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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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Schätzchen, hast du Pierre schon gefüttert?«
    » Das hatte ich gleich vor«, sagte Lucy.
    Vielleicht war es die Neuigkeit über Zach oder die reinigende Wirkung des Liedes, dass Lucy sich etwas besser fühlte. Vielleicht war Miranda diesmal nur ein einziges Mal aufgetaucht, um anschließend wieder für Monate oder gar für ein Jahr in der Versenkung zu verschwinden.
    Und eines Tages– es war schlimm, darauf zu hoffen, und Lucy hasste sich dafür–, eines Tages würde Miranda bestimmt gar nicht mehr wiederkommen. Dann könnte Lucy endlich ein völlig normales Leben führen.

Kapitel 4
    Am nächsten Tag lächelte die Personalleiterin des Brigham and Women’s Hospital den unglaublich gut aussehenden Mann, der gerade ihr gegenüber am Schreibtisch Platz genommen hatte, freundlich an. Wenn sie sich den Bewerber so ansah, kam sie sich fast albern vor. Denn noch vor drei Minuten wollte sie sich nicht einmal die Mühe machen, mit ihm zu reden, und tat es jetzt nur, weil ihr Chef darauf bestanden hatte. Der Kandidat hieß Padraig Seeley und hatte sich für einen Job in Soledad Markowitz’ Abteilung für Geburtshilfe beworben. Aber die einzige freie Stelle war die einer Hebamme, einer weiblichen, und Padraig Seeley war Sozialarbeiter und obendrein ein Mann.
    Eindeutig ein Mann.
    » Danke, dass Sie gekommen sind, Mr Seeley«, sagte die Personalleiterin. » Ich freue mich über Ihre Bewerbung.«
    » Nennen Sie mich Padraig«, erwiderte der Mann. Er sprach mit Akzent. Schottisch? Irisch? Egal, jedenfalls klang er sehr angenehm. Er stützte sich mit einem Ellbogen auf den Schreibtisch und lächelte, sodass seine weißen Zähne hervorblitzten.
    Die Personalleiterin riss ihren Blick von ihm los und betrachtete seinen Lebenslauf. Obwohl sie ihn bereits überflogen hatte, bevor er hereinkam, konnte sie sich kaum noch an das Gelesene erinnern. Das lag an seinen tiefblauen Augen, den schwarzen Haaren, den breiten Schultern und den langen Beinen– und dann dieses Lächeln! Oh! Und dieser Akzent! Nun ja, sie war eben auch nur eine Frau.
    Kein Wunder, dass ihr Chef ihr geraten hatte, sich Padraig Seeley anzuschauen, freie Stelle hin oder her. » Für diesen Mann lässt sich doch was finden«, hatte ihr Boss erklärt. » Seien Sie kreativ. Wenn Sie ihn kennenlernen, werden Sie verstehen warum. Er ist einfach– unwiderstehlich.«
    Im Ernst. Er besaß eine solche Ausstrahlung, die kaum zu beschreiben war. Man musste sie selbst erleben. Und das lag nicht nur an seinem umwerfenden Aussehen, das einem schier den Atem raubte. Dieser Mann– dieser einzigartige Mann– übte sowohl auf Frauen als auch auf Männer eine unglaublich starke Wirkung aus. Die Personalleiterin dachte insgeheim, dass sie noch nie etwas Vergleichbares gefühlt hatte.
    Sie spürte, dass sie zu allem bereit war, um ihn zufriedenzustellen. Sie würde jeden einzelnen Muskel anspannen, körperlich und geistig, um seine Erwartungen zu erfüllen.
    Im Augenblick hatte sie fast das Gefühl, sterben zu müssen, wenn sie ihn nicht genau in der Abteilung unterbringen konnte, in der er arbeiten wollte: in der Abteilung von Soledad Markowitz.
    Sie wandte den Blick erneut von ihm ab und vermittelte wieder den Anschein von Professionalität. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass Padraig Seeley einen interessanten und passenden Werdegang vorzuweisen hatte. Wie alt er wohl sein mochte? Dreißig? Er sah zwar jünger aus, musste aber mindestens in diesem Alter sein angesichts der Erfahrung, über die er seinem Lebenslauf zufolge– der wie üblich ohne Angabe zu Alter oder Herkunft verfasst war– verfügte.
    » Ihr beruflicher Werdegang als Sozialarbeiter ist beeindruckend«, bemerkte sie. » Ich habe auch einen Blick auf Ihre Sprachkenntnisse geworfen. Spanisch, Portugiesisch, Russisch und Koreanisch. Ach, und Chinesisch. Wie kam denn das?«
    » Mein Vater war im diplomatischen Dienst.« Padraig Seeley zuckte mit den breiten Schultern. » In meiner Kindheit sind wir oft umgezogen. Wenn man sich mal daran gewöhnt hat, Sprachen zu lernen, ist es ganz einfach, sich eine neue anzueignen.«
    Die Personalleiterin studierte weiter Seeleys Lebenslauf. » Ihre Arbeit mit gefährdeten Jugendlichen ist ebenfalls erstaunlich.« Plötzlich hatte sie eine Idee. » Ich überlege gerade, ob wir nicht einen neuen Posten für Sie schaffen könnten, als sozialpädagogischer Berater in unserem Geburtshilfeprogramm.«
    » Hmm.« Padraig Seeley beugte sich nach vorn. » Erzählen Sie mir mehr. Das
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