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Fremde

Fremde

Titel: Fremde
Autoren: Gardner R. Dozois
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begann zu schreiben, wobei er sich in Anbetracht der knappen Mittel selbst vor die Alternative stellte: schreiben oder verhungern. Er hatte schon 1966 eine erste SF-Story veröffentlicht, aber in seinem Dachstuben-Domizil entstanden etliche weitere Geschichten, die dann in amerikanischen Magazinen und Anthologien erschienen. Im Sommer des gleichen Jahres kehrte er schließlich nach Amerika zurück und lebt seither als freier Schriftsteller in Philadelphia. Neben der schriftstellerischen Arbeit betätigt er sich auch als Kritiker, Redakteur und Herausgeber von Anthologien.
    Seine erste längere Arbeit war der 1975 veröffentlichte Roman Nightmare Blue, der in Zusammenarbeit mit George Alec Effinger entstand, eine nicht sonderlich ambitionierte Space Opera, was insofern überraschte, als sich beide Autoren zu diesem Zeitpunkt schon einen guten Namen als eher literarisch orientierte SF-Autoren gemacht hatten. Dozois galt wegen einiger seiner Kurzgeschichten als ein Autor, der an das anzuknüpfen versuchte, was in der Science-Fiction von den Ausläufern der New Wave zurückgeblieben war.
    Sein zweiter Roman war der vorliegende Titel Strangers (Fremde), und mit diesem Werk löste Dozois alle Versprechungen ein, die er als Kurzgeschichtenautor gegeben hatte. Strangers beruht auf einer Kurzgeschichte, die 1974 unter dem gleichen Titel erschien und in die Endausscheidung bei der Preisverleihung des Hugo-Award kam.
    Strangers ist die Geschichte einer Partnerschaft zwischen einem Mann von der Erde und einer Frau, die einer humanoiden extraterrestrischen Rasse angehört. Die Ähnlichkeit ist trotz aller gegenseitig empfundenen Exotik im Aussehen und Körperbau groß genug, um Sympathie füreinander aufkommen zu lassen, und auch die Geschlechtsorgane sind so beschaffen, daß eine befriedigende sexuelle Beziehung zwischen den Rassen möglich ist. Und die Cian, wie die Rasse des Mädchens heißt, sind sogar in der Lage, den Mann von der Erde durch eine Operation genetisch so zu verändern, daß er mit seiner Frau Kinder zeugen kann. Josef Farber, der Mann, von dem hier die Rede ist, war schon ein Außenseiter, bevor er das Mädchen Liraun kennenlernte, wird es durch diese Beziehung noch mehr – die anderen Menschen verachten ihn – und taumelt immer tiefer in etwas hinein, dessen Konsequenzen er sich vorher nicht klargemacht hat. Für Liraun gilt das gleiche. Auch sie war in ihrem Volk ein Außenseiter, auch sie gerät durch die Beziehung zu dem Mann von der Erde in weitere Isolation. Als die beiden ihre Beziehung durch eine Ehe legalisieren und Liraun sogar schwanger wird, endet diese Isolation in bezug auf die Cian für beide. Josef Farber findet sogar nach einer Phase tiefer Depression Befriedigung in schwerer körperlicher Arbeit, als er wegen Lirauns Schwangerschaft gezwungen ist, für beide den Lebensunterhalt zu verdienen. Und er wird akzeptiert, gewinnt Freunde unter seinen Arbeitskollegen. Alles scheint sich zum Guten zu kehren, bis Josef Farber endlich die weißen Flecken in seinem Wissen über die Cian tilgen kann und erfährt, welches schreckliche Schicksal seiner Frau bevorsteht, mehr noch, daß er es war, der ihr durch seine Unwissenheit vier glückliche Jahre gestohlen hat. All dies summiert sich zu einer eigenwilligen Liebesgeschichte, zu einer einfühlsamen Schilderung mit einem klug ausgedachten SF-Hintergrund.
    Das Grundsujet allerdings ist nicht neu, wollte dies wohl auch gar nicht sein. Zu deutlich sind die Parallelen zu Philip José Farmers The Lovers (Die Liebenden), und möglicherweise ist es kein Zufall, daß Dozois’ Protagonist Josef Farber heißt; die Ähnlichkeit dieses Namens mit José Farmer liegt jedenfalls auf der Hand.
    Wie bei Farmer ist der Protagonist in seine eigene Kultur nicht voll integriert, ist Außenseiter und wird dadurch erst bereit zu ungewöhnlichem Handeln. In beiden Romanen trifft er auf eine Frau, deren Andersartigkeit in voller Tragweite vorher nicht ersichtlich ist, und in beiden Fällen erwächst das Drama aus einem Mißverständnis.
    Farmers Protagonist ersetzt heimlich den Alkohol seiner vermeintlich drogenabhängigen Frau durch eine Ersatzsubstanz, ohne zu wissen, daß sie den Alkohol nur nimmt, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Bei Dozois meint der Protagonist, seine Frau wünsche sich von ihm Nachwuchs, obwohl das Gegenteil der Fall ist. In beiden Fällen wird die Frau schwanger, in beiden Fällen weiß sie, daß sie die Schwangerschaft mit dem Leben bezahlen muß.
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