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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
Autoren: Martina Sahler
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auf und stoße die Luft aus.
    Jeder, der uns belauschte, würde sich darüber wundern, was das Handballtraining meines Bruders mit einem Treffen zwischen Jenny und mir zu tun hat. Aber ich bin bestens informiert. Leider. Jenny schmachtet seit vielen Monaten meinen Bruder Hendrik an, der in die 10. Klasse der GaP geht und der Star der Schul-Handballmannschaft ist.
    Sie weiß, dass sie gefühlt eine von Millionen ist, die bis über beide Ohren in ihn verknallt sind.
    Klar sehe ich, dass mein Bruder mit seinen schwarzbraunen Haaren und den dunklen Augen ein Mädchenschwarm ist, aber merkt denn keine, dass ein Honk hinter der coolen Fassade steckt?
    Anfangs habe ich versucht, Jenny davon zu überzeugen, dass jeder besser wäre als mein Bruder, aber sie hört nicht auf mich. Sie glaubt, dass sie gegenüber all den anderen Hendrik-Fans einen Vorteil hat, weil sie mit seiner Schwester so dicke ist. Ich versuche ihr diesen Zahn zu ziehen – ich bringe es nicht übers Herz, meine Freundin in ihr Unglück laufen zu lassen. Doch Jenny ist blind vor Liebe und versucht ständig, über mich eine Gelegenheit zu bekommen, in Hendriks Dunstkreis zu gelangen.
    Heute passt das mal gar nicht.
    »Sorry, Jenny, ganz schlecht«, sage ich. »Ich muss dringend die ersten Artikel für die nächste Ausgabe schreiben und noch an dem Aufmacher arbeiten. Ich hab echt keine Zeit heute.«
    »Tolle Freundin bist du«, mosert Jenny, während wir uns dem Klassenraum nähern, in dem Amelie und Lotta gerade verschwinden.
    »Hey, ich verspreche dir, ich regle das. Ich werde Hendrik von dir vorschwärmen. Ehrlich!«
    Jennys Augen beginnen zu glimmen wie Wunderkerzen. »Das würdest du tun?«
    »Logisch würde ich das tun. Wofür hat man Freundinnen!« Ich hab zwar nicht den blassesten Schimmer, was ich Hendrik erzählen soll und wie ich dafür sorgen soll, dass er mich nicht mit einem blöden Spruch anföhnt, bevor ich Piep sagen kann, aber ich will mich zumindest bemühen, mein Versprechen einzuhalten. Bringt zwar nichts, aber wenn es Jenny glücklich macht …
    Wir ziehen unsere Stühle von den Tischen, Jenny schmeißt ihren Rucksack neben sich und ich fasse an meine Schulter, um den Riemen abzustreifen.
    Da ist nichts.
    Hallo?
    Wo ist mein Rucksack?
    Direktorin Helma Hotter, die Geschichte unterrichtet, schlappt in ihren Birkenstocks in den Klassenraum. Ihre weißgrauen Kringellocken umgeben wie eine Wolke ihr Gesicht, das von einer Brille mit kreisrunden Gläsern dominiert wird. Früher hat sie bestimmt ein bunt gemustertes Stirnband dazu getragen. Sie hat mal erzählt, dass sie bei den Studentenrevolten in den 70er Jahren an vorderster Front gekämpft hat. Das hat aber leider nicht dazu geführt, dass sie auf antiautoritäre Erziehung setzt. Deswegen trifft mich ihr strenger Blick mit mörderischer Wucht, als ich aufspringe und aus dem Klassenzimmer stürme, um meinen Rucksack aus dem Keller zu holen.
    Allerdings weiß ich, dass Helma Hotter im Ernstfall auch eines ihrer blitzenden Augen für mich zudrücken würde. Sie hat mir schon einige Male gestanden, dass sie es stark findet, wie ich mich für die Schülerzeitung bei uns einsetze, und hat versprochen, mir Unterlagen von Journalistenschulen zu besorgen. Sie meint, »ein Schreibtalent« wie ich sollte seine Begabung auf jeden Fall später jobmäßig nutzen.
    Aber auch ein Schreibtalent wie ich braucht den Rucksack mit den Unterlagen, bevor der Geschichtsunterricht beginnt. Besser ist das.
    »Bin gleich zurück!«, werfe ich ihr hin, bevor ich losflitze. In einem Tempo, dass ich mir kalorientechnisch am Nachmittag locker die zweite Hälfte der Schokotafel reinziehen kann.

Immer Stress mit der Family

    Während Amelie und Jenny mit dem Schulbus in die entgegengesetzte Richtung fahren, haben Lotta und ich ein Stück weit am Rheinufer entlang denselben Heimweg.
    Meine Familie wohnt in einem der nagelneu gebauten stylishen Wohnblocks, die ein ehrgeiziger Architekt mit allem Pipapo aus ehemaligen Bürogebäuden errichtet hat. Sie ragen etwas über den Rhein. Uns gehört eine der weitläufigen Wohnungen im dritten Stock mit spektakulärem Blick über den Fluss. Sie erstreckt sich über die komplette Etage, die vor uns ein Fotograf wegen der optimalen Lichtverhältnisse genutzt hat. Zur Rheinseite hin gibt es in jedem Raum bodentiefe Panoramafenster.
    Ich habe mich daran gewöhnt, luxuriös und außergewöhnlich zu wohnen, aber wenn mich Freunde zum ersten Mal besuchen, kriegen sie Schnappatmung.
    Bis
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