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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Autoren: Arthur Schurig
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begleitet von einem halben Hundert Landsknechten, nächtlicher Weile am Tore von Lima ein. Man öffnete ihm und seiner höhnisch kleinen Schar. Er begab sich in den Palast des Vizekönigs, ließ alle die Ritter aus ihren Betten holen, die jüngst vom Heere Pizarros ausgekniffen waren, und stellte ein ironisches Verhör mit ihnen an. In der Morgenfrühe requirierte er drei Maulesel, setzte die drei Hauptschelme darauf und führte sie vor die Stadt, wo er alle drei an einem großen Baume aufhängen ließ. Zu dem Vornehmsten der drei sagte er in seiner trockenen Art: »In Anbetracht Eures Ranges sei es Euch verstattet, den Ast, an dem Euer Hochwohlgeboren gehenkt zu werden geruhen, höchstselbst auszusuchen!«
    Als die fortgesetzt tagende Audiencia diesen schlechten Witz vernahm, entschloß sie sich, die Statthalterschaft Gonzalo Pizarro zu übertragen. Daraufhin zog dieser am 28. Oktober 1554 mit 1200 Spaniern und 1000 Indianern, die seine Artillerie zogen, in Lima ein. An der Spitze der Reiter, die den Zug beschlossen, ritt er selber auf einem mächtigen Ritterpferde, in voller Rüstung, eine purpurne Mütze auf dem Kopfe. Vor ihm her trug man das Banner Kastiliens; diesem zur einen Seite die Flagge der Stadt Kuzko, zur andern die Standarte Francisco Pizarros mit dem Wappen, das der Kaiser ihm und den Seinen verliehen hatte. Die Glocken der Stadt läuteten, soweit sie nicht in Gestalt der Kanonen des erledigten Vizekönigs Salut donnerten, und ganz Lima jubelte dem Einziehenden zu.
    Die Audiencia empfing ihn auf der Plaza, leistete ihm den Amtseid und rief ihn sodann offiziell zum Statthalter von Perú aus. Pizarro bezog den Palast, in dessen Speisesaal noch die Blutspuren vom 26. Juni 1541 sichtbar waren. Mehrere Tage lang fanden Festmähler, Turniere und Stierkämpfe zu Ehren des neuen Herrschers statt. Man wiegte sich allgemein in der Hoffnung, der ewige Frieden sei endlich für Perú angebrochen.

XXXVIII
    Wie erzählt, sollte der abgesetzte Vizekönig nach Spanien abgeschoben werden. Die Audiencia hatte ihm eins ihrer Mitglieder, den Richter Alvarez, zur Aufsicht mitgegeben. Kaum aber war die Karavelle aus dem Hafen von Lima gesegelt, da begab sich Alvarez in die Kabine des Gefangenen und kündigte ihm die Freiheit an. Vermutlich bewog ihn hierzu seine ängstliche Natur. Er befürchtete, in Panamá auf Schwierigkeiten zu stoßen, die ihm schließlich an den Kragen gehen könnten. Blasco Nuñez war hocherfreut und entschloß sich, sein Glück im Lande Perú noch einmal zu versuchen. Als erfolgloser und weggejagter Vizekönig ohne einen Pfennig Geld in Kastilien erscheinen zu sollen, kam ihm allzu schäbig vor. Er überlegte sich seine Lage hin und her und faßte schließlich den Entschluß, es in Quito zu versuchen. Diese Provinz lag am weitesten ab von Pizarros Machtmittelpunkt. So landete er im Oktober 1544 in Tumbez, wo es ihm gelang, Anhänger zu finden, die damit rechneten, dermaleinst ob ihrer Treue zur legitimen Regierung belohnt zu werden. Von da zog er mit den angeworbenen Truppen tatsächlich nach Quito; das war 800 km Weg.
    Von Quito aus knüpfte er mit dem Hauptmann Benalcazar an, der noch immer Befehlshaber in Popayán war, im nördlichsten Gau von Perú. Quito und Popayán liegen wiederum ungefähr 800 km auseinander. Benalcazar sandte ihm Truppen und riet ihm, eine feste Stellung am Piura (bei San Miguel) einzunehmen. Seinen strategisch einwandfreien Vorschlag begründete er mit dem Hinweise darauf, daß San Miguel als Haupthandelsplatz zwischen Panamá und Lima reiche Hilfsmittel bot. Nuñez, der von Krieg und Kriegführung nichts verstand, tat, wie ihm geheißen, und nistete sich mit seinen 500 Mann am besagten Orte ein.
    Auch Vaca de Castro gelang es zu entkommen. Pizarro hatte die Audiencia bei Seite geschoben. Um sich ihrer gänzlich zu entledigen, zog er den Cepeda, den gefährlichsten der noch vorhandenen drei Richter, ganz auf seine Seite, indem er ihm lukrative Aufträge erteilte. Alvarez war als Begleiter von Nuñez entfernt. Es blieben ein gewisser Zarate, der dauernd krank daniederlag, sowie ein gewisser Tepeda. Dieser bekam den Befehl, dem Kaiser einen Bericht über die letzten Geschehnisse im Lichte von Pizarros Auffassung zu überbringen. Schon war seine Karavelle bereit, die Anker zu lichten, da ward Pizarro andren Sinnes. Es war Carbajal, der ihm von diesem Schritte dringlich abriet. »Ihr seid schon viel zu weit gegangen,« meinte der Vielerfahrene, »als daß Ihr hoffen dürft,
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