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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2
Autoren: Langdon Jones
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und Jess waren noch immer in Fahrt, sie redeten unentwegt, Gesellschaft, Zivilisation, die Künste, Krieg und Revolution. Graham ließ sich in das Schweigen sinken, aus dem Anneke die Show verfolgte. Ihr Haar war sehr blond, sogar noch heller als ihre Haut, ihre Ohren drangen etwas daraus hervor, ihr Gesicht schimmerte. Das milde holländische Gesicht. Sie schien mehrere Jahre jünger zu sein als Richard und die anderen. Das Reden, das Essen gingen weiter. Das schwangere Mädchen schritt zwischen Tisch und Küche hin und her, verließ das Licht und kam wieder zurück, erblühend, ohne sich um die Kategorien und feinen Unterschiede, die da gesponnen wurden, zu kümmern. Sie ging langsam, gewichtig, schob ihr volles Vorderteil vor sich her. Als er sie so beobachtete, wie sie die schweren, dampfenden Teller herumtrug, wurde Graham, der ein wenig betrunken war, plötzlich von einem klaren, unverständlichen Verlangen ergriffen. Er vermeinte in ihrem gemeinsamen lastenden Schweigen den Herz schlag des Babys zu hören, als hätte die plötzliche Lie be ein geistiges Stethoskop zwischen ihnen und dem blinden kleinen Wesen in seinem Fruchtwasser entstehen lassen.
    Immer wieder füllten sich die Münder mit Essen und Trinken. Die Ebene der Gläser und Teller hob und senkte sich, bis diese Bewegung zu einer Naturfunkti on geworden schien, und angeregt durch das Essen und Bier und seine neue Liebe folgte Graham Anneke in die Küche. Er stand an der Tür und sah zu, wie sie mit ihren tiefen, langsamen Unterwasserbewegungen Teller abwusch und Brot schnitt. Die Wangen gerötet, die kurze Nase rot und schimmernd, so füllte sie die Schalen erneut. Er trat auf sie zu und beugte sich vor und küßte sie. Im Rückblick war er verblüfft über seine Vermessenheit. Die Kartoffeln und das Bier und das starre Paar, das am Tisch auf sie wartete, er hätte es ihr nicht übelgenommen, diesem dicken, blonden Liebling, wenn sie geschrien und ihn inmitten zerbrochenen Geschirrs fortgestoßen hätte. Aber wunderbarerweise war ihre Reaktion nicht so. Sie nahm seine Umarmung schlicht hin, hielt seinen Kopf kurz an ihre volle Brust, er stand gebückt, gegen den Teller mit Kohl gepreßt, den sie noch in der anderen Hand hielt. Der duftige graue Dampf stieg auf, umhüllte sie beide.
    Als er zum Tisch zurückkehrte, spürte er die Spannung zwischen den anderen, Überschreitung lag schwer in der Luft, Strafe und Buße. Die Abrechnung kam später. Im Augenblick, isoliert von ihnen, war er nur satt und voll, und sie waren nichts als Schatten auf seiner Netzhaut. Phantasiegebilde in jenem reinen, trunkenen Augenblick in der Küche, hätte er für Graham etwas von den Verkündigungsgemälden mit der Taube, Maria und der Same, der von Gott über den Lichtstrahl in ihr Ohr herabglitt (zap!), das Baby im Mutterleib das seine , ein wundersames Kind.
     
    Holland ist nicht ganz so groß wie Vermont, doch sei ne Deiche würden, hintereinandergebaut, über New York bis nach Chicago reichen.
     
    (De) dingen vielen uiteen. Die Dinge lösten sich auf.
     
    Sie gingen durch die Stadt, endlos, grauer Himmel, Spiegelungen, im Wasser verdoppelte sich alles. Die Stadt sah sich an, ganz und vervielfältigt, schimmernd, in jedem Stück Wasser, in jeder schimmernden Oberfläche.
     
    Erbaut auf riesigen Pfeilern, die in den sumpfigen Boden getrieben wurden, und von zahlreichen Kanälen durchzogen, wird Amsterdam stets das ›Venedig des Nordens‹ genannt, obwohl sich seine Kanäle von den venezianischen durch die Kais unterscheiden.
     
    Jess hatte den Eindruck, als wären sie Menschen der Frühzeit, urgeschichtliche Höhlenbewohner, die sich mit den ersten Anfängen der Sprache abmühten, sich ungeschickt Werkzeuge zu formen versuchten, kleine Regungen in der Wirrnis ihres Gehirns. Haarig, kalt, naß, verängstigt, so tasteten sie sich durch die Dunkelheit, versuchten einander zu erreichen, versuchten die Zeichen zu lesen, die in die Höhlenwände gekratzt waren, aber es hatte keinen Sinn. Es gab nicht genug Worte, sie waren nicht ausgeprägt genug, die Eiszeit kam und es war kalt, es gab nickt genug zu essen, das Feuer reichte nicht aus, es war dunkel, sie hatten sich verirrt.
    Im Nebenzimmer schrie das Kind.
     
    Der Züricher Arzt Konrad Gesner war der erste, der in den Gärten der Fugger in Augsburg die Tulpe entdeckte – etwa 1555. Die eigentliche Heimat der Tulpe ist jedoch nicht Augsburg; sie liegt viel weiter östlich, in Armenien, auf der Krim. Etwa 1560
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