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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition)
Autoren: Simon Biallowons
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dessen die Ernährung oder das Bewegungsverhalten verändern. Wieder zurück im Bereich des Politischen hat die Wochenzeitung »Zeit« folgenden Vergleich angestellt: »Hard Power taugt gegen Feinde, aber sie schafft in der Regel keine Freunde; Soft Power dagegen sorgt dafür, dass man weniger Feinde und mehr Freunde hat.« Benedikt hat versucht, als »Soft Power« die moralische Dimension des Christentums einzusetzen. Die Rechnung, die dahinter steht, ist einfach: Wenn sich die Werte des Christentums durchsetzen würden, sei das effektiver und vor allem dauerhafter als jede politische Sanktion: »Gott groß machen, das heißt ihm Raum geben in der Welt, im eigenen Leben, ihn einlassen in unsere Zeit und in unser Tun – dies ist das tiefste Wesen des rechten Betens. Wo Gott groß wird, wird der Mensch nicht klein: Da wird auch der Mensch groß, und die Welt wird hell«, hat Benedikt XVI. bei seinem Bayern-Besuch in Altötting gesagt. Das ist die »Soft Power«, die Benedikt angewandt hat. Seine Strategie erinnert an eine Szene aus dem 1. Buch der Könige: »Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.« (1 Kön 19,11–12) Nicht, dass der Papst mit Gott verglichen werden soll. Dennoch passt das Bild, weil Benedikt XVI. als leises Säuseln Politik gemacht hat.
    Papst Franziskus wird nun herausfinden müssen, ob das leise Säuseln erstens noch reicht und zweitens wie die Kirche ihre »Soft Power« einsetzen kann. Ihre Werte werden in manchen Teilen der Welt immer weniger geteilt und ihre Vorbildfunktion, ihre moralische Integrität ist durch die Missbrauchsvorfälle und andere Skandale erodiert. Benedikts leises Säuseln drohte bisweilen unterzugehen, im Wehklagen der Opfer und der Anklage der Öffentlichkeit. Sein Nachfolger Franziskus wird es schwer haben, der Kirche wieder jene Stimme des Mahners und Warners zurückzugeben, die eine »prophetische« Kirche haben muss. Aber nur so kann die Kirche ihre Werte verkünden und eines ihrer Hauptziele auf politisch-sozialer Ebene erreichen: Frieden.
    Der Einsatz für den Frieden, für das Zusammenleben von Kulturen, Völkern und Religionen war eines der Hauptanliegen Benedikts XVI. Sein Name ist nicht nur Beleg für sein Interesse an Europa, sondern zugleich für den Frieden und den Einsatz dafür: »Ich wollte mich Benedikt XVI. nennen, weil ich geistig an den ehrwürdigen Papst Benedikt XV. anknüpfen wollte, der die Kirche in der stürmischen Zeit des Ersten Weltkriegs geleitet hat«, rief der neue Papst am 27. April 2005 seinen tausenden Zuhörern zu, um fortzufahren, die Bedeutung Benedikt XV. für die Welt, die Kirche und ihn persönlich zu erläutern: »Er war ein mutiger und wahrer Prophet des Friedens und bemühte sich mit großer Tapferkeit zuerst darum, das Drama des Krieges zu vermeiden, und später dessen unheilvolle Auswirkungen einzudämmen. Ich möchte mein Amt auf seinen Spuren im Dienst der Versöhnung und Harmonie unter den Menschen und Völkern fortführen in der Überzeugung, dass das große Gut des Friedens vor allem ein Geschenk Gottes, ein zerbrechliches und wertvolles Geschenk ist, das Tag für Tag durch den Beitrag aller zu erbitten, zu schützen und aufzubauen ist.« Frieden, das war das große Projekt Benedikts XVI. und er hat der Welt zahlreiche Beispiele dafür hinterlassen, was alles dazugehört, um Frieden zu erhalten. Der interreligiöse Dialog, die Bewahrung der Schöpfung (»Wenn du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung«), die Humanökologie: All das diente nicht zuletzt dem Friedens-Projekt und sollte die Zukunft der Erde sichern und mitgestalten.
    Es ist ein merkwürdiges Bild, das sich im Oktober 2011 vor der Basilika in Assisi dem Betrachter bietet. Im Hintergrund die mächtige grau-weiße Fassade. Davor hunderte von Menschen, die auf eine kleine Gruppe von sieben Männern blicken. In der Mitte einer ganz in Weiß, um ihn herum Männer in Orange, Schwarz und Purpur. Der Mann in Weiß beginnt zu reden und sagt: »Die heutige Begegnung ist ein Bild dafür, dass die geistliche Dimension ein Schlüsselelement für den Aufbau des Friedens ist. Durch diese einzigartige Pilgerfahrt war es uns möglich, einen brüderlichen Dialog zu führen, unsere Freundschaft zu
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