Frauenversteher
des Statistischen Bundesamtes uns doch deutlich: Billig ist das Großziehen von Kindern nicht.
Ich selbst komme mit groben Überschlagsrechnungen auf einen ungefähren, geglätteten finanziellen Rahmen von derzeit 200.000 Euro. Dabei sind das staatliche Kindergeld und die Steuerersparnis durch Kinder bereits mit verrechnet. 200.000 Euro müssen Sie selbst erwirtschaften und für Ihr Kind zur Verfügung stellen.
Wenn ich diese Zahl bei meinen Auftritten nenne, dann herrscht meist für einen kurzen Augenblick erschrockene Stille im Publikum. Besonders die Eltern im Saal werden sich plötzlich einer Tatsache bewusst, die sie bisher völlig unbeachtet gelassen haben. Diejenigen, die mehr als zwei Kinder haben, überschlagen blitzartig, dass sie ohne Kinder zu D-Mark-Zeiten Millionäre gewesen wären.
Bitte bedenken Sie zusätzlich, dass Ihre Kinder Ihnen dieses Geld aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zurückzahlen werden. Ich jedenfalls habe bisher noch von keinem Fall gehört, in welchem der Sohnemann nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung (auch das ist nicht immer garantiert!) zu seinen Eltern marschiert, um zu verkünden: »Sehr geehrter Herr Vater, liebsorgende Mutter, ich möchte mich hiermit ganz offiziell und voller Demut für die mir entgegengebrachte Liebe,
Aufmerksamkeit und Fürsorge bedanken, die ihr mir in den vergangenen zwanzig Jahren (oder sogar fünfundzwanzig Jahren?) habt angedeihen lassen. Ich bin stolz und voller Dankbarkeit, euer Sohn sein zu dürfen. Ich verspüre die tiefe moralische Pflicht, den finanziellen Schaden, den ich durch meine Existenz in euer Leben gerissen habe, wiedergutzumachen, indem ich die 200.000 Euro in klar definierten Ratenzahlungen an euch zurücküberweisen werde.«
Wenn Sie einen solchen Fall aktenkundlich bezeugen können, geben Sie mir bitte umgehend Bescheid (schreiben Sie mir auf www.carsten-hoefer.de ), daran bin ich wirklich interessiert.
Normalerweise sehen Eltern von den im Rahmen der Erziehung für den Nachwuchs veräußerten 200.000 Euro nichts wieder, das Geld ist weg, hinfort, futschikato. Das Geld wird demnach nicht investiert, es wird nicht verliehen, es wird nicht angelegt. Wissen Sie, wie Finanzexperten diese Art des Geldausgebens neudeutsch nennen? »Cashburn« – was so viel heißt wie: Sie könnten das Geld auch verbrennen. Finanzeffektiv käme es auf das Gleiche raus.
Luxus
An dieser Stelle wird deutlich, dass Kinder heutzutage bei uns in Deutschland aus rein finanzieller Sicht ein hochexklusiver Luxusartikel sind. Darum finde ich, sie sollten als Statussymbol ganz anders wertgeschätzt und respektiert werden.
Wer kann sich so etwas denn noch leisten? Mit Kindern können Sie richtig angeben. Aber bei Statussymbolen denken viele von uns immer noch an Autos. Wobei dicke Autos als Statussymbole meiner Meinung nach nicht mehr funktionieren, weil sie zu billig geworden sind. Fabrikneue Karossen kosten heutzutage ja kaum noch was. Einen großen Mercedes S-Klasse bekommen Sie schon für 120.000 Euro. Aus Sicht von Eltern handelt es sich dabei um einen lächerlich kleinen Betrag im Vergleich zu den 200.000 Euro, die sie für ein Kind ausgeben.
Um Ihnen den Unterschied zwischen einer Standardfamilie mit zwei Kindern und einem kinderlosen Ehepaar in finanzieller Hinsicht zu verdeutlichen, schauen wir uns die Sache mit den Statussymbolen etwas genauer an. Unsere Standardfamilie gibt für die beiden Kinder insgesamt 400.000 Euro aus. Dabei ist zu bedenken, dass es in der großen Mehrzahl der Fälle auch heutzutage immer noch die Frauen sind, die in ihrer beruflichen Karriere pausieren, ein paar Jahre aus dem Beruf sind, spärlicher in die eigene Altersvorsorge einzahlen und im Job nie wieder so richtig Vollgas geben können. Ein enormer finanzieller Kraftakt, wie ich finde. Respekt!
Auf der anderen Seite sehen wir ein kinderloses Ehepaar, welches von den gleichen steuerlichen Vorteilen profitiert, die Verheirateten nun mal zugesprochen werden. Allerdings sparen diese beiden von Anfang an 400.000 Euro, weil sie keine Kinder bekommen. Zusätzlich braucht weder der Mann noch die Frau Auszeit vom Job oder der Karriere zu nehmen. Beide können ganzjährig der von ihnen ausgeübten Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Solche Leute nennt man im angelsächsischen Sprachraum »DINKs« (double income, no kids).
Das Geld dieser Dinks vervielfacht, ja potenziert sich gegenüber dem Geld von Paaren mit Kindern (Zinseszinseffekt). Denn einerseits können beide
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