Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
dieser Kreuzung: Warum zum Teufel hatte man dort nicht einfach Stoppschilder aufgestellt?
    Challis beobachtete, wie Pam Murphy bremste und mit einer kurzen Lenkbewegung in die Five Furlong Road abbog. Das Fahrmanöver wirkte ein wenig zu dramatisch, ein wenig zu forsch. Pam hatte auf ihrem letzten Posten öfter mit Verfolgungsfahrten zu tun gehabt; sie war noch jung genug, um ein wenig angeben zu wollen. Sie wollte zum GIB, aber die Uniform erlaubte ihr auch noch den ganzen Spaß wie schnell fahren, Sirene anwerfen, der Welt sagen, sie solle ihr gefälligst Platz machen.
    »Verdammt, da ist er«, sagte Challis.
    In diesem Abschnitt war die Five Furlong Road schmal, ausgefahren, voller Schlaglöcher und tückischer Querrillen. Wenn sich zwei Fahrzeuge aus unterschiedlichen Richtungen begegneten, waren sie gezwungen, sehr langsam zu fahren und an den Rand auszuweichen, manchmal sogar mit den äußeren Rädern bis in den Graben, wenn dieser flach genug war. Dabei ging man durchaus das Risiko ein, mit dem Unterboden aufzusetzen, sich die Ölwanne aufzuschlitzen und den Auspuff abzureißen. Doch Casement, der den Mercedes-Kombi seiner Frau fuhr, bremste nicht, fuhr nicht ran, blieb nicht stehen. Pam fuhr ins Unterholz zwischen zwei Eukalyptusbäumen und ließ den Wagen über die ausgehärteten Lehmklumpen holpern, die der Straßenhobel dort hinterlassen hatte. Challis drehte sich um und schaute durchs Rückfenster hinter Casement her, der vorbeigeschossen war und eine dichte Staubwolke hinter sich herzog. Sie hörten kleine Steinchen gegen das Heck des Polizeiautos prasseln.
    »Schnell«, sagte Challis und bedauerte seine Bemerkung sogleich, denn das war ja offensichtlich.
    »Bin ich, Sir«, erwiderte Pam, die wegen seiner Bevormundung irritiert und verärgert wirkte.
    Sie sprintete los, suchte nach einem Farmtor, fuhr hinein und setzte zurück, als es plötzlich laut hupte. Bevor sie noch das Wendemanöver beenden und ihr Vorfahrtsrecht einfordern konnte, fuhr ein Telstra-Servicewagen vorbei, der schwer mit Leitern beladen war. Challis sah das schreckerfüllte Gesicht des Mechanikers, dann war der Wagen an ihnen vorbei, und sie krochen hinter ihm her. Der Fahrer schien darüber in Panik zu geraten, dass die Polizei hinter ihm war und er sie behinderte. Also bremste er auf Schritttempo ab, doch der Straßenrand war zu weich, und die überhängenden Baumäste drohten ihm die Leitern herunterzureißen. Challis’ eigene Straße sah so ähnlich aus wie die Five Furlong Road. Mindestens einmal im Jahr rief er die Gemeinde an, um den Baumschnittdienst kommen zu lassen. Warum seine Nachbarn das nicht taten, wusste er nicht.
    »Werfen Sie die Sirene an«, forderte van Alphen von der Rückbank.
    »Schon gut«, sagte Challis. »Er weiß schon, dass wir hier sind, er wird anhalten, sobald er kann.«
    Pam Murphy warf ihm einen dankbaren Blick zu. Dann konnten sie endlich den Laster überholen und nahmen wieder Fahrt auf. Staub hing in der Luft. Sie kamen an der Kreuzung mit der Küstenstraße an, und Pam fragte: »Sir? Links? Rechts?«
    Challis fiel sofort die richtige Antwort ein. Es war etwas Offenkundiges, Ironisches an der Sache. »Zum Flugplatz. Wir wissen, dass er fliegen kann.«
    Pam lachte. »Ich habe so eine Vision, wir könnten ihn die Landebahn hinauf- und hinunterjagen.«
    Man könnte ihn in eine Ecke treiben, dachte Challis. Der Flugplatz Waterloo war T-förmig angelegt, Nord-Süd und Ost-West. Viel Gras zwischen den Landebahnen und der Umzäunung, eher wie eine große offene Weidefläche mit Hangars an einer Seite, ein paar Tore, Maschendrahtzaun.
    »Und wenn er nicht dort ist?«, fragte Pam.
    »Ich mache besser Meldung«, sagte van Alphen, zog sein Handy aus der Tasche, murmelte, brüllte dann, um sich verständlich zu machen, klappte das Handy schließlich wieder zu und steckte es ein.
    »Hier in der Gegend kriegt man nie eine vernünftige Verbindung«, sagte er. »Die Halbinsel ist voller Funklöcher.«
    Die anderen kümmerten sich nicht um ihn. Pam donnerte mit dem Polizeiauto über die Küstenstraße nach Waterloo zurück. Challis schätzte, dass sie auf der Five Furlong Road etwa zwei Minuten verloren hatten. Casement hatte Gas gegeben, als er sie sah. Er ging davon aus, dass sie hinter ihm her waren. Reichten zwei Minuten, um ein Flugzeug starklar zu machen?
    Welches Flugzeug?
    Die Cessna? Die wurde in einem anderen Hangar repariert. Challis wusste nicht, ob sie schon wieder startbereit war.
    Die Kittyhawk? Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher