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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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ihm der Vermieter kündigte, wollte
er sich nach Landarbeit umsehen. Der arme Junge, er ahnte ja nicht, daß viele
Farmer sich schlimmer anstellen als die Stadtleute, wenn ein fremder Hund auf
ihrer Farm erscheint. Das hat er bald oft genug erleben müssen. Er hätte ein
halbes Dutzend Stellen haben können, aber niemand wollte ihn mitsamt dem Hund.
Dann hörte er von den Straßenarbeiten im Hinterland und meinte, dort würde man
an dem Hund nichts auszusetzen haben, weil er wohl einen Verschlag für sich
allein kriegen könnte. Doch er stellte fest, daß die Arbeiter alle gemeinsam im
Küchengebäude aßen; Hunde durften dort nicht hinein. Der arme Thomas! Er muß
wohl am Ende seiner Kraft gewesen sein, als ich ihn mitnahm .«
    »Aber nun ist vermutlich alles
in Freude verwandelt, und Thomas und sein Hund haben ein Heim gefunden. Und wie
stellt sich Sam dazu ?«
    »Ganz gut, denn Thomas ist so
ein einfacher, offener Charakter. Er ist das genaue Gegenteil zu deinem David,
Susan .«
    »Zum letztenmal: Er ist nicht mein David! Übrigens ist mir so ein Bursche mit langen Haaren und Studentenjargon
lieber als einer, der überall mit einem Hund herumzieht und ihn in einer
Mietwohnung versteckt. Er muß wirklich sehr einfältig sein .«
    »Das ist er, und das macht ihn
gerade so anziehend. Er erzählte, er hätte genau gewußt, daß er für sich und
Rufus ein Zuhause finden würde. Und wie du siehst, ist das auch in Erfüllung
gegangen .«
    »Weil er der einzigen
Farmersfrau begegnete, die so mutig war, ihren Mann zu bitten, er solle doch
einen ungelernten Arbeiter samt seinem Straßenköter bei sich aufnehmen. Ich muß
schon sagen, Larry: Nach dem Tod des braven alten Mouse hast du geschworen, nie
solch einen großen Hund zu halten. Höchstens einen Spaniel wie Mick.«
    Larry hatte mehrere
Labrador-Hunde gehabt, die alle »Mouse« hießen, und nacheinander drei Spaniels
namens »Mick«. Sie hielt es für durchaus notwendig, daß ein Hund, der an
Altersschwäche starb, einen Nachfolger bekam, der ihm möglichst ähnlich sah.
Der mußte dann auch den gleichen Namen haben. Ich verstand das einfach nicht,
denn sie betrauerte den Tod ihres Lieblings immer sehr. Aber sie erklärte, der
Dahingegangene solle einiges von seinem Geist dem Nachfolger vermachen, und das
werde dadurch erreicht, daß er denselben Namen bekam. Larrys Überlegungen gingen
stets andere Wege als die meinen, besonders wenn es sich um Tiere handelte.
Pferden und Hunden war sie außerordentlich zugetan. Aber ihre Tiere waren immer
reinrassig gewesen, und jetzt hatte sie einen Bastard ins Herz geschlossen. Sie
hatte mancherlei Gründe, Thomas und seinen Hund aufzunehmen; keiner davon war
sehr überzeugend. Aber Sam verstand sie, weil er seine Frau liebte. »Er
verwöhnt sie«, meinte Paul. Doch wie man es auch ansehen mochte, es war eine
großartige Ehe.
    Natürlich wollte ich mir Thomas
anschauen und gab vor, Larry beim Einmachen der Tomaten helfen zu wollen. Die
Männer waren in der Nähe bei der Arbeit an den Weidezäunen; zum Lunch kamen sie
alle ins Haus, auch Thomas. Zum Mißfallen des Colonels herrscht nämlich bei uns
der Brauch, die Mahlzeiten stets gemeinsam einzunehmen.
    Wie ich erwartet hatte, war
Thomas ein großer, starker Mensch. Er war nicht so feingliedrig und geistreich
wie David. Sein Haar stand starr vom Kopf ab, obwohl er es offensichtlich mit
einer nassen Bürste zu bändigen versucht hatte. Er hatte ein angenehmes, fast
kindliches, aber keineswegs dummes Gesicht; seine kleinen Augen waren sehr
blau. Aber wenn er selbst auch so aussah, wie ich ihn mir vorgestellt hatte — einen
solchen Hundemischling hatte ich noch nie gesehen. Von dem goldfarbenen
Spaniel, den Larry erwähnte, hatte er das Fell, und Thomas erzählte, er habe
ihn nach einem König aus vergangenen Zeiten genannt, von dem er einmal gehört
hatte. Der Hund war so groß wie ein Labrador, hatte auch dessen kleine Ohren und
den mächtigen Schweif. Er mußte an der Tür sitzen bleiben, denn Thomas meinte:
»Wir wollen gleich so anfangen, wie es in Zukunft bleiben soll .« Von dort aus beobachtete Rufus mit seinen großen braunen
Augen jede Bewegung seines Herrn. Miteinander bildeten sie ein nettes,
friedliches Gespann, und ich konnte mir gut vorstellen, daß Larry sie gern für
längere Zeit in ihren Haushalt aufnehmen würde. Ob allerdings Thomas
intelligent genug war, um den Beruf eines Farmers zu ergreifen, und ob er mit
dem hier üblichen Lohn zufrieden sein würde, war
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