt vom Visier eines Feuerwehrhelms. Nur mit Mühe widerstand sie dem Impuls, überrascht einen Schritt zurückzuweichen. „Stimmt“, antwortete sie und zwang sich, dabei selbstbewusst zu klingen.
    „Dann sind Sie also verantwortlich für das alles hier?“ Der Feuerwehrmann ließ ihren Blick nicht los, während er mit einer vorwurfsvollen Geste die Szene in der Turnhalle umschrieb. Er wirkte sehr jung.
    Womöglich ist er noch ein Teenager, dachte Christina. „Ja“, sagte sie laut und sah ihm möglichst unbeeindruckt in die strengen blauen Augen.
    Er war mindestens eins achtzig groß und starrte sie immer noch ärgerlich aus seinem offenen Helmvisier heraus an.
    Sie wusste genau, was er für einen Eindruck von ihr hatte: eine hochgewachsene Blondine mit olivfarbenem Teint und goldbraunen Augen, die in einem recht freizügigen Haremsdamenkostüm steckte und kein bisschen wie die hochkompetente Harvard-Juristin aussah. Und schon gar nicht wie die waschechte Mexikanerin, die sie ebenfalls war.
    Sie wehrte sich dagegen, wieder einmal als ahnungsloses Dummchen betrachtet zu werden, das einfach nichts auf die Reihe bekam. Diese Rolle hatte sie lange genug gespielt, hatte lange genug mit dem Gefühl gelebt, den Erwartungen, die man an sie stellte, nicht gerecht werden zu können. Das war in Cincinnati, Ohio gewesen, in der Großstadt. Deshalb war sie nun hierher in die tiefste Provinz gezogen, nach Morrisville, Indiana. Hier wollte sie nur noch an ihren eigenen Ansprüchen gemessen werden und sich von niemandem Vorschriften machen lassen. Im Geiste machte sie sich kampfbereit, um jeden eines Besseren zu belehren, der ihr etwas anderes einreden wollte.
    Der junge Feuerwehrmann wartete mit sichtbarer Ungeduld darauf, dass sie sich weiter äußerte.
    „Ich habe die Nebelmaschine eingeschaltet“, erklärte sie. „Als der Feueralarm losging, wusste ich natürlich sofort, was los war. Ich nehme an, die Dame, deren Anweisung ich befolgte, dachte, die Hallendecke mit den Rauchdetektoren wäre hoch genug.“
    „Ist sie aber nicht.“
    „Das weiß ich jetzt auch.“ Christina war nicht bereit, sich von diesem Bengel weiter verunsichern zu lassen.
    Er nahm mit einer ruhigen Bewegung seinen Helm ab.
    Als sie schließlich sein ganzes Gesicht sehen konnte, wurde ihr klar, dass sie sich mit seinem Alter sehr verschätzt hatte. Ende zwanzig mochte er sein, mit sympathischen tiefen Grübchen in den Mundwinkeln, und er machte den Eindruck, als verstecke er ein Lächeln, selbst wenn er so streng dreinschaute wie jetzt. Sie mochte lieber nicht darüber nachdenken, wie er aussehen würde, wenn er tatsächlich lächelte …
    Als Nächstes öffnete er gelassen seine schwere Uniformjacke und streifte sie von den Schultern – von sehr muskulösen Schultern.
    Christina war jahrelang mit einem Profifootballer verheiratet gewesen. Sie wusste, wie jemand aussah, der auf körperliche Fitness achtete. Was sich da unter dem eng anliegenden Feuerwehr-T-Shirt und den breiten Hosenträgern abzeichnete, war vielleicht nicht Muskelmasse genug, um professionell American Football zu spielen, aber es reichte allemal, um Frauenherzen höher schlagen zu lassen. Auch ihres. Das da war ein sehniger, durchtrainierter Männerkörper, der Schutz und Sicherheit versprach, wenn man sich danach sehnte.
    Wenn. Christina Sanchez Jones brauchte aber niemanden, der sie beschützte. Nie wieder wollte sie sich klein und minderwertig fühlen. Sie würde hier in Morrisville allein klarkommen.
    Der Mann fuhr sich durch die vom schweren Helm platt gedrückten Haare und verstrubbelte sie ein wenig. „Wir werden den Rauch mit einem Ventilator abziehen. Mehr können wir nicht tun. Sauber machen
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