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Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6

Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6

Titel: Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6
Autoren: Anaïs Goutier
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langbeinigen Partygängerinnen, mit denen das Leben versprach, ein riesiger Spaß zu werden. Aber ich war auch keine knallharte Hedgefonds-Managerin, keine kosmopolitische Karrierefrau, die Ian hätte mit ihren Bonusmeilen und ihrer weltgewandten Souveränität das Wasser reichen können. Vielmehr war ich eine oft ein bisschen zu verkopfte Geisteswissenschaftlerin, eine meist ein wenig zu kühle Blondine mit Flugangst und eher übersichtlicher sexueller Erfahrung.
    Dennoch hatte sich Ian Reed ausgerechnet für mich entschieden. Und hatte ich anfangs noch befürchtet, nur eine unter vielen Jagdtrophäen zu sein, die aus dem einen oder anderen Grund seinen sportlichen Ehrgeiz geweckt hatten, hatte Ian in den vergangenen Monaten auf unglaublich vielfältige Weise unter Beweis gestellt, dass dem nicht so war. Er hatte buchstäblich um mich gekämpft, war Kompromisse eingegangen, hatte seine ureigenen Prinzipien immer wieder verletzt, Ängste überwunden und Grenzen überschritten und hatte sich mir Stück für Stück geöffnet.
    Mit Ian hatte ich die romantischsten Stunden verlebt und den besten Sex meines Lebens gehabt, an seiner Seite hatte ich die größten Glücksmomente erlebt und einige der schönsten Orte Europas gesehen, aber ich hatte auch den schlimmsten Liebeskummer durchgestanden und Dinge erfahren, die mich zutiefst schockiert, in meinen Grundfesten erschüttert und unendlich traurig gemacht hatten.
    Heute Abend würde ich die Ausstellungsfinissage an Ians Seite besuchen, in einem schwarzen Lanvin-Kleid, das wir gemeinsam für diesen Anlass gekauft hatten, und mit einem opulenten Jugendstil-Collier um den Hals, das er mir in Prag zum Geschenk gemacht hatte.
    »Du siehst hinreißend aus«, ließ er mich wissen und das sonore Vibrato seiner herrlichen Stimme sorgte dafür, dass sich all die feinen Härchen meines Körpers aufrichteten.
    Ich strich mit dem Daumen über seine zur Abwechslung einmal glatt rasierte Wange und zupfte seinen weißen Hemdkragen unter der perfekt sitzenden schwarzen Anzugjacke zurecht. Er trug auch zu diesem Anlass keine Krawatte.
    »Du siehst auch gut aus, Ian.« Ich lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, besser als gut. Die Frauen dort werden mich lynchen.«
    Ian grinste jungenhaft. »Das werde ich zu verhindern wissen. Ebenso wie jeden Annährungsversuch der zahllosen Herren, denen du heute Abend den Kopf verdrehen wirst.«
     
    Als die schwarze Jaguar-Limousine pünktlich um halb acht am Schaumainkai direkt vor dem Museum für phantastische Kunst der Sammlung Reed hielt und Mark um den Wagen herumging, um uns die Tür aufzuhalten, waren wieder einmal alle Augen auf Ian und mich gerichtet. Das grelle Blitzlichtgewitter ließ mich auch diesmal zusammenzucken und natürlich kniff ich auch wieder die Augen zusammen, obwohl ich mir vorgenommen hatte, diesem Reflex dieses Mal zu widerstehen. Aber insgesamt fühlte ich mich an Ians Seite weitaus sicherer und souveräner als noch bei der Charity-Gala im Louvre und um Welten wohler als bei meinen ersten öffentlichen Gehversuchen damals in Prag. Wie jedes Mal, wenn wir einen gemeinsamen öffentlichen Auftritt zu absolvieren hatten, lag Ians Arm unverrückbar um meine Taille.
    Dann traten wir ins Foyer, wo es einen Sektempfang gab. Von allen Seiten wurde Ian zu der erfolgreichen Ausstellung beglückwünscht, die einen Besucherrekord hatte erzielen können, doch er wurde nicht müde, auf seine hervorragenden Mitarbeiter, den Sammlungskurator Harald Sperling und sein Team zu verweisen, denen das eigentliche Lob gebühre.
    Ich weiß nicht, wie viele Hände wir an diesem Abend schüttelten, jedenfalls war vom Kommunalpolitiker bis zum Kultusminister, vom Herausgeber einer großen Tageszeitung bis zur Chefredakteurin eines legendären Hochglanz-Magazins, von den schillernden Frankfurter Society-Ladies bis zum Bankenchef und Vertretern des Freundeskreises des Museums für phantastische Kunst alles vertreten, was in der Frankfurter Gesellschaft Rang und Namen hatte.
    Dann folgte der offizielle Teil, den Ian mit einer kurzen Rede einleitete, bei der er zwei Neuerwerbungen vorstellte, die an diesem Abend in den Sammlungsbestand der Sammlung Reed eingehen sollten; ein Mappenwerk mit zwölf Kaltnadelradierungen von Salvador Dalí und ein allegorisches Gemälde des bedeutenden Symbolisten Arnold Böcklin.
    »Wie Sie wissen, realisiert das Museum für phantastische Kunst neben der Präsentation seiner ständigen Sammlung jährlich nur eine
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