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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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ähnlich.«
    »Jenny.« Er schnipste mit den Fingern. »Her damit.«
    Carole-Anne bezeichnete alle weiblichen Bekannten Jurys mit deren Anfangsbuchstaben. Es war ihr gelungen, SB-Bindestrich-H aus dem Leben des Hauses in Islington zu vergraulen (was wohl auch besser so war, wie Jury später begriff); um JH hatte es ihr aufrichtig leid getan; JK war eine unbekannte Größe.
    Nun sagte Jury zu Carole-Anne: »Ich dachte nur, ich komme vorbei und verabschiede mich.« Das hatte er auch wirklich vorgehabt, in der Hoffnung, die Atmosphäre des Starrdust und Vaughn Monroe würden den mit der Nachricht womöglich verbundenen kleinen Schlag dämpfen. »Und was ist mit dem netten Paar, das sich die Wohnung im ersten Stock angesehen hat?« Jury wand sich unter allerlei Verrenkungen aus dem Kissen.
    »Denen?« Schauerliches Stirnrunzeln. »Die hätten Sie über sich nicht ausgehalten, Super.« Sie beugte sich dichter über ihre Kristallkugel und wischte sich ein bißchen Kokosnuß aus dem Mundwinkel. »Er läuft mit einer Gehhilfe, und sie braucht zwei Stöcke. Sie wären die ganze Nacht hin und her und hin und her getrampelt. Sie haben gesagt, sie gingen nie vor eins oder zwei ins Bett. Da wären Sie doch durchgeknallt, oder?«
    »Danke, daß Sie mein Wohl im Auge behalten, Werteste.«
    »Gern geschehen, Super.«
Kapitel 7
    Sam Lasko hatte immer noch dieselbe Sekretärin, und mit zunehmendem Alter war sie nicht umgänglicher geworden. Sie funktionierte ruckartig, wie ihre Schreibmaschine. Lasko war nicht der Typ, der Hektik verbreitete, wohl aber sein Büro. Er war nicht da, sondern wegen eines Falles un-terwegs. Und der Tonfall seiner Sekretärin implizierte, daß auch Jury hier nicht Maulaffen feilhalten sollte wie letztes Mal. Sie hatte es offenbar vergessen: Letztes Mal hatte Lasko Jury einen Fall angedreht. Vielleicht war sie deshalb so grantig; vielleicht fürchtete sie auch, es würde sich wiederholen und Jury zur ständigen Einrichtung in Stratford-upon-Avon werden. Vielleicht hatte sie Angst vor Veränderungen. Weiß Gott, das verstand er.
    Also tippte sie mit gestrafftem Rücken und mißbilligender, versteinerter Miene weiter, bis er eine Bemerkung zur Farbe ihrer Strickjacke machte, wie hübsch sie sei, wie gut sie zu ihrem Teint passe. Die Schreibmaschine hörte auf zu klappern, das Gesicht wurde ein wenig weicher. Die Strickjacke war neu. Er hatte das Preisschild über den Kragenrand hervorlugen sehen.
    Ein etwa acht- bis neunjähriges Mädchen öffnete ihm die Tür. Sie trug eine große Schürze. Jurys Herz rutschte eine Etage tiefer.
    Immer zog Jenny um; immer schien er ihr in Zimmern voller Umzugskisten und Kartons zu begegnen, und er befürchtete schon, das Mädchen würde sagen, sie sei fort.
    Sagte sie auch.
    »Aber sie kommt gleich zurück. Sie ist nur die Straße hochgegangen, um eine O-ber-dschin zu holen.«
    Wunderbar, wie sie das sagte. Doch sie schien unsicher zu sein, was sie mit ihm anfangen sollte.
    »Ich bin ein alter Freund«, sagte er. Er gab ihr seine Karte und sah zu, wie sie versuchte, sich von deren Herkunft nicht beeindrucken zu lassen.
    Schließlich sagte sie: »Na ja, dann wird das wohl seine Richtigkeit haben.« Bei ihrem Gang zur Haustür war sie von einem wild aussehenden Kater begleitet worden, der keineswegs beeindruckt war. Jury schaute den Kater skeptisch an: Kannte er ihn nicht? Hatte er ihn nicht schon einmal gesehen?
    Das kleine Haus befand sich im alten Teil Stratford-upon-Avons, nicht weit von der Straße, die um das Royal Shakespeare Theatre und den Friedhof führte. Als er vor ein paar Jahren hier gewesen war, hatte er an Laskos Fall gearbeitet. Und zwar kurz bevor Jenny das Haus vermietet hatte, um mit einer älteren Verwandten eine Seereise zu machen. In der Zwischenzeit war die Frau gestorben.
    Im Erdgeschoß befand sich ein großes Wohnzimmer, an dessen Ende eine Tür auf einen kleinen Garten hinausging. Außer der Küche war es der einzige Raum hier unten. Von dort kamen die verschiedensten Kochdüfte, die Jury nicht identifizieren konnte.
    »Ich bin Elsie. Ich helfe hier kochen.«
    »Hm, Elsie, wenn meine Nase mich nicht täuscht, machst du das ganz großartig.« Jury schloß die Augen und schnüffelte. Die Gerüche waren absolut verlockend. In den letzten zwei, drei Wochen hatte er keinen nennenswerten Appetit gehabt; jetzt starb er vor Hunger.
    Stolz erzählte Elsie weiter: »Wir machen eine Terrine mit Wild und Rindfleisch. Die muß lange schmoren - zwei oder drei
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