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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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Wagen. Ich mach mal die Taschenlampe an und begeb mich ins Dickicht. Gleich darauf kann ich meinen Augen kaum trauen. Dort zwischen den Büschen und Bäumen steht also dem Papa sein Heiligtum in all seiner Herrlichkeit. Ja, gut, so richtig herrlich ist jetzt vielleicht auch übertrieben. DerAdmiral ist schon ziemlich dreckig, und zu den ohnehin unzähligen Kratzern sind noch ein paar dazugekommen. Aber immerhin steht er dort. Ich öffne die Tür und schau mal hinein. Alles unverändert, soweit ich das beurteilen kann. Bis auf diesen Gestank. Aber das lässt sich ja wohl ziemlich schnell ändern, wenn man nur alle Fenster mal ordentlich aufreißt. Ich bin echt erleichtert, das muss ich schon sagen. Nachdem ich mich beim Rudi ganz herzlich bedankt und mich anschließend verabschiedet habe, fahr ich den alten Hobel vorsichtig aus dem Wald raus und mach mich trotz dieses irren Gestanks gleich auf den Weg nach Hause. Nach Niederkaltenkirchen. Die Nacht ist ja eh schon im Arsch, und vielleicht kann ich mich im Saustall noch ein bisschen aufs Ohr hauen, wer weiß.
    Wie ich ankomm, sitzt die Oma im Nachtgewand am Küchentisch und studiert die Anzeigen in der Tageszeitung. Ein Haferl Kaffee steht dampfend vor ihr und lässt die ganze Küche gleich wunderbar duften. Der Ludwig liegt drüben am Kachelofen, hebt seinen Kopf und schaut mich eindringlich an. Grad so, als würd er überlegen, ob sich das Aufstehen überhaupt lohnt. Dann aber kommt er doch hoch und läuft mir mit wedelndem Schwanz entgegen. Davon wird die Oma aus ihrer Lektüre gerissen.
    »Ja, Bub!«, schreit sie und nimmt die Lesebrille ab. »Was machst denn du da?«
    Ich nehm sie an der Hand und geh mit ihr rüber zum Fenster. Dann deut ich hinaus. Auf den Opel Admiral, der genau da steht, wo er auch stehen sollte. Drüben im Heuschober nämlich.
    »Du hast die Karre gefunden!«, ruft sie freudig. »Da wird er aber froh sein, dein Vater. Der hat schon ein Theater gemacht, das kannst dir gar nicht vorstellen.«
    »Wo ist er?«, fragt der Papa nur Augenblicke später undschlurft durch die Küche zu uns ans Fenster. Ich deute mit dem Kinn in Richtung vom Schober, und schon eilt er davon.
    »Herrschaft, was zum Teufel stinkt denn hier so? Was hast du bloß mit dem Wagen gemacht, dass der jetzt so stinkt, Franz?«, hör ich ihn gleich darauf rufen.
    »Setz dich nieder, Bub«, sagt dann die Oma und begibt sich prompt rüber zum Kühlschrank. »Du schaust ja verheerend aus, Franzl. Ich werd dir jetzt erst mal ein astreines Frühstück machen, gell.«
    Wenn sie Franzl sagt, dann muss ich wirklich ganz verheerend ausschauen. Und so setz ich mich erst mal nieder und warte voll Vorfreude auf ihr astreines Frühstück.
    »Franz!«, sagt der Papa ein paar Augenblicke später. Er steht im Türrahmen und ist käsig von Kopf bis Fuß.
    »Ich hab echt keine Ahnung, warum der so stinkt, Papa. Nicht die geringste. Ich jedenfalls kann nichts dafür«, sag ich, beiß in eine Schinkensemmel und schnapp mir den Sportteil der Zeitung.
    »Franz«, sagt der Papa noch einmal und steht wie angewurzelt im Türrahmen.
    »Ja! Was?«, schrei ich ihn an, dass sich sogar die Oma umdreht.
    »Da ist eine Leich’ in unserem Kofferraum«, sagt er, wankt dann langsam zum Tisch rüber und sinkt schließlich schwerfällig auf einen Stuhl.
    »Hast ein bisschen viel in die Tüte getan, gestern Abend, oder was?«, frag ich ihn mehr nebenbei, widme mich aber lieber wieder den Fußballergebnissen.
    »Eine Leich’, verstehst? In unserem Kofferraum. Wie zum Teufel kommt die da rein, Franz?« Der Papa wirkt ziemlich verwirrt. Ist es möglich, dass der arme Papa noch vor der Oma senil wird?
    Mit einem einzigen Ruck entreißt er mir die Fußballergebnisse.
    »Hörst du mir eigentlich zu, ’zefix?«, brüllt er mich an.
    »Es ist eine Leich’ in unserem Kofferraum. Hab dich schon verstanden, Papa. Vielleicht solltest du einfach mal deinen Dealer wechseln. Du verträgst das Zeug nicht mehr, das du da qualmst.«
    Er steht auf und geht zur Oma rüber. Packt sie am Arm und führt das verdatterte Weiblein in den Hof hinaus. Ich schüttle kurz den Kopf und lese weiter. Aber ich mach mir auch ein kleines bisschen Sorgen. Wie sollen diese zwei Alten nur klarkommen, wenn ich nicht mehr hier bin? Ich bin jetzt noch keine ganze Woche weg, und schon herrscht hier der blanke Wahnsinn. Ich geh mal zum Herd. Die Rühreier brennen grad an.
    »Da ist eine Leich’ in unserem Kofferraum«, kann ich die Oma kurz darauf vernehmen
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