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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch
Autoren: Garry Disher
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Waterloo war, rief er Ellen an und teilte ihr mit, dass sie zu einer dringenden Einsatzbesprechung kommen müsse. Und als sie alle beisammen waren, sagte er ihnen, wie er den Fall Casement sah.
    »Also«, schloss er, »wir haben ihn erwischt, weil er seine alte Handynummer behalten hat.«
    Sie schüttelten die Köpfe. Immer wieder kam ihnen so etwas unter, Variationen von Kellocks Theorie über das Falschparken.
    »Und er hat einfach seinen Namen genannt?«, fragte Ellen.
    »Ja.«
    »Und wie behält er die Übersicht über seine verschiedenen Persönlichkeiten?«
    »Der Bursche ist konzentriert. Das muss er auch sein.«
    »Abgesehen von der alten Telefonnummer.«
    »Abgesehen davon, ja.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er war ziemlich zugeknöpft. Wollte wissen, woher ich seine Nummer hätte. Ich wollte erst sagen: Tut mir Leid, falsch verbunden, und auflegen, aber dann dachte ich, das würde nur noch verdächtiger wirken.«
    Also hatte Challis improvisiert und Casement gesagt, er tue nur seine Arbeit, er sitze in einem Callcenter zusammen mit einer ganzen Reihe anderer Telefonisten und gehe zugunsten einer Wohltätigkeitsorganisation eine Liste von Handynummern durch. Von wem denn die Liste stamme, wollte Casement wissen. Das wisse er nicht, hatte Challis erwidert, er tue nur seine Arbeit, aber vielleicht habe die Telefongesellschaft die Liste verkauft. »Mistkerle«, hatte Casement gesagt.
    »Und dann habe ich mich entschuldigt und schnell aufgelegt.«
    »Ihre Stimme hat er nicht erkannt?«
    »Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht in dem Zusammenhang.«
    »Und wer ist Casement?«
    »Ich habe bei Scotland Yard nachgefragt und sie gebeten, unter den Namen Casement und Billings nachzuschauen. Angesichts der Tatsache, dass er echte Papiere verwendet hat, um unter beiden Namen zu agieren, ist es durchaus möglich, dass es sich um tatsächlich existierende Personen handelt – lebendige oder tote.«
    »Also nehmen wir ihn unter die Lupe, weil er seine Frau umgebracht haben könnte?«
    »Und Trevor Hubble«, sagte Challis und setzte sich auf den Tisch neben der Pinnwand. »Kümmern wir uns als Erstes um den Fall Hubble. Gehen wir davon aus, dass Casement auf der Flucht ist. Er kommt unter dem Namen Billings nach Australien, lernt Hubble kennen und nimmt dessen Identität an, nachdem Hubble Heimweh kriegt und nach England zurückkehrt. Doch Hubble wird erneut ruhelos und kommt wieder nach Australien, also fühlt sich Casement/Billings bedroht. Er macht mit Hubble eine Fahrt auf seinem Boot, bringt ihn um, verlässt das Haus in St. Kilda und zieht auf die Halbinsel. Er lernt Kitty kennen, und die beiden heiraten. Die Ehe bietet Schutz und verleiht ihm die dringend benötigte Legitimität.«
    Challis hielt inne. »Wir brauchen Beweise. Sein Boot, zum Beispiel. Wir wissen von Louise Cook, dass er eins hatte. Hat er es immer noch? Wo liegt es? Kriegen wir einen Durchsuchungsbefehl für das Boot? Hubbles Fingerabdrücke wären nicht schlecht.«
    »Global Positioning System«, sagte Scobie unvermittelt.
    »Kann ich das mal für Uneingeweihte haben?«, fragte van Alphen, der für eine Weile von Kellock abgestellt worden war.
    »Das hat was mit Navigation zu tun. Es sagt einem, wo die Jacht gewesen ist und wann.«
    Challis wies auf van Alphen. »Van, ich möchte, dass Sie die Jacht finden, einen Durchsuchungsbefehl erwirken und diesen globalen Schnickschnack von der Jacht untersuchen. Dann wäre da noch die Frage nach dem Anker, der dazu verwendet wurde, um Hubbles Leiche zu versenken. Ist der schon wieder aufgetaucht?«
    Sie schüttelten die Köpfe, so als könne sie nichts mehr überraschen. Wer vermisste schon einen Anker? Wer brauchte ihn denn jemals wieder? Polizisten unterschlagen nun mal Beweisstücke, stehlen oder verkaufen sie.
    »Danach dann Janet, seine Frau«, fuhr Challis fort. »Gut möglich, dass sie zu neugierig geworden ist oder herausgefunden hat, wer er war, oder aber sie war vielleicht von Anfang an eingeweiht und wurde zum Risiko. So oder so handelt es sich um einen Gelegenheitsmord, denn den konnte man ja Munro in die Schuhe schieben.«
    »Vielleicht hatte sie unerwünschtes polizeiliches Interesse aufs Haus gezogen«, sagte Ellen. »Zum einen, als Lister ihr Flugzeug rammte, zum anderen, als wir das Foto fanden.«
    Van Alphen lachte spöttisch auf. »Also bringt er sie um und macht dadurch erst recht die Polizei auf sich aufmerksam?«
    »Aus Anteilnahme, nicht aus Argwohn«, sagte Challis. »Außerdem könnte
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