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Fluch per Mausklick (German Edition)

Fluch per Mausklick (German Edition)

Titel: Fluch per Mausklick (German Edition)
Autoren: Sarah Lark
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sagen, wenn sie mich beim Herausschleifen der Körper beobachtete? Zudem hatten wir nur sehr eingeschränkte Gartenbenutzungsrechte. Fido dürfte nicht mal Knochen verbuddeln.
    Ich schob die Sache mit der Zombifizierung also vorerst auf. Stattdessen surfte ich auf die praktische Esoterikseite, die unkomplizierte Lösungen versprach.
    »Alle notwendigen Voodoo-Utensilien sind im Ritualset enthalten. Eine ausführliche und äußerst kostbare Geheimnisse beinhaltende Anleitung liegt den jeweiligen Zutaten bei.«
    Für jeweils neunzig Euro gab es Ouangas zur Erlangung von Reichtum, Schönheit und Charisma. Für mich kamen allerdings mehr die roten Rituale infrage, die sich mit Partnerschaftsproblemen befassten. Das Gede Samdi zum Beispiel:
    »Sehr hilfreich, wenn der ehemalige Partner eine neue Beziehung eingegangen ist. Besonders zu empfehlen, wenn man eine Partnerrückführung beabsichtigt.«
    Oder das Baso Samdi:
    »Fördert die Trennung vom Partner, wenn keine anderen Mittel mehr helfen.«
    Zur Wohnungsentmietung speziell gab es keine Ouangas. Das schien in der Karibik kein drängendes Problem zu sein. Immerhin stieß ich gleich danach auf die »wohl bekannten, berüchtigten Puppenrituale«:
    »Sie werden ausgeführt, um ein spezielles Problem zu lösen, um sich zu schützen, um Erfolg zu haben, um eine bestimmte Person in sich verliebt zu machen oder um einen Rivalen auszuschalten.«
    Na also, das schlug gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe und erschien mir insofern die bislang wirtschaftlichste Variante zu sein:
    »Die Rituale werden jeweils als Set mit praktischer Anleitung, Personifizierungs- und Indizierungsritual und den jeweils benötigten Voodoo-Utensilien (Voodoo-Puppe, echtes Pergament, Voodoo-Öl, Nadeln usw.) geliefert.«
    Mit neunzig Euro sind Sie dabei!
    Ich wollte das Ganze schon in meinen Warenkorb legen, als dann doch der Geizhals in mir wach wurde. Bei fast zwanzigtausend Websites gab es vielleicht noch ein günstigeres Angebot. In der Hoffnung, die Aura meines Ex’ vielleicht auch für fünfundachtzig Euro »methodisch beeinflussen« zu können, klickte ich weiter zu »Voodoo virtuell«. Und das schien nun wirklich die Top-Adresse zu sein! Völlig umsonst und vor allem gänzlich unblutig konnte man hier per Mausklick seine Voodoo-Puppe auswählen, »personalisieren« und den Fluch per E-Mail auf den Weg schicken. Ich stellte mir das ähnlich vor wie bei den berühmten Yahoo-Grußkarten:
    »Guten Tag, Robin Anrainer! Sie haben eine Verwünschung von Corinna Langer erhalten. Bitte klicken Sie innerhalb von sechs Wochen auf dieses Feld, um Ihren Fluch zu aktivieren.«
    Bei dem Gedanken an Robins Gesicht musste ich kichern, obwohl das Ganze natürlich eine ernste Angelegenheit war:
    »Überlegen Sie genau, wie Sie Ihre Beschwörung formulieren!«, warnte die Anweisung. »Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion.«
    Außerdem verfluchte man natürlich auf eigene Verantwortung und hatte seine Verwünschungen möglichst auf volljährige Adressaten zu beschränken.
    Nun, versuchen konnte ich es. Immer noch grinsend wählte ich eine rot gewandete Voodoo-Puppe, taufte sie virtuell auf den Namen Mariella und formulierte eine boshafte Beschwörungsformel. Dazu rammte ich eine digitale Nadel in den Kopf der Cyber-Mariella. Nützte vielleicht nichts, tat aber gut. Entschlossen klickte ich anschließend auf »Zauber aktivieren«.
    So ganz traute ich der Angelegenheit jedoch nicht. Wenn das so einfach wäre, stände es längst in den Broschüren des Hauseigentümerverbands. Deshalb schaute ich noch kurz bei »schwarzemagie.net« herein und wurde dort ebenfalls fündig: »Anleitung zum Voodoo-Fluch«. Auch wieder kostenlos, allerdings war diesmal der Heimwerker gefordert:
    »Nimm etwas Wachs und fertige daraus eine Figur, die dem Opfer möglichst ähnlich sieht.«
    Mitleidlos zerdrückte ich eine Adventskranzkerze und begann zu modellieren. Mit kalter Objektivität konzentrierte ich mich auf Robins etwas zu lange Nase, seinen beginnenden Bierbauch und sein nicht allzu imponierend ausgefallenes Geschlechtsteil.
    »Der Fluch ist unfehlbar, wenn man sich etwas Kleidung, Haare, Fingernägel oder einen Zahn des Opfers besorgen kann …«
    Hier wurde es schwierig. Aber dann fiel mir das Fotoalbum ein. Dieses moosgrüne Monster mit Goldschnitt, ein Geschenk von Robins Mutter, hatte irgendwie den Weg in meine Bücherkiste gefunden. Ich weiß noch, wie sie es mir anlässlich unseres gemeinsamen Wohnungskaufes mit Tränen
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