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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel
Autoren: Mischa Martini
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benachrichtigen.«
    »Außer der Geburtsurkunde habe ich bis jetzt nichts gefunden, vielleicht sind im Handy Telefonnummern gespeichert.«
    »Wo stammt er noch mal her?«
    »Aus Euskirchen.«
    »Vielleicht hat er da Verwandte.«
    Kurz nachdem der Leichnam abgeholt worden war und Hoffmann sich verabschiedet hatte, kam POM Schäfer in Begleitung eines rothaarigen jungen Mannes ins Haus. Er stellte ihn als Amtstierarzt Dr. Rupprath vor. Grabbe übernahm es, den Mann zum Zwinger zu führen.
    Im Wohnzimmer stand Sattler von der Spurensicherung auf einem Stuhl und untersuchte die niedrige Decke, während ein Kollege den Stuhl an der Lehne festhielt.
    »Stört es euch, wenn ich mich hier umsehe?«, fragte Walde.
    »Wir sind fast durch.«
    Walde durchstöberte die Bücher auf dem schmalen Wandregal. Neben wenigen historischen Romanen fand er Werke, die sich mit der römischen Geschichte und noch früheren Epochen beschäftigten. Ein Heft mit dem Titel ›Der keltische Ringwall von Steineberg‹ war darunter. Waldes Hände waren trotz der dünnen Handschuhe inzwischen so kalt, dass er kaum die Seiten umblättern konnte.
    Er versuchte den Fernseher einzuschalten. Das Gerät reagierte nicht. Walde bückte sich, um zu überprüfen, ob der Stecker in der Dose saß.
    »Der Saft ist abgedreht«, kam es von der Decke her.
    »Gibt es keine persönlichen Aufzeichnungen, ein Fotoalbum oder wenigstens einen Terminplaner?«, fragte Walde den Kollegen.
    »Das war ein Eigenbrötler«, sagte der Techniker mit dem auffälligen schwarzen Balken über den quadratischen Brillengläsern. »Der lebte hier wie ein Einsiedler, ohne jeden Luxus. Bisher habe ich nur diese Visitenkarte gefunden.«
    Walde nahm eine kleine Plastiktüte entgegen und las die Visitenkarte durch die Klarsichtfolie. »Max van Sweelik, Antik, Handynummer, keine Adresse, kein Festnetz.«
    »Könnte aus Belgien oder Holland kommen«, sagte Sattler.
    »Sonst gibt es keine Adressen oder Telefonnummern?«
    »Bisher nichts, auch keine Briefe, nicht einmal eine Postkarte.«
    »Immerhin hatte er die Hunde«, sagte Walde und überlegte, ob der Mann eine schmerzhafte Trennung hinter sich gehabt hatte oder sonst einen Schicksalsschlag, den er vielleicht hier in der Einsamkeit verarbeiten wollte.
    »Da unten hat etwas gestanden.« Sattler wies auf eine Stelle auf den Holzdielen unter dem Bücherregal, die mit einer Nummerierung versehen war. »Ich habe es daran erkannt, dass dort deutlich weniger Staub war. Etwas Rundes, sechzehn Zentimeter Durchmesser.«
    »Ein Blumentopf?«
    »Es gibt im ganzen Haus keine Pflanzen.« Der Techniker schnauzte sich geräuschvoll.
    »Was haben wir denn hier?« Sattler tastete über einen aus einem Deckenbalken minimal herausstehenden Zapfen. »Kannst du mir mal eine Flachzange reichen?«
    Walde griff in den am Boden stehenden blitzblanken Metallkoffer, der ihn an Mutters Nähkästchen erinnerte, und reichte eine Zange mit grünem Griff nach oben.
    Wie kam es, dass er in diesem Haus schon zum zweiten Mal an seine Kindheit erinnert wurde?
    »Jetzt kommen wir der Sache näher«, rief Sattler. Er zog vorsichtig einen langen Holzzapfen aus dem dunklen Deckenbalken und erzeugte dabei einen hohen Quietschton, der die Spannung noch steigerte.
    »Aha, was haben wir denn da?« Sattler dehnte die Worte.
    Walde sah zu, wie sein Kollege sich ein zeigefingerdickes und etwa ebenso langes Holzteil dicht vor die Augen hielt. Er drehte es und schnupperte daran. Walde wandte sich wieder den Büchern zu.
    »Was haben wir denn da?«
    Diesmal reagierte Walde nicht auf Sattlers Worte.
    »Scheint aus Gold zu sein.«
    Walde überlegte, ob er hinschauen und dabei riskieren sollte, vom Kollegen auf den Arm genommen zu werden. In dieser Bude gab es sicher kein Gold zu finden, höchstens Blech.
    Seine Gedanken wurden durch Sattlers Kollegen unterbrochen, der die Treppe herabkam. »Oben ist nichts außer Mäusedreck.«
    »Guck mal, die Münze hat hinter dem Zapfen gesteckt«, meldete Sattler stolz und versenkte seinen Fund in einem Beutel.
    »Kein sehr originelles Versteck, ich hätte sie in den Geldbeutel zwischen das Kleingeld getan«, war der Kommentar des anderen Technikers.
    Walde betrachtete den Beutel mit der kleinen Münze. »Aber da würde sie an den anderen gerieben werden und könnte Schaden nehmen.« Soviel wusste er von seinem Freund Jo, der Münzen sammelte und obendrein Hobbyarchäologe war. Vor Jahren hatte Jo auf dem Gelände einer Großbaustelle in Trier einen
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