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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon
Autoren: Jason Dark
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unbedingt zurückhaben will, wird er wissen, wo er dich finden kann. Davon bin ich voll und ganz überzeugt.«
    »Das wäre mir sogar lieb.«
    »Dann müssen wir uns jetzt verabschieden.«
    In diesem Augenblick gab es mir einen Stich. Es war kein Herzschmerz, aber so etwas Ähnliches schon. Ich starrte Nadine an. Sie hob die Schultern und lächelte.
    »Was ist?«
    Als Antwort bekam sie von mir ein Kopf schütteln. Mir war jetzt klargeworden, daß wir uns doch nicht in einer normalen Welt befanden, obwohl wir uns so normal unterhalten hatten. Ich stellte fest, daß uns beide Welten trennten. Sie würde nicht mehr mit mir zurück nach London gehen. Ihre Aufgabe hatte sie hier gefunden. Sie würde diese Welt durchwandern, sie würde sie erleben mit allen ihren Schönheiten und Geheimnissen. Sie würde zu einer Wissenden werden.
    Ein Schauer kroch über meinen Rücken. Ich merkte, wie mein Gesicht zuckte, denn gedanklich beschäftigte ich mich mit Erinnerungen, mit schrecklichen Fällen, die wir gemeinsam durchgestanden hatten. Nadine die meiste Zeit als Wölfin.
    Das alles war vorbei, es lag plötzlich so weit zurück, daß die Erinnerung von Schatten gelöscht werden sollte.
    Nadine merkte, daß mit mir etwas nicht stimmte. »Geht es dir nicht gut, John?«
    »Doch, doch, schon, aber ich…«
    »Du denkst an den Abschied?«
    Ich schaute zu Boden. Irgendwo fühlte ich mich verlegen. »Was heißt Abschied?« Dann nickte ich heftig. »Ja, verdammt, ich habe an ihn gedacht, und ich habe auch daran gedacht, daß es mir noch gelingen könnte, dich wieder zurückzuholen, Nadine.«
    »Nein, John, auf keinen Fall. Das ist vorbei. Wenn es etwas Endgültiges gibt, dann ist es mein Bleiben hier, verstehst du das?«
    »Sicher.«
    Sie umarmte mich. »Mach es uns beiden nicht zu schwer, John, wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Ich wollte etwas sagen. Sie aber war schneller und umarmte mich. Wie ein Liebespaar standen wir da. Ich spürte ihren Körper, der eng an den meinen gepreßt war, wollte den Gral abstellen, aber sie hielt ihn mit einer Hand fest. Sie hatte die Fläche nach außen gelegt, die Finger bewegten sich über die Symbole hinweg und schafften es auch, sie in eine andere Stellung zu bringen.
    Mein Protest erstickte. Die Welt um mich herum verschwamm.
    Aus einer kaum meßbaren Ferne hörte ich Nadines Stimme wie den Klang einer Glocke. »Wir sehen uns wieder, John… oft noch. Die Zeit der großen Rätsel beginnt. Sie ist reif. Du wirst mithelfen, sie zu lösen, und du wirst erkennen, daß die alten Mythen Wahrheit sind. Du bist der Sohn des Lichts, du hast das Kreuz und den Gral…«
    Ihre Stimme verwehte.
    Es war vorbei.
    Ich konnte nicht mehr denken, aber ich merkte dann den Wind, der mir diesmal kalt vorkam. Meine Welt hatte mich wieder.
    Diesmal war es nicht das Weiße Haus, in dem ich stand, vor mir sah ich den Turm auf dem Hügel und das Tor.
    Ich stand auf der Avalon-Seite, und es hatte sich seit meiner Reise auf die Insel der Äpfel nichts verändert. Nur die Gefühle waren andere geworden. Ich kam mir so allein vor, so zurückgelassen und konzentrierte mich auf den Druck am rechten Innenarm.
    Damit hielt ich den Helm fest.
    Er war also noch vorhanden, und er war auch der Beweis dafür, daß dieser Fall noch nicht gelöst war. Ich mußte den Geist finden, der sich dem Bösen zugewandt hatte.
    Okay, ich würde es tun! Mein Blick glitt zurück.
    Weich wellte sich die Landschaft vor meinen Augen. Ein grünbraun erstarrtes Hügelmeer, das im Süden und Westen irgendwann gegen die Küste stoßen würde, wo die Sagen und Legenden den alten Zeiten ebenso intensiv waren wie hier.
    Avalon, Merlin, König Artus – die Gestalten durchwehten die Kapitel der Geschichte.
    Ich drehte mich um, riß mich zusammen. Es hatte keinen Sinn, die Gedanken zurück in die tiefe Vergangenheit wandern zu lassen. Ich würde wieder mit ihr konfrontiert werden und dabei sicherlich mehr herausfinden. Ich mußte nach vorn blicken und vor allen Dingen den Ritter stellen, damit er nicht noch mehr mordete.
    Der Weg war vorgezeichnet. Ich konnte um das Tor herumgehen, aber ich ging trotzdem hindurch.
    Obwohl es davor und auch dahinter gleich aussah, hatte ich dennoch den Eindruck, von einer Welt in die andere zu gehen. Dabei hatte sich nichts verändert, selbst der leichte Torfgeruch wehte mir noch ins Gesicht. Mir fiel Kilian Versy ein, der Mann, der mich überhaupt nach Glastonbury bestellt hatte. Er hatte versprochen, auf mich zu warten. Ich
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