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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
Autoren: Tino Hemmann
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heißt Toni-Wagen. Im Volksmund, Toni. Nur im Volksmund. Wenn ihr was erfahrt, dann ruft mich sofort an. Ich warte hier auf Schiller. Tatortbewachung.“
    Etwas widerwillig stieg der Kriminalassistent hinten in den Streifenwagen. Kommissar Hinrich öffnete noch einmal die Tür. „Kollegen, ihr seid alle ziemlich jung. Falls der Kerl den Jungen hat, dann entwickeln sich Väter mitunter zu Kampfmaschinen, sie betrachten ihr Kind als Eigentum und verteidigen es. Also: Vorsicht und sachte. Geht das klar, Toni?“
    Alle drei nickten.
    „Und den Kollegen bringt ihr dann ins Revier. Klar?“
    Wieder nickten alle drei.
    Der Toniwagen startete, an der nächsten winzigen Kreuzung flammte das Blaulicht auf. Hinrich schüttelte seinen Kopf.
    Im Haus der Familie Schwarz brannte nur noch wenig Licht. Im Freien wurde es still, es roch nach Wasser. Im Wald hinter den Einfamilienhäusern schlängelte sich die Elster dahin, in der Nähe war eine Regattastrecke für Ruderer.
    Genau jetzt. Genau in diesem Moment wäre eine Zigarette das richtige. Hinrich steckte sich wieder Süßigkeiten in den Mund und kaute. Es verging nur eine Minute, dann kam der VW-Bus der K 3 um die Ecke, hielt zwei Meter neben dem Bordstein und Schiller und seine junge – unübersehbar hübsche – Assistentin, sprangen auf die Straße.
    „Moin, Holger.“ Volker Schiller sah sich ganz ruhig um.
    Franziska Hermann ließ nur ein munteres „Guten Abend“ heraus. Auch sie vermied aufwendige Diskussionen mit dem Mann von der K 1.
    Hinrich zeigte auf den Fußwegabschnitt. „Der Wagen muss hier gestanden haben. Ich vermute, jemand hat den Jungen hier aufgelauert. Danach ist unsere Streifenwagenbesatzung drüber gefahren und dann noch eine vermeintliche Zeugin. Die Kollegen sind dort vorn ausgestiegen, die junge Zeugin hier, fast an der gleichen Stelle, an der unser Täter das Kind ins Auto gezerrt hat. Ich habe noch ein paar Geburtstagspreise, die der Junge dabei verloren hat. Alles klar?“
    „Es sind mindestens vier Leute drüber getrampelt“, stellte Schiller fest.
    Hinrich nickte. „Ich war einer davon. Und die einzige Zeugin ebenfalls. Tut mir leid.“
    Die Assistentin öffnete die Schiebetür des Volkswagens, dann begann sie damit, jeden Zentimeter des Bodens zu fotografieren.
    „Deine Zeugin, ist sie rasant gestartet?“
    „Nö, du. Im Gegenteil. Ganz sachte.“
    „Franzi, dann nimm mal die Startspuren hier mit. Alte Sommerreifen, schlechtes Profil, schmal vermutlich. Vielleicht ein alter Transporter ... – Im Handschuhfach“, meinte Schiller übergangslos zu Hinrich. „Deine Pizza.“
    Hinrich ging zum VW-Transporter der Spurensicherung und öffnete die Beifahrertür. Aus dem Handschuhfach schaute tatsächlich eine Pizzapackung heraus. Er legte den Karton auf die Sitzbank, öffnete sie und brach sich ein Stückchen heraus. „Schade, kalt“, sagte er mit vollem Mund. „Salami-Schinken? K 1 dankt K 3.“
    „Die Mikrowelle im Transporter ist kaputt. Reparaturkontingent ausgeschöpft“, witzelte Schiller, der nun schneeweiße Handschuhe anhatte und wie ein Gynäkologe wirkte. „Hier wird nicht viel zu machen sein.“ Er schaltete eine grelle Lampe an, die er auf die Straße stellte und die den Fußweg nun voll ausleuchtete. Dann kniete sich Schiller auf den Boden und suchte Zentimeter für Zentimeter ab. In einer Hand eine Lupe, in der anderen eine Pinzette. Ringsum gingen in den Häusern Lichter an, Fenster öffneten sich.
    Hinrich entdeckte hinter einer Gardine Frau Schwarz, eine Etage darüber schaute ein junges Mädchen heraus. Der Kommissar hielt in der linken Hand einen Teil der Pizza und winkte mit der rechten hinauf, dass dieses Mädchen auf die Straße kommen sollte. Es verschwand vom Fenster.
    Fünf Minuten später stand Melanie Schwarz auf der Straße und wurde vom Kriminaloberkommissar begrüßt. Der merkte sogleich, dass das Mädchen nur einen Jogginganzug anhatte, mehr nicht. Hinrich liebte diese Jugendlichen, die kurz vor dem Erwachsenwerden standen. Seine beiden Mädchen hatten ihm zu dieser „Liebe“ verholfen, ihre kritischen Phasen während der Pubertät hatten Hinrich die ersten grauen Haare gebracht.
    „Mädel, du erfrierst noch.“
    Der Kommissar nahm sich die gesamte Pizzaschachtel aus dem VW-Bus, öffnete die Beifahrertür von seinen BMW, ließ das Mädchen einsteigen, warf die Beifahrertür zu und setzte sich dann auf die Fahrerseite.
    Zunächst beschäftigte er sich mit der Pizzaschachtel, nahm eine Scheibe Salami
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