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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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ich und muss mich dann räuspern. Irgendwie wird er jetzt fast ein bisschen verlegen. Zuerst schaut er schnell zur Steffi und danach wieder zu mir. Er hält noch kurz inne, wandert aber auch gleich zackig dem Ausgang entgegen.
    »Weitermachen!«, sagt er noch so beim Rausgehen und zieht die Tür hinter sich zu.
    Wie ich am Mittag aus meinem Büro geh und zum Brotzeitholen will, hat sich meine Heldentat ganz offensichtlich schon rumgesprochen in diesen heiligen Hallen hier. Zumindest nicken die meisten Kollegen recht freundlich, und einige grüßen plötzlich sogar. Darunter auch der eine oder andere in knallbunten Jeans. Gründe genug, in meinen Saustall zu flüchten.
    Den Abend verbring ich so richtig gemütlich mit der Susi auf dem Kanapee. Die Oma hat uns ein paar Germknödel rübergebracht mit geschmolzener Butter und jeder Menge Mohn obendrauf. Die essen wir gleich direkt aus der Bratreine, einfach, weil wir das leicht Angebrannte am Tiegelrand sowieso am allerliebsten mögen. Im Fernseher läuft der ›Dampfnudelblues‹, irgend so ein bayerischer Provinzkrimi, und die Susi und ich schenkeln uns vor lauter Lachen.
    »Schön ist es in Bayern«, sag ich nach dem Film und stell dabei die Kiste ab.
    »Ja, schon«, sagt die Susi und streckt sich behaglich. »Aber in den Flitterwochen, da will ich fei woanders hin.«
    »Wie: woanders?«, frag ich.
    »Ja, mei, Spanien vielleicht oder Griechenland.«
    »Geh, Susi, Griechenland, die sind doch allesamt pleite dort. Da musst du ja Angst und Bange haben, dass sie dich auf offener Straße noch ausrauben.«
    Die Susi verdreht ihre Augen.
    »Ja, dann halt Spanien«, sagt sie leicht schmollig.
    »Hast du dir das eigentlich schon einmal angeschaut, Susi? Das mit diesen Stierkämpfen? Hast du? Also grad du, so als Tierliebhaberin, du möchtest doch nicht ernsthaft zu einem Volk, das solchen perversen Spielchen huldigt, oder?«
    »Ich seh’s schon, wie bleiben wieder mal daheim.«
    »Aber nein, Susimaus, das bleiben wir nicht! Zum Beispiel ist es ja auch in Garmisch recht schön. Oder am Chiemsee. Oder nehmen wir den Bayerischen Wald. Schloss Neuschwanstein. Mei, Susi, die Welt steht uns offen!
    »Ja, genauso wie das Theater oder der Englische Garten.«
    »Genau!«
    »Ich hab dich schon verstanden, Franz.«
    »Siehst du«, sag ich und geb ihr ein Bussi auf die Backe. »Und weißt du überhaupt, was das Allerbeste daran ist? Weißt du das überhaupt?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nicht, gell. Ja, das hab ich mir schon fast gedacht. Das Allerbeste daran ist nämlich, dass wir dann abends im eigenen Bett liegen. Und nicht irgendwo, wo vorher so ein Käsefüßler drin geschlafen hat oder womöglich sogar ein Bettnässer. Ist das nicht toll?«
    Ja, sagt sie, sie findet das auch ganz toll. Aber jetzt … jetzt ist sie irgendwie total müde. Total müde, sagt sie und will schlafen. Also gut. Dann muss der Untersuchungsstuhl haltmal wieder herhalten. Und so denk ich noch ein bisschen drüber nach, wie denn wohl die Branka, also die Leiche von der Branka, in die Drogenkutsche vom Papa gelangt sein mag. Immerhin muss das unbedingt noch geklärt werden.

Kapitel 21
    Ein paar Tage vor Weihnachten geht’s dann auch schon wieder hinaus in den Wald zum Christbaumschlagen. Das ist eine uralte Tradition in unserer Familie, und daran hat halt auch ein gesetzliches Verbot nichts ändern können. Den Förster, der vor ein paar Jahren in Rente gegangen ist, den hat das überhaupt nicht interessiert. Der hat uns einfach eine schöne Tanne schlagen lassen, dafür hat er zweimal im Jahr ein Ferkel vom Papa bekommen, und alles war gut. Jetzt haben wir leider keine Schweine mehr und auch keinen alten Förster. Dafür haben wir freilich einen neuen bekommen. Nämlich den Herrn Böck. Und der Herr Böck, der sieht das gar nicht gerne, wenn man sich an seinem Bestand zu schaffen macht. Im ersten Jahr, da hat er’s ja freilich erst gemerkt, wie der Baum schon längst weg war. Darum hat er sich dann auch im zweiten Jahr gleich mal auf die Lauer gelegt. Und grad, wie wir also pünktlich am einundzwanzigsten Dezember rausmarschiert sind in den Wald, da war er schon da … So haben wir halt am zweiundzwanzigsten Dezember noch einmal raus müssen. Das war schon irgendwie scheiße. Im Jahr darauf sind wir sogar mitten in der Nacht raus. Mit Taschenlampen natürlich, damit wir was sehen. Der absolute Höhepunkt aber, der war letztes Weihnachtsfest. Da ist er nämlich urplötzlich vor der Tür gestanden, der Herr
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