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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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wahre Liebe sein.
    Lucy und Sindy beobachteten, wie Miranda den Einkaufswagen stehen ließ und sich in die erste Zuschauerreihe setzte. Sie zog die Beine unter dem Rock an, umklammerte sie mit ihren schlanken sehnigen Armen und bewegte stumm die Lippen.
    » Sie schaut direkt zu uns herüber!«, sagte Sindy. » Und ich glaube, sie singt wieder.«
    » Ich weiß«, erwiderte Lucy knapp. » Wir ignorieren sie einfach.«
    » Ja. Wir müssen sowieso weitermachen. Laufen wir noch eine Runde?«
    » Okay«, meinte Lucy.
    Was würde Sindy wohl denken, wenn sie sich jetzt entschuldigte und hinüberginge? Oder wenn sie sagen würde: » Ich kenne die Frau. Sie ist meine Mutter.«
    Aber sie tat es nicht. Stattdessen trainierte sie weiter, allerdings mehr schlecht als recht. Und das lag nicht nur an Mirandas Blick. Der Rhythmus des Liedes, das Lucy nicht mehr aus dem Kopf ging, störte ihren Laufrhythmus und sie geriet völlig aus dem Takt.
    Als sie nach dem Training wieder zur Tribüne hinübersah, war Miranda verschwunden.

Kapitel 2
    Den ersten Hinweis darauf, dass seine älteste Freundin und Nachbarin Lucy ein Date mit irgendeinem Jungen hatte, erhielt Zach Greenfield bei einem Telefongespräch mit Lucys Pflegemutter Soledad Markowitz. Es war die Woche nach den Frühjahrs-Abschlussprüfungen in seinem ersten Semester am Williams College, und Zach machte Pläne für den anstehenden Sommer, wobei Lucys Familie eine wichtige Rolle spielte.
    » Ach, und wie es aussieht, geht Lucy am Wochenende mit einem Jungen zum Mittelstufen-Abschlussball«, erzählte Soledad gerade.
    » So?« Zach beugte sich unwillkürlich nach vorn und ließ sich von dem eigentlichen Zweck seines Anrufs ablenken. Er konnte schon etwas Zeit für ein Schwätzchen erübrigen, vor allem, wenn es dabei um Lucy ging. » Mit wem geht sie denn hin? Mit einem Jungen aus der Mittelstufe oder mit einem Oberstufenschüler?«
    Da Lucy nur zweieinhalb Jahre jünger war als Zach und er dieselbe Highschool besucht hatte, kannte er noch einige von den Jungs.
    » Wir haben ihn noch nicht kennengelernt«, sagte Soledad Markowitz. » Aber sein Name ist Gray Spencer.«
    » Spencer. Hm. Spencer– oh, warte mal. Der Bandfreak, der Schlagzeug spielt? Dieser magere, ruhige Typ mit Brille?«
    » Nun, ich weiß nicht!« Soledads Stimme klang ein wenig verärgert. » Lucy hat ihn wie gesagt noch nicht mit nach Hause gebracht. Und ich weiß nicht, ob sie es überhaupt noch tun wird! Eigentlich ist sie doch noch zu jung für eine Verabredung, meinst du nicht auch?«
    Zach unterdrückte ein Lächeln. Das war typisch Soledad. » Weißt du noch, als ich in der neunten Klasse meine erste Freundin hatte? Ich war damals vierzehn.«
    Soledad seufzte. » Ja, aber–«
    » Lucy ist siebzehn«, sagte Zach.
    » Ich weiß.«
    » Könnte es sein, dass du in dieser Hinsicht etwas sexistisch eingestellt bist? Was für einen Jungen okay ist, ist für ein Mädchen noch lange nicht okay?« Am anderen Ende der Leitung war es eine ganze Weile still. Zach war klar, dass er ins Schwarze getroffen hatte. » Außerdem, wenn es sich um den Gray Spencer handelt, den ich meine, dann musst du dir keine Sorgen machen. Er ist ein netter Typ, etwas schüchtern. Wenn du bisher noch nichts weiter von ihm gehört hast, dann vermute ich mal, dass es nur um den Abschlussball geht. Luce wird sich schick machen, hingehen und Spaß haben, und er wird sie am Schluss umarmen. Ich wette, sie gehen zusammen mit Freunden hin. Das ist eigentlich gar kein richtiges Date, nur ein Abend mit Freunden. Viele machen das so auf dem Ball.«
    Zach fand selbst Gefallen an dieser Theorie. Ein Abschlussball mit Freunden. Ja, das war perfekt für seine alte Freundin Lucy.
    Wieder herrschte Stille. Dann sagte Soledad: » Ich hoffe, du hast recht, Zach. Im Grunde weiß ich, dass du recht hast, und ich werde versuchen, mir keine Sorgen mehr zu machen. Ich will Lucy nicht im Weg stehen. Aber ich hab einfach Angst, weißt du.«
    Zach wusste das nur zu gut. Eigentlich ging es gar nicht um Lucy, sondern um Miranda, Lucys leibliche Mutter. Und um Soledads frühere Erlebnisse mit Miranda.
    Miranda, der Geist, der eigentlich noch sehr lebendig war. Lebendig, aber gespenstisch und quälend und außer Reichweite. Niemand konnte ihr mehr helfen, nicht einmal Soledad, die sie wie eine Schwester geliebt hatte.
    Plötzlich musste Zach über Lucy und ihre Pflegeeltern nachdenken. Auf einmal fiel ihm etwas auf, das er im letzten Jahr, als er während seiner
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