Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
Vom Netzwerk:
hat das Herz am rechten Fleck."
    D iesen Satz hatte Oma ohne nachzudenken und überzeugt ausgesprochen.
    "Hatte er viele Freundinnen?", erkundigte Melissa sich.
    Oh-oh , dachte Kepler alarmiert.
    "Einige", meinte Oma in eisigem Ton, dabei klang zu viele deutlich durch.
    Jetzt kommt's , mutmaßte Kepler.
    Melissa war der Umschwung in Omas Stimme nicht entgangen. Sie blickte die alte Frau i nteressiert an. Aber Oma brauchte keine Ermunterung. Wie entfesselt begann sie, sämtliche Fettnäpfchen aufzuzählen, in die Kepler in seinen Beziehungen je getreten war. Als sie anfing über Monika zu sprechen, beschloss er einzuschreiten. Mittlerweile wurde es ihm zu persönlich. Außerdem könnte so etwas seine Chancen bei Melissa verringern.
    Er hustete. Oma brach überrascht ab. Sie und Melissa drehten die Köpfe allerdings recht gelassen zu ihm. Omas Blick war spöttisch und etwas undefinierbar.
    "Hallo", sagte Melissa leichthin.
    "Was tust du hier?", erkundigte Kepler sich barsch.
    "Junge, begrüßt man so lieben Besuch?", fragte Oma sogleich entrüstet.
    Kepler ignorierte ihren Blick und stierte Melissa weiterhin abwartend an. Sie lächelte ihn gewinnend an.
    "Ich dachte, ich sehe mal nach wie es dir so geht."
    " Einfach so?", zweifelte Kepler. "Und auch noch zu Fuß?"
    "Nein ", erwiderte Melissa, "ich bin mit dem Zug gekommen."
    " Wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte dich gern vom Bahnhof abgeholt."
    "Ich wollte dich überraschen. Ich dachte, du wü rdest dich freuen."
    "Junge ...", mahnte Oma, weil Kepler eine Sekunde lang nichts sagte.
    "Tue ich", behauptete er eisig.
    "Dann komm her und setzt dich endlich hin", befahl Oma.
    Kepler gehorchte unter Melissas amüsiertem, leicht abschätzigem Blick. Er sah auch, dass sie nur mit Mühe das Lachen zurückhielt.
    " Na, mach weiter", lud er ein.
    "Was denn?", fragte Melissa mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
    "Was du bei Omi gelernt hast. Wirf mir irgendetwas vor, die Inflation oder das Wetter." Kepler machte eine Pause. "Aber eigentlich könnt ihr nichts dafür, es ist bei euch angeboren, nicht wahr? Nur – wir können auch nichts dafür."
    Melissa konnte sich nicht halten und prustete. Kepler warf einen warnenden Blick auf Oma, bevor sie etwas sagte. Sie sah zurück, als wenn nichts wäre.
    " Junge, möchtest du gerne einen Tee?", erkundigte sie sich.
    " Jo. Und einen Keks", brummte Kepler. "Mit Nutella."
    "Ach herrje ." Oma erhob sich kopfschüttelnd. "Sind wir aber leidig heute."
    " Wenn du Pluralis Majestatis verwendest – ja, sind Wir", gab Kepler zurück.
    Oma stellte ihm lächelnd eine Tasse mit Tee und den Brotaufstrich vor.
    "Danke, Omi", bedankte er sich kühl.
    "So ist er", beschwerte sie sich bei Melissa ergeben. "Habe ich ja gesagt."
    "Er ist gar nicht sooo schlecht..."
    " Ja", stimmte Oma gespielt widerwillig zu, "man kann was mit ihm anfangen."
    " Ich bin noch hier", intervenierte Kepler. "Zieht hinter meinem Rücken über mich her, nicht während ich da bin."
    Mel issa und Oma lachten unisono auf. Kepler sah seine Großmutter schwer an.
    "Oma, geh ins Bett. Ich kriege es prima alleine hin, mich zu blamieren. Nach deiner Vorarbeit ganz gewiss."
    "Genau das habe ich auch vor", setzte Oma ihn von oben herab in Kenntnis .
    An der Tür drehte sie sich um und sah ihn warnend an. Er warf einen Blick auf Melissa, die sofort leicht rosa wurde, und glotzte Oma seelenruhig an.
    " Fernsehen dürfen wir aber schon zusammen?", erkundigte er sich.
    "Zeichentrickfilme", erbarmte Oma sich.
    "Da laufen um die Zeit teilweise ziemlich versaute Sachen."
    Oma hielt seinem Blick mühelos stand. Mit warnend erhobenen Augenbrauen.
    "Dirk ", meinte sie lediglich.
    Immer musste sie das letzte Wort haben. Aber Kepler hatte eigentlich gar keine Lust mehr auf Rebellion, ohne sie löste man Probleme viel besser.
    "Schon gut, Omi ."
    "Macht nicht zu lange", setzte Oma eins drauf. "Dein Tee wird kalt, Junge ."
    "Danke, Oma", bedankte Kepler sich nochmal.
    Mehr dafür, dass sie in einer unerklärlichen Anwallung überirdischen Erbarmens ihn nicht an seine morgige Pflicht einzukaufen erinnert hatte. Er wusste, dass er diese großzügige Geste dreifach würde wiedergutmachen müssen.
    Oma bestätigte seine Vermutung mit einem N icken und entschwand.
    "Sie ist so direkt wie du", stellte Melissa fest.
    "Andersrum", korrigierte Kepler.
    " Hat sie was gegen mich?", fragte Melissa unschlüssig.
    "Nein , sie hat dich gern."
    "Wirklich?"
    "Ja doch", wischte Kepler ihre Bedenken beiseite. "Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher