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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lautete, wie sich rasch herausstellen sollte, Moritz.
    Ein Auto näherte sich und mußte bremsen, weil der Hund, nachdem ihm der Bürgersteig offenbar nichts Neues mehr hatte bieten können, auf den Fahrdamm hinuntergelaufen war, um ihn da und dort zu beschnuppern. Die Reifen quietschten. Ein solches Geräusch ruft bei allen immer die gleiche Reaktion hervor.
    Sonja Kronen und der Mann neben ihr drehten sich erschrocken um. Der Hund hatte sich mit einem Sprung auf das Trottoir schon in Sicherheit gebracht.
    »Moritz!« rief der Mann scharf. »Kommst du her!«
    Der Hund gehorchte, legte jedoch dabei keine besondere Eile an den Tag. Furcht schien er also vor seinem Herrn nicht zu empfinden.
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, wo du zu bleiben hast!« wurde er geschimpft. »Glaube ja nicht, daß ich für dich notfalls auch noch den Tierarzt oder den Abdecker bezahle!«
    Zwischen den beiden schien ein rauher Ton zu herrschen.
    Moritz nahm sich das nach Hundeart zu Herzen, er schwänzelte fröhlich. Sonja Kronen sah zu. Die Miene, mit der sie den Hund betrachtete, brachte sehr gemischte Gefühle zum Ausdruck.
    »Gehört der Ihnen?« fragte sie den Mann, der ihr über das, was er über ihre Geschäftsaussichten gesagt hatte, reichlich unsympathisch geworden war.
    »Leider.«
    »Wieso leider? Mögen Sie ihn nicht?«
    »Ich hasse ihn.«
    Das kann jeder verstehen, der das Scheusal sieht, dachte Sonja. In ihr meldete sich aber ein anderer Impuls, der sie hervorstoßen ließ: »Das arme Tier!«
    »Arm?«
    »Man kann sich vorstellen, welches Leben es bei Ihnen hat.«
    Sonja verstand nichts von Hundepflege und vom Verhalten eines Hundes gegenüber seinem Herrn, sonst hätte sie so etwas nicht gesagt. Sie glaubte auf einen Fall von Tierquälerei gestoßen zu sein, und das machte sie aggressiv. Ab sofort war es ihr auch egal, ob der Mann von einer Behörde kam oder nicht. Um an ihrem prinzipiellen Standpunkt, der hier zum Ausdruck gebracht werden mußte, keinen Zweifel zu lassen, sagte sie: »Ein Tier braucht Liebe und keinen Haß.«
    »Das habe ich schon mal gehört«, antwortete der Mann.
    Moritz spitzte seine zwei ganz verschiedenen Ohren. Aufmerksam verfolgte er den Dialog, der hier geführt wurde. Er spürte, daß es um ihn ging.
    Sein Besitzer hätte ihm am liebsten zugezwinkert. Moritz bot ihm Gelegenheit, mit dem Mädchen vielleicht doch noch in Kontakt zu kommen, indem er versuchen würde, auf einer neuen Ebene Interesse für sich zu erwecken – wenn auch ein negatives Interesse. Ein negatives Interesse schien ihm besser als gar keines.
    »Was machen Sie denn mit dem Hund, wenn Sie in Urlaub fahren?« fragte Sonja.
    »Wieso?«
    »Man liest doch immer wieder in der Zeitung, daß dann solche unglücklichen Geschöpfe einfach ausgesetzt werden.«
    »Aber man liest auch, daß in solchen Fällen der Tierschutzverein einzuspringen pflegt.«
    Dafür erntete der Mann nur noch wortlose Verachtung. Der stumme Blick, mit dem ihn Sonja musterte, sprach Bände.
    Moritz entdeckte auf dem Fahrdamm ein paar Spatzen, die sich dort aus unerfindlichen Gründen niedergelassen hatten. Vielleicht lag ihnen das noch im Blut ihrer Ahnen, denen Straßen noch Speisetische, reichgedeckt mit Pferdemist, waren.
    Ein scharfer Ruf: »Moritz!«
    Die Absicht des Hundes war durchschaut worden.
    »Du bleibst hier!«
    »Wissen Sie«, wandte sich der Besitzer dann wieder an Sonja, »ich möchte mir wirklich die Kosten für einen Tierarzt oder den Abdecker ersparen.«
    In ihrer Erbitterung sagte Sonja: »Vielleicht wäre für den Hund ein rascher Tod die beste Lösung.«
    »Meinen Sie?«
    »Soll ich Ihnen ganz offen sagen, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Ich meine, daß Sie keinen Tag mehr zögern sollten, den Hund zum Tierschutzverein zu bringen.«
    »Die nehmen ihn nicht, so ohne Gründe. Und die andere Möglichkeit, an die Sie mich erinnert haben – die im Zusammenhang mit dem Urlaub –, ist mir für heuer schon verbaut.«
    »Sie wollen damit sagen«, entgegnete Sonja ergrimmt, »daß Sie in diesem Jahr schon in Urlaub waren?«
    »Richtig.«
    »Und was geschah in dieser Zeit mit Ihrem Hund? Das würde mich interessieren.«
    »Da hatte ich ihn noch gar nicht.«
    »Ein Glück für das Tier!«
    »Der Urlaub war sogar die Zeit, in der das Vieh in meinen Besitz kam – absolut ungewollt natürlich. Muß ich das extra betonen?«
    »Nein, das müssen Sie nicht betonen, das ist mir klar.«
    »Ich weiß noch nicht einmal, wie das Scheusal ursprünglich
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