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Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Titel: Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
Autoren: Billie Rubin
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gespielt?«, fragte Patrick noch einmal nach. Der Mann nickte. »Das ist ja irre«, sagte Patrick.
    »Ich kann dir da Geschichten erzählen …«, erwiderte Schorsch.
    »Da hätte ich Lust drauf«, gab Patrick ehrlich interessiert zurück.
    Tatsächlich ließ Schorsch sich nicht lange bitten und setzte sich nach dem Training mit Patrick in die Stuhlfauth-Stuben – Patrick konnte gleich mit seinem Wissen über den Keeper punkten. Der ältere Mann erzählte zwei Stunden lang Geschichten aus einer Zeit, die Patrick nur aus Erzählungen seiner Großeltern kannte. Immer mal wieder kam jemand am Tisch vorbei und rief Georg Hasselbacher, wie er mit vollem Namen hieß, eine Bosheit zu. »Na, Schorsch, rühmst dich wieder als bester Spieler aller Zeiten?« Doch der Ton war meist nicht so rüde wie der Inhalt und Hasselbacher schien es nicht wirklich zu stören.
    Als Patrick nach Hause kam, waren auf dem Anrufbeantworter sechs besorgte Anrufe seiner Mutter: »Wo steckst du, zum Teufel?« Er hatte versprochen anzurufen, wenn er nach dem Training nach Hause kam, doch er hatte es komplett vergessen. Sein Handy hatte er vor dem Spiel leise geschaltet und nicht mehr gecheckt.
    Er nahm das Telefon und wählte die Handynummer seiner Mutter.
    »Wo bist du?«, sagte sie zur Begrüßung.
    »Tut mir leid, ich hab’s vergessen«, entschuldigte Patrick sich. Er erzählte von Georg Hasselbacher und seinen Erlebnissen als Fußballer und dass er darüber vollkommen die Zeit vergessen habe. »Der kann echt spannende Geschichten erzählen. Er hat sogar mal mit Max Morlock in einem Team gespielt.«
    »Aha«, sagte seine Mutter.
    Patrick grinste. Mit Fußball hatte sie wirklich nicht viel am Hut. »Du weißt schon«, sagte er, »die WM 1954 in Bern. Er hat das Anschlusstor geschossen.«
    »Nein, weiß ich nicht«, erwiderte seine Mutter. »Da war ich noch nicht auf der Welt.«
    »Das weiß man auch so«, behauptete Patrick. »Das gehört zur Allgemeinbildung.«
    »Das Einmaleins gehört zur Allgemeinbildung, und Geschichte und Erdkunde. Fußball gehört nicht dazu.«
    Patrick verdrehte die Augen. Es war ja klar, dass seine Mutter so dachte. Sie hatte keine Ahnung, was wichtig war im Leben!

V
    T imo Hartmann wusste nicht, ob er eher sauer oder frustriert war. Vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Bereits zum dritten Mal saß er auf der Ersatzbank, während dieser Frischling Harry zusammen mit Eric die Sturmspitze bildete. Das war nicht fair!
    Fair war allerdings auch nicht, dass sein Körper seit einigen Wochen nervös auf wichtige Spiele reagierte. Und derzeit waren alle Spiele wichtig, immerhin kämpfte der Club gegen den erneuten Abstieg. Damit wäre er der Rekordmeister im Absteigen. Diese Schmach musste mit allen Mitteln verhindert werden.
    Timo wusste nicht, was mit ihm los war. Er gehörte eigentlich nicht zu den empfindlichen Menschen, die wegen jeder Aufregung aufs Klo rennen mussten. Doch genau das passierte ihm seit einigen Wochen. Kaum fuhr der Bus im Stadion ein, begann sein Darm zu rumoren. Spätestens zehn Minuten später saß er auf der Toilette und verpasste die letzten Anweisungen des Trainers.
    Beim ersten Mal glaubten alle, er habe sich ein Virus eingefangen. Ausgerechnet gegen die Bayern! Während die anderen die heranstürmenden Münchner in Schach zu halten versuchten, lag er mit Schweißausbrüchen und Magen-Darm-Krämpfen auf einer Liege und hörte dumpf die Jubelschreie der Fans. Dr. Reich schaute immer mal wieder nach ihm, wollte ihn sogar ins Krankenhaus schicken, aber Timo weigerte sich. Er würde sein Team nicht im Stich lassen, immerhin war er der Kapitän. Wenn auch ein ziemlich unbrauchbarer.
    Auf der Fahrt nach Bochum war Timo bester Stimmung. Das Virus war einen Tag nach dem erfolgreichen Spiel gegen die Bayern wie von Zauberhand verschwunden. Natürlich gab es ein paar blöde Sprüche von den Kameraden, aber sie waren meist gutmütig; die Stimmung war trotz Anspannung immer noch gut. Keiner von ihnen zweifelte daran, dass sie den Klassenerhalt schaffen würden.
    Die Krämpfe kamen beim Aufwärmtraining am Morgen vor dem Spiel, doch Timo biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Beim Mittagessen aß er fast nichts, in der Hoffnung, seinen Darm unter Kontrolle halten zu können.
    »Geht’s dir nicht gut?«, fragte Harry, ausgerechnet.
    »Nein, alles bestens«, erwiderte Timo und zwang sich, ein paar Bissen zu essen. Er trank wie schon am Morgen Kamillentee aus seiner Thermoskanne, wollte absolut kein
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