Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
aufzusammeln, die mit einem Schiff aus Queensland geliefert werden sollte, das ist sicherer als auf der Straße. Wir hatten nicht mit Sturm gerechnet.«
    Dann hatte Ellen ihn nach Pam Murphy ausgefragt. Lister winkte ab. »Sie hat mir nichts verraten, was ich nicht sowieso schon gewusst habe.«
    »Sie ist zu mir gekommen und hat die Erpressung gemeldet.«
    »Na und?«
    »Und ich möchte nicht, dass Sie das in irgendeiner Weise ausschlachten. Ihrer Verteidigung wird das nichts nützen, sondern nur noch alles verschlimmern; es wird so aussehen, als hätten Sie versucht, eine Polizistin zu erpressen.«
    Lister hatte mit den Schultern gezuckt. »Ich hab nichts gegen sie. Schnee von gestern.« Ohne weiter darauf einzugehen, fügte er an: »Ich fühle mich beschissen wegen Skip, können Sie das nicht verstehen? Ich möchte mir alles von der Seele reden.«
    Ellen hatte ihn ungläubig angestarrt. »Constable Murphy wird ihren Wagen verkaufen und den Kredit zurückzahlen.«
    Lister, der nun offenkundig erschöpft war, hatte sich das Gesicht gerieben. »Das werde ich wohl brauchen können, denke ich. Anwaltskosten. Krankenhausrechnungen.«
    »Sie widern mich an«, hatte Ellen gesagt.
    Challis erzählte nichts davon Scobie Sutton. Sutton würde zwar nicht plaudern oder diese Information anderweitig missbrauchen, aber die Geschichte mit Pam Murphy sollte besser unentdeckt bleiben.
    »Hier sind wir richtig«, sagte Sutton, »die nächste rechts.«
    Sie hatten den Peninsula Freeway bis Frankston genommen und waren dann hinüber zum Nepean Highway gefahren, der die Bucht einen Block vom Wasser entfernt umrundete, das man ab und zu durch die Seitenstraßen blitzen sah. Trotz des Wassers war dies ein trostloses Stadtviertel: flach, sonnendurchglüht, die Häuserzeilen, die nur ab und zu durch hässliche italienisch wirkende Villen mit ihren Terrakottafliesen und weißen Gipssäulen unterbrochen wurden, die in der Herbstsonne blendeten, ähnelten sich zu sehr.
    Challis bog rechts ab durch den fließenden Verkehr in eine enge Straße, die einen Bogen schlug, an dem eine Reihe von dreigliedrigen verklinkerten Häusern aus den Fünfzigerjahren stand. Hausnummer vierzig hatte cremefarbene Klinker, der Rasen war verdorrt, im Carport neben dem Haus stand ein Mazda 121.
    »Jemand zu Hause«, murmelte Sutton.
    Challis schüttelte irritiert den Kopf. Er hätte sich nicht die Mühe der langen Fahrt gemacht, wenn er das nicht vorher überprüft hätte.
    Louise Cook war um die vierzig, hatte karottenrote Haare ohne jede Fasson und das trockene, faltige Gesicht einer Kettenraucherin. Sie hustete stark und führte sie eilig ins Wohnzimmer, so als müsse sie dringend wieder zu ihrem Lehnsessel, dem Beistelltisch und dem Aschenbecher.
    Dann stand sie wieder auf und sagte atemlos: »Tee? Kaffee?«
    »Nichts, danke«, sagte Challis mit fester Stimme. Er wollte nicht allzu lange bleiben und sah, wie Louise Cook sich erleichtert zurücksinken ließ und ihn erwartungsvoll ansah.
    »Sie wollen etwas über Trevor wissen?«
    »Sie sind doch 1999 mit ihm nach England gegangen.«
    »Ja.«
    »Aber Sie sind zurückgekommen, und er ist dort geblieben.«
    »Ja. Er war aus London, aber ich bin von hier, und ich bekam Heimweh. Außerdem war es in London viel zu kalt und zu teuer.«
    »Haben Sie seitdem Kontakt gehabt?«
    »Immer mal wieder. Wir haben uns recht freundschaftlich getrennt. Keine große Leidenschaft und so.«
    »Was können Sie mir über Billings erzählen, den Mann, der Trevors Mietvertrag für das Haus in St. Kilda übernommen hat?«
    »Er war ein ziemlich übler Finger. Als ich nach Australien zurückkam, wollte ich nur für eine Weile ein Zimmer haben, bis ich wieder auf die Beine gekommen war. Der Mistkerl hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.«
    »Und davor? Als Trevor Hubble und Sie ihn kennen lernten, bevor Sie nach London gegangen sind?«
    »Trevor und ich hatten ein Teppichreinigungsgeschäft. So haben wir Billings kennen gelernt. Wir unterhielten uns, freundeten uns an, Trevor und er kamen aus derselben Gegend in London, also hatten sie vieles gemeinsam, und am Ende investierte er in unser Geschäft, sodass wir es uns leisten konnten, nach England zu gehen. Er behielt die finanzielle Kontrolle, so ungefähr.«
    »Was ist aus dem Geschäft geworden?«
    Cook gestikulierte. »Wenn ich das wüsste. Wir haben ihm aus England geschrieben, aber er hat nie geantwortet. Und als ich zurückkam und ihn sprechen wollte, hat er mir die Tür vor der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher