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Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Titel: Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
Autoren: Billie Rubin
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immer eine Wohnküche gewünscht. Der Balkon zum Hinterhof war winzig, aber es war ein Balkon. Das Bad hatte ein schmales Fenster, die Dusche war neu.
    »Haben Sie noch mehr Bewerber?«, fragte Charlotte.
    Frau Betzold nickte. »Ja, freili«, sagte sie in breitem Fränkisch und schaute Charlotte prüfend an. »Aber ich glaab, ich werd die andern absagn. – Wenn Sie die Wohnung wolln«, fügte sie hinzu.
    Charlotte zögerte keine Sekunde. »Ja, ich will sie. Wann können wir den Vertrag machen? Ich muss leider heute wieder zurück nach München.«
    »Bassd scho. Ich hab den Verdrach im Combjuder. Gemmer nunder«, erwiderte Frau Betzold.
    Charlotte verkniff sich mit Mühe ein Lachen. Der fränkische Dialekt klang zu lustig. Aber sie würde sich daran gewöhnen müssen.
    Bei der Frage nach dem Einkommen zögerte Charlotte. Sollte sie sagen, sie sei Beamtin? Es wäre nicht einmal gelogen, denn Beamtin war man auf Lebenszeit. Sie war halt derzeit nicht im aktiven Dienst. Charlotte entschloss sich, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich bekomme meinen neuen Arbeitsvertrag erst heute Nachmittag.« Sie erzählte von dem neuen Job.
    »Bassd scho«, sagte Frau Betzold. »Ich verlass mi auf mei Bauchgfühl.«
    Als Charlotte das Haus verließ, machte sie einen kurzen Luftsprung. Ein alter Türke schaute sie erschrocken an, lachte dann mit zahnlosem Mund. Charlotte hätte ihn am liebsten umarmt.
    Sie hatte noch Zeit und beschloss, sich ihre neue Umgebung anzuschauen. Sie lief die Brosamerstraße entlang, die gegenüber ihrer künftigen Wohnung lag. Auf der rechten Seite tauchte ein schön bemaltes Haus auf, über dem Eingang stand Casablanca. Neben einem Kino gab es auch eine Crêperie. Charlotte bekam plötzlich Hunger und beschloss, sich ein spätes Mittagessen zu gönnen. Bald würde wieder Geld auf dem Konto eintrudeln …

    »Warum warst du in Nürnberg?« Patrick war eindeutig sauer.
    »Woher weißt du das?«, wollte Charlotte wissen und schlüpfte aus den Pumps.
    »Du hast das Ticket auf dem Desktop abgespeichert«, erwiderte ihr Sohn und konnte sich den Triumph in der Stimme nicht ganz verkneifen. Immer wieder machte er sich lustig darüber, dass sie nicht fähig war, anständig mit dem PC umzugehen. Was er eben unter anständig verstand.
    »Was gehen dich meine Dokumente an?«, gab Charlotte zurück, aber sie war fest entschlossen, sich nicht mit Patrick zu streiten. Immerhin musste sie ihm den bevorstehenden Umzug beichten.
    Doch er schien sich schon selbst seinen Reim darauf gemacht zu haben. »Wir ziehen mal wieder um, oder?« Und als Charlotte nichts darauf sagte, rief er wütend: »Das ist nicht fair. Kaum habe ich mal Freunde gefunden, ziehen wir wieder weg.« Er zog einen Flunsch und wirkte plötzlich wie ein kleines Kind. Am liebsten hätte Charlotte ihn in den Arm genommen, aber ihr war klar, dass das kontraproduktiv gewesen wäre.
    »Können wir in Ruhe darüber reden?«, bat sie und ging ins Wohnzimmer. Es hätte sie nicht gewundert, wenn Patrick Türen schlagend davongelaufen wäre, aber er folgte ihr und setzte sich mit abweisendem Blick ihr gegenüber.
    »Ich weiß, es ist nicht einfach«, begann Charlotte. »Ich hasse die Umzieherei auch.«
    »Wir sind gerade mal ein Jahr hier«, rief Patrick.
    »Ja, ich weiß«, seufzte Charlotte. »Aber lass mich erst mal erzählen. Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch.« Sie wusste, sie hatte einen starken Trumpf im Ärmel, den sie jedoch erst am Schluss ausspielen würde. Eine gute Mutter machte so etwas vermutlich nicht, aber Charlotte musste oft unter Patricks Launen leiden, da schadete es nichts, wenn sie ihn ein wenig zappeln ließ.
    »Ich habe schon eine neue Wohnung für uns gefunden«, begann sie. »Du hast wie immer dein eigenes Zimmer, und es ist sogar etwas größer als dein jetziges.«
    Patricks Züge wurden etwas entspannter.
    »Sie liegt in einem witzigen Viertel. Ich habe einige Asiaten dort gesehen und auch Türken und Italiener. Es gibt in der Nähe ein Kaufhaus und viele Läden.« Charlotte machte eine kurze Pause, sagte dann: »Es hat mich an Manchester erinnert.«
    Jetzt wurde Patrick neugierig. In Manchester hatten sie immerhin sechs Jahre gelebt und er verband zum größten Teil gute Erinnerungen daran. Natürlich und vor allem wegen Manchester United.
    Charlotte erzählte weiter von der Umgebung der neuen Wohnung. »Es gibt auch einen riesigen Spielplatz, mit Flächen für Basket- und Fußball. Er ist vielleicht fünf Minuten zu Fuß entfernt. Es
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