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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
Autoren: Tino Hemmann
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herunter und steckte sich diese in den Mund.
    Melanie Schwarz blicke begeistert auf die Instrumente. Vorn, in der Windschutzscheibe, stand ein mobiles Blaulicht. „Geile Kiste“, stellte das Mädchen fest.
    „Du oder Sie?“, fragte Hinrich.
    Sie schaute ihn erstaunt an.
    „Nicht geile Kiste, ich meine, ob ich du oder Sie sagen soll.“
    „Sie können ruhig DU sagen, ich bin gerade erst vierzehn geworden.“
    „Nun gut. Du wirkst älter. Wie ist dein Name?“
    „Das sagen viele. Melanie. Melanie Schwarz.“
    „Melanie.“ Der Kommissar biss herzhaft in das letzte Achtel seiner kalten Pizza. „Wahrscheinlich Abendbrot und Frühstück“, gab er mit vollem Mund von sich. Er nahm die leere Schachtel vom Schoß und legte sie auf die Rückbank. „Melanie. – Hat dein Vater in der letzten Zeit mit dir gesprochen? Hat er Kontakt gesucht?“
    „Das letzte Mal vor vier Monaten. Ich weiß nicht, er hat mich vor unserem Haus umarmt und geküsst. Mehr nicht. Als ich Mama davon erzählte, hat sie gleich ihren Anwalt angerufen. Dann durften wir nicht mehr zu Papa. Er soll mich sexuell belästigt haben.“
    „Du magst deinen Vater also?“
    Melanie nickte leicht errötet. „Meine Mutter hat ihn nicht mehr an sich rangelassen. Und irgendwann ist er ausgetickt. Vergewaltigung in der Ehe – angeblich. Dann die Scheidung. ER hat mit mir immer Hausaufgaben gemacht. Und am Wochenende haben wir was zusammen unternommen.“
    „Das ist mit deiner Mutter nicht möglich?“
    Sie schüttelte ihren Kopf. „Die kennt doch nur ihre Baubude.“  
    „Wie stehst du zu deinem kleinen Bruder?“
    „Klein? Erik ist zwei Zentimeter größer als ich. Der ist neun und ich vierzehn. Ist das nicht unfair?“
    Hinrich zuckte mit den Schultern. „So ist das Leben, junge Frau. – Und sonst?“
    „Eigentlich helfen wir uns gegenseitig, wenn es Probleme gibt. Mama haben wir beide nicht verstanden. Vielleicht war Papa ihr im Weg. Karriere und so. Papa ist ein Familienmensch, der ist auch mal mit wenig zufrieden. Und was Eriks Verschwinden angeht, ich ...“
    Hinrich hatte wieder die Schaumzuckerfigurentüte in der Hand und hielt sie Melanie hin. „Du denkst, dass deine Mutter mit ihrer Meinung daneben liegt?“
    Das Mädchen fingerte ein rosa Tierchen aus der Tüte. „Die liegt völlig daneben. Erstens lehnt Papa jede Art von Gewalt und Aggressivität ab. Ich glaube auch nicht an die angebliche Vergewaltigung in der Ehe. Er hatte einfach Lust gehabt. Verstehen Sie? Für Mama war das der willkommene Anlass, Papa rauszuschmeißen. Vielleicht hat sie ihn provoziert, was weiß ich. Meinen Vater haben diese ewigen Verhandlungen angekotzt. Papa jedenfalls hat mein Brüderchen nicht entführt. Und deshalb habe ich Angst um Erik. Man hört ja genug von Kindermördern und Kerlen, die kleine Jungs vergewaltigen und danach zerstückeln.“
    Einige Momente herrschte Stille im Wagen. Nur das unterdrückte Kauen aus beiden Mündern war zu hören. Hinrich kratzte sich den Eintagesbart.
    „Siehst du, Melanie, ich will nichts schönreden. Ich teile deine Befürchtungen“, flüsterte der Kommissar. Melanie würgte etwas im Hals. „Und ich möchte, dass du genau aufpasst, was um dich herum passiert. Hast du ein Handy?“
    „Klar doch.“
    „Hier ist meine Handynummer“, er reichte ihr eine winzige Visitenkarte. „Ruf mich an oder komm im Revier vorbei. Wenn deine Mutter merkwürdige Telefonate führt, dann kann es durchaus sein, dass sie von einem Entführer erpresst wird. Viele Leute versuchen solche Dinge eigenmächtig zu klären. Und das geht immer nach hinten los. – Alles klar?“
    Melanie Schwarz nickte. Sie fühlte sich plötzlich wieder als kleines Mädchen. „Ich will nicht, dass Erik irgendwas passiert.“
    Hinrich warf die leere Tüte hinter sich zur Pizzapackung. Dann schaute er dem Mädchen in die Augen, lächelte ein wenig. „Das wollen wir alle nicht.“
    Der Kriminaloberkommissar öffnete seine Tür und ließ Melanie auf der anderen Seite heraus. Ganz kurz noch hielt er das Mädchen am Arm fest. „Du musst deiner Mutter nicht alles sagen, über was wir gesprochen haben.“
    Melanie schüttelte ein wenig den Kopf. „Komisch, manchmal ging mir Erik so richtig auf den Keks. Und jetzt ist er gerade Mal zwei Stunden verschwunden, da fehlt er mir schon ... Gute Nacht, Herr Kommissar.“
    „Gute Nacht, Melanie. Und keine Panik. – Versprochen?“
    Jetzt lächelte auch Melanie. Der alte Mann sprach mit jugendlichen Worten. „Alles
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