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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition)
Autoren: Marte Cormann
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Freundin meldete sich nicht. Nach zehnmal Klingeln legte Marlen entnervt auf.
    Die schönste Freude verlor an Glanz, wenn frau sie mit niemand teilen konnte. Mißmutig musterte Marlen den Stapel säuberlich geöffneter Umschläge, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Mindestens fünf unverlangt eingesandte Manuskripte von Hobbyautoren. Herz- und Schmerzgeschichten, wie auch
pleasure
sie veröffentlichte. Angeblich alles Geschichten, wie das Leben sie schrieb. Naja!
    Entschlossen schnappte Marlen sich den Stapel mit der unerledigten Post. »Hier, Tanja, Arbeit für dich. Sieh mal durch, ob für uns etwas dabei ist. Ich bin auf Recherche und komm heute auch nicht mehr rein.«
    »So gut möchte ich es auch mal haben«, maulte Tanja. »Immer muß ich Stallwache halten.«
    »Maul nicht, dafür feierst du auch öfter krank«, konterte Marlen anzüglich.
    »Jetzt fang du nicht auch noch mit diesem Drückebergergeschwafel an, sonst kündige ich dir wirklich dieFreundschaft«, grollte Tanja finster. Was konnte denn sie dafür, daß sie mit einem so empfindlichen Magen geschlagen war und manche Nächte mehr vor dem Klo als im Bett verbrachte.
    Marlen umarmte sie herzlich. »Nichts für ungut, Tanja. Du weißt doch, daß ich ohne dich total aufgeschmissen wäre. Morgen spendiere ich uns ein Stück Kuchen zum Frühstück. Wie immer Apfel mit Sahne?«
    »Klar doch. Aber glaub nicht, daß ich bestechlich bin.« Natürlich war Tanja bestechlich, und das wußte nicht nur Marlen.
    »Tschau!« Marlen schnappte sich ihren Mantel und eilte hinaus. Als erstes würde sie ihrem Geldautomaten einen Besuch abstatten, danach einen Bummel über die Kö wagen, in der Hoffnung, endlich den ersehnten edel-grauen Hosenanzug aus pflegeleichtem Sommertextil zu entdecken, von dem sie schon so lange träumte. Und last but not least stand der wöchentliche Besuch bei ihrer Kosmetikerin auf dem Programm. Der Termin war um fünf, bis dahin blieb ihr noch genügend Zeit, den Nachmittag zu genießen. Obwohl ihr die Worte der Weigold, von wegen Einsatz, Einsatz, Einsatz, noch im Ohr klangen, verspürte sie nicht das geringste schlechte Gewissen. Der Vorstand schenkte ihr nichts, wenn er Marlen auf die Stellvertretung setzte. Dafür hatte sie
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in der Vergangenheit schon so manche unbezahlte Überstunde nach Feierabend oder am Wochenende geschenkt. Und sie würde es erst recht in Zukunft tun. Doch selbst ein Arbeitstier wie Marlen lechzte mitunter nach Belohnungen. Und ihre Belohnung würde der heutige freie Nachmittag sein.
    »Ach, die Kollegin Sommer, wie nett.« Unverkennbar Margarete Kranach, die anerkannt intriganteste Kollegin im Haus. Vorsicht war angesagt. Zu allem Überfluß heftete sie sich auch noch an Marlens Fersen. Seite an Seite liefen sie die Treppe hinab bis ins Erdgeschoß.
    »Ein Mäuslein hat mir geflüstert, daß du deinen Adlerblick auf die Nachfolge von Weber geworfen hast«, schoß sie auch schon ihren ersten Giftpfeil ab.
    Die alte Klapperschlange ist wieder einmal erstaunlich gut informiert, wunderte Marlen sich.
    »Du wirst dich auf einen harten Kampf einstellen müssen. Auf den Job sind auch noch andere scharf, zum Beispiel ich«, fuhr die Kranach mit eingefrorenem Lächeln fort. Sprach's und setzte zum Sprint an, um als erste den Ausgang zu erreichen. Sozusagen als symbolische Handlung.
    Diese blöde Kuh!
    »Wie heißt es so schön, Kollegin Kranach? Möge die Bessere gewinnen«, rief Marlen ihr hinterher. Leider konnte die es nicht mehr hören.
    Bildete die Kranach sich wirklich ein, sie einschüchtern zu können? Pech für sie. Marlen war jederzeit bereit, den Fehdehandschuh aufzunehmen. Sie weilte derzeit auf Wolke sieben und fühlte sich jedem Kampf gewachsen.

Kapitel 2
    Der Einkaufsbummel wurde der Flop des Jahrhunderts, nichts war es mit dem ersehnten edelgrauen Hosenanzug. Edelgrau war out, Marine war angesagt. Doch Marlen verspürte nicht die allergeringste Lust auf Seefahrt. Auch wenn sie sich von einer Schickimicki-Verkäuferin belehren lassen mußte, daß Marine in diesem Sommer absolut trendy wäre und Legionen von Verkäuferinnen ihr im Laufe des Nachmittags noch recht geben sollten. Aber ebenso hartnäckig, wie sie versuchten, Marlen vom einzig wahren Modetrend des Sommers zu überzeugen, bestand diese auf ihrem Wunsch nach einem grauen Hosenanzug, einem edelgrauen genaugenommen.
    Eigentlich Grund genug für eine waschechte Einkaufsdepression, doch nicht an einem wunderschönen Mainachmittag wie heute. Die
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